Impuls 202. Alle Menschen wollen leisten, oder?

Sie alle kennen sicher Menschen und Mitarbeiter, die nörgeln, unzufrieden sind und schlechte Stimmung verbreiten. Die Leistung dieser Menschen im Job ist mittelmäßig oder sogar unterdurchschnittlich.
Warum ist das so?
Denn: Ich bin davon überzeugt, dass jeder Mensch leisten will. Jeder Mensch will einen Beitrag leisten und dann stolz auf diesen Beitrag sein.
Warum gibt es trotzdem Minderleister?
Jeder Mensch oder besser jedes Kind hat doch mal früher Krickel-Krackel-Bilder gemalt und ist stolz zu den Eltern gelaufen: „Guck mal Mama! Guck mal Papa!“. Jeder Mensch will leisten. Tief in sich drinnen. Das ist die Triebfeder unseres Lebens.
Und was passiert im Laufe eines Lebens?
Wir wachsen auf und suchen uns einen Job. Beim Unterzeichnen des Arbeitsvertrages denkt bestimmt kein Mensch: „Ich mache jetzt Dienst nach Vorschrift und schieb’ eine richtig ruhige Kugel.“ Beim Unterzeichnen eines Arbeitsvertrages denken wir sowas wie: „Ich will mich einbringen. Ich will, dass wir erfolgreich sind, dass wir Hand in Hand arbeiten und dass wir gemeinsam große Ziele erreichen.“
Wenn es gut läuft, dann ist das genau so. Der Mitarbeiter leistet seinen engagierten Beitrag. Dieser Beitrag wird anerkannt und geschätzt und alle sind zufrieden: Der Mitarbeiter selbst, die Kollegen, die Chefin und auch das Unternehmen prosperiert. In diesem Fall seien Sie happy als Führungskraft und freuen Sie sich, dass Sie gute, freudig anpackende Mitarbeiter haben. Wenn es schlecht läuft, dann macht dem Mitarbeiter die Arbeit keinen Spaß. Der Mitarbeiter leistet, wenn es gut läuft, Dienst nach Vorschrift. Gleichzeitig sind alle Beteiligten unzufrieden. In diesem zweiten Fall haben Sie eine Führungsaufgabe anzupacken.
Seien Sie neugierig und forschen Sie
Möglichkeit Eins:
Sie stellen durch Gespräche mit Ihrem Mitarbeiter fest, dass der Mitarbeiter wirklich nicht zu diesem Job oder dem Unternehmen passt. Hat er diesen Job nur gewählt, weil er sich interessant anhörte, weil seine Eltern, Freunde oder die Gesellschaft ihn dazu gedrängt haben? Dann ist es am besten, wenn sich der Mitarbeiter – intern oder extern – nach einem neuen Job umsieht.
Möglichkeit Zwei:
Der Job hat etwas damit zu tun, was dem Mitarbeiter wichtig ist im Leben. Er kann sich durchaus mit dem Zweck des Unternehmens und seiner täglichen Arbeit identifizieren. Diese Identifikation ist aber im Laufe der Zeit verloren gegangen.
Vielleicht ist die Tätigkeit extrem stressig. Vielleicht ist sie sehr anstrengend oder wird zumindest vom Mitarbeiter als anstrengend empfunden. Ich denke da nur an die Schichtarbeit oder harte körperliche Arbeit, die schlauchen und an den Nerven zerren kann. Oder das Klima im Team ist schlecht. Das Verhältnis zu den Kollegen ist laut der EY Jobstudie 2017 mit Abstand der wichtigste Faktor für motivierende Rahmenbedingungen bei der Arbeit. Vielleicht hat der Mitarbeiter viel zu harte, schlecht kommunizierte Kritik geerntet, hat zu viel Meckern und Nörgeleien seiner Führungskräfte verkraften müssen. So was frustriert. Klar, dass bei solchen Rahmenbedingungen die Leistungsbereitschaft schnell abnimmt. Obwohl der Job genau der richtige für diesen Mitarbeiter ist.
Finden Sie gemeinsam mit Ihrem Mitarbeiter heraus, ob der Job für diesen Mitarbeiter der richtige ist oder nicht. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch an die „Big Five for Live“ aus dem Blog Impuls 201 oder der Podcast Episode 16. Wenn es der richtige Job ist, dann haben die „Big Five for Live“ des Mitarbeiters und sein Job eindeutige Überschneidungen. Was sind die wichtigen Themen im Leben Ihres Mitarbeiters? Welche Tätigkeit passt zu diesen wichtigen Themen? Und natürlich: Passt der aktuelle Job oder braucht es einen neuen Job?
Die Lösung sind Sie als Führungskraft
Es geht also nicht um Know-How und den Job richtig gut auszuführen, sondern um das Know-Why. Es braucht also Sie als Führungskraft, dass Sie mit Ihren Mitarbeitern in Kontakt treten und diese dazu bewegen, in sich hinein zu hören. Denn auch ein Mitarbeiter, der im Hotel die Betten macht, kann seinen Job voller Inbrunst und Leidenschaft machen, wenn er erkennt, dass seine Arbeit extrem wichtig ist für den Unternehmenszweck und dieser Unternehmenszweck sich mit einem Teil seines Lebenszwecks deckt.
Butter bei die Fische: Das Gespräch mit Ihrem Mitarbeiter
Wie führen Sie so ein Mitarbeitergespräch?
- Bleiben Sie – wie immer – wertschätzend im Ton. Schließlich wollen Sie Ihren Mitarbeiter unterstützen, nicht anklagen. So sollte es zumindest sein! Falls das nicht der Fall ist, dann überdenken Sie mal Ihre Haltung Ihrem Mitarbeiter gegenüber.
- Machen Sie dem Mitarbeiter klar, dass Sie unzufrieden sind mit seiner Leistung. Nutzen Sie dafür ZDF, Zahlen, Daten, Fakten, also konkrete Beispiele.
Dann suchen Sie nach Gründen. Hilfreich für Sie kann der Blog Impuls 187 oder die Podcast Episode 4 sein „Delegieren gegen Widerstand“. Diese Gründe für die Minderleistung können beim Mitarbeiter liegen. Die Gründe können aber auch in den Rahmenbedingungen der Tätigkeit selbst liegen. - Und fragen Sie Ihren Mitarbeiter: „Auf einer Skala von 1-10, wie viel Lust verspüren Sie momentan, sich mit voller Tatkraft und Energie in Ihren Job einzubringen?“
Machen Sie Ihrem Mitarbeiter klar, dass Sie nur mit einer ehrlichen Antwort gut weiterarbeiten können.
Führen heißt dienen. Sie dienen, indem Sie gute Rahmenbedingungen für Ihre Mitarbeiter erschaffen. Das ist zwar kein Wunschkonzert für den Mitarbeiter, aber jeder Mitarbeiter hat Bedürfnisse, die durchaus ihre Berechtigung haben.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei, ein lustvoll engagiertes und ergebnissprudelndes Team zu entwickeln. Entwickeln Sie Ihre Mitarbeiter im wahrsten Sinne des Wortes. Denn manche Menschen sind verwickelt in Unklarheit, Unorientiertheit und Unwissenheit. Wenn sich dieser Nebel lichtet, sehen alle klarer – Ihr Mitarbeiter und Sie als Führungskraft.
Wenn Sie wirklich führen wollen, dann packen Sie dieses heiße Eisen an. Denn es ist das wichtigste Thema, das Sie als Führungskraft haben. Als Führungskraft sind Sie Diener für Menschen. Sie sind Diener der Menschen, denen der Job schon heute Freude bereitet und Sie sind Diener derjenigen, die keine Freude bei der Arbeit empfinden.
Viel Erfolg bei Ihrer tatsächlichen Führung!
Ihr Markus Jotzo