Für seine Erfolge wird Lucien Favre in Mönchengladbach frenetisch gefeiert.
Für alle nicht Fußball Fans unter Ihnen:
Der Schweizer Favre trainiert dort seit vier Jahren die Bundesligamannschaft der Borussia.
Er hat die Mannschaft aus dem Keller der Liga in wenigen Monaten an die Spitze der 1. Liga zurückgebracht.
Warum ich darüber schreibe? Weil ein Fußballtrainer, der das schafft, auch ein Vorbild für Führungskräfte in der Wirtschaft ist.
Der “verrückte Professor”, wie sie ihn im Verein nennen, zeichnet sich unter anderem durch seine akribische Genauigkeit aus.
Er ist ein Beobachter besonderer Art.
Er tüftelt und tüftelt immer wieder und sucht nach einer Strategie, wie genau der nächste Gegner zu überwinden ist.
Dafür studiert er stundenlang DVDs der gegnerischen Mannschaft: Magazin 11 Freunde, Januar 2015: http://bit.ly/1Br5aat
Stundenlang DVDs gucken, das machen viele.
Aber nicht, um ihre Gegner zu studieren.
Wäre aber für einige eine gute Idee, ihre Gegner oder Mitbewerber besser zu kennen.
Mit einem Hamburger Kunden, für den ich nächste Woche einen Workshop moderiere, diskutierten wir Ende letzten Jahres das Workshop-Konzept.
Auf die Frage “Wie gut kennen Sie denn Ihre Wettbewerber?” eierte der Kunde etwas: “Naja, da gibt es regionale Unterschiede …” Die Frage, ob er diese regionalen Unterschiede genau schriftlich festgehalten habe für alle Kundenbetreuer in der jeweiligen Region, beantwortete die Führungskraft mit: “Naja, … nein, haben wir nicht.”
Das Problem:
Häufig sind wir zu viel mit uns selbst beschäftigt, so dass wir uns für strategische, weitsichtige Dinge zu wenig Zeit nehmen.
In meiner Zeit im Marketing bei Unilever haben wir uns regelmäßig mit unseren Mitbewerbern beschäftigt:
Wettbewerbsverkostungen, Konkurrenzprodukte kaufen, Preisanalysen – in der hochkompetitiven Nahrungsmittelindustrie haben wir diese Arbeit schon in der Ausbildung mit der Muttermilch aufgesogen. Das gehörte dazu wie Zähneputzen und Zahnseide zusammen gehört.
Oftmals sind es nämlich nur kleine Details, die den Unterschied ausmachen.
Lucien Favre riet zum Beispiel einmal einem seiner Verteidiger “Nimm das rechte Bein zur Verteidigung, mit dem kommst Du 10 Zentimeter höher.”
So ein Detail kann letztendlich über Sieg und Niederlage entscheiden!
Oder kennen Sie die Szene aus dem Film “An jedem verdammten Sonntag” mit Al Pacino, als er diesen Unterschied zwischen Sieg und Niederlage beschwört? Bei Al Pacino ist es das eine “Inch”, die 2,54 Zentimeter, die den Unterschied machen können:
Al Pacino’s Speech (German) Video
Was macht für Sie den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage aus?
Wie gut kennen Sie Ihre Wettbewerber?
Wie gut kennen Sie Ihre Mitarbeiter?
Wie genau entwickeln Sie Ihre Mitarbeiter weiter?
Setzen Sie Ihren Mitarbeitern als Jahresziel: X Prozent mehr Umsatz? Oder “Projekt Y bis zum 1.12. umgesetzt in ‘Time und Quality’”?
Damit werden Ihre Leute herausgefordert, das ist gut.
Damit werden Ihre Leute auch u.U. mehr leisten oder ihre Prioritäten im Blick haben.
Das ist auch gut.
Aber werden Ihre Mitarbeiter damit auch an ihren persönlichen, individuellen Themen arbeiten, die dann das Projekt auch erfolgreicher machen?
Vielleicht, aber auf keinen Fall automatisch.
Da braucht es eine Führungskraft, die einen Blick dafür entwickelt, worauf der Mitarbeiter noch achten sollte, um das entscheidende Quäntchen besser zu sein.
Zum Beispiel:
– Mehr Selbstbewusstes Auftreten am Telefon und im Meeting durch stärkere Stimme und schriftliche Vorbereitung der besten Argumente.
– Mehr vorausschauendes Denken in Projekten durch eine detailliertere Projektplanung und intensives, frühzeitige Netzwerken mit dem anderen Projektteammitgliedern.
– Eine stärkere, selbstbewusstere Einstellung und ein gesundes Verhältnis zum Kunden, um damit im Verkaufsgespräch souverän zu wirken und ausreichend investigative Fragen zu stellen.
Solche persönlichen Entwicklungsziele machen Mitarbeiter erfolgreicher – weil sie an den Knackpunkten arbeiten.
Solche persönlichen Entwicklungsziele machen Mitarbeiter zufriedener – weil sie wachsen und mehr können.
Solche persönlichen Entwicklungsziele machen Mitarbeiter auch loyaler:
Denn erfolgreiche, zufriedene und wachsende Mitarbeiter bleiben einem Team länger erhalten, da sie merken, hier lerne ich etwas richtig wertvolles. Und mein Chef setzt sich persönlich für meine Weiterentwicklung ein.
Die Mühe in solche Entwicklungsziele zu investieren lohnt sich also.
In einer Analyse von deutschen Gründervätern fand man heraus:
Alle waren Frühaufsteher.
Macht das allein eine Führungskraft erfolgreich?
Sicher nicht.
Aber eins ist sicher, gute kreative Iden haben vermutlich die wenigsten in der Hektik eines vollen Büros oder mit Mitarbeitern, die den Chef ständig mit Fragen unterbrechen.
Abends – wenn es ruhiger ist im Büro – ist der Kopf nicht mehr so fit.
Morgens um 6 ist noch kaum einer im Büro. Die Gedanken können fließen. Die Ideen sprudeln.
Jetzt, als ich diesen Satz schreibe, ist es übrigens kurz nach sieben morgens und der Blog schon fast fertig.
Die Ideen sprudeln.
Frühaufstehen: http://bit.ly/1sSTtHl
Probieren Sie es doch mal aus und gehen mal früh ins Bett, früh ins Büro und früh nach Hause zu Ihrer Familie oder zum Sport.
Ich wünsche Ihnen beste Ideen für ein erfolgreiches 2015.