Impuls 240. Führung in der Krise: 3 Tipps für Ihre Selbstführung
„Verdammt!“, denken Sie. Die Umsätze liegen seit Monaten unter Plan und auch deutlich unter denen des Vorjahrs. Die Margen sind weit von dem entfernt, was Sie sich für dieses Jahr vorgenommen hatten. Und die Werbung zurückzufahren, bringt Sie auch nicht an die angestrebten Zielgewinnzahlen heran. Ihr Chef hat Ihnen gegenüber bereits klare Worte der Unzufriedenheit geäußert und im nächsten Teammeeting müssen Sie auch Ihren Mitarbeitern reinen Wein einschenken, oder vielleicht doch nicht? Seit Wochen schon wird über Entlassungen gemunkelt – nun hat die Geschäftsführung die ersten Kündigungen beschlossen – noch nicht in Ihrem Team. Eine verdammte Scheiße ist das! Die Gerüchteküche brodelt, Angst und Unsicherheit verbreitet sich nicht nur unter Ihren Mitarbeitern. Auch manche Führungskraft fragt sich, ob das Unternehmen ein sinkendes Schiff ist.
Die Stimmung ist also im Keller. Und Sie hängen mitten drin. Natürlich wollen Sie keine Mitarbeiter entlassen. Aber, viel schlimmer, Sie bangen auch um Ihren eigenen Job, wenn es in nächster Zeit keine Verbesserungen geben sollte …
Als Angestellter Ihres Unternehmens ist diese Krise automatisch auch Ihre eigene. Als Geschäftsführer oder Führungskraft an strategisch entscheidender Position des Unternehmens, wie Vertriebsleiter oder Markenverantwortlicher, haben Sie sogar selbst Entscheidungen getroffen, die zur Krise geführt haben.
Was tun? Die folgenden drei Tipps helfen Ihnen, die Situation bestmöglich anzupacken.
Schritt 1: Der Realität ins Auge sehen
Geraten Sie nicht in hektische Betriebsamkeit, sondern nehmen Sie sich intensiv Zeit, die Situation bewusst anzuschauen und zu überdenken. Und damit dieser allerwichtigste Tipp nicht untergeht, wiederhole ich ihn: Nehmen Sie sich immer wieder Zeit.
Eine Stunde hier, eine Stunde dort – ohne E-Mails, Telefonate und andere Unterbrechungen.
Sprechen Sie mit Freunden, Kollegen und Menschen, die Erfahrungen haben mit solchen Situationen. Tausende andere Menschen haben ähnliche Situationen schon durchgemacht. Natürlich ist Ihre derzeitige Situation nicht angenehm. Aber Jammern hilft auch nicht weiter. Blicken Sie der Realität ins Auge. Akzeptieren Sie die schlechte Sachlage als das, was sie ist: schlecht. Analysieren Sie die Fakten und beschönigen Sie nichts. Welche Chancen hat Ihr Unternehmen? Wie sieht die Zukunft Ihres Unternehmens möglicherweise aus?
Schritt 2: Welche Chancen haben Sie selbst?
Wie gut sind Ihre Chancen? Möchte Ihr Chef Sie im Unternehmen halten? Oder ist Ihr Unternehmen froh um jeden Mitarbeiter, der nicht Teil eines teuren Sozialplans wird? Was können Sie lernen, in dieser anstrengenden Zeit? Wie können Sie als Führungskraft jetzt für Ihre Mitarbeiter da sein? Wie können Sie nun lernen, mit höchst emotionalen Mitarbeitern professionell umzugehen? Wollen Sie nur sich selbst der nächste sein und sich selbst in ein anderes Unternehmen und einen anderen Job retten oder wollen Sie in diesen hektischen Zeiten ein Anker für Ihre Mitarbeiter sein? Auf jeden Fall stecken Sie in einer Situation, in der Sie aus Ihrer Komfortzone mindestens bis in Ihre Wachstumszone geschubst worden sind.
Und auch wenn es sich bescheuert anhört: Sie werden aus dieser Krise – wenn Sie es klug anstellen – gestärkt hervorgehen. Vermutlich wird es weitere Scheiß-Tage geben. Vielleicht sogar viele davon. Je beschissener es für Sie läuft, desto mehr können Sie wachsen.
Als ich vor zwei Jahren eine persönliche Krise durchlebte, schrieb mir eine Kollegin folgende Zeilen, die heute noch ausgedruckt in meinem Badezimmerschrank stehen: „Habe bei all Deinem Tun, bei all dem, was geschieht, die Zuversicht in Dir, dass das, was geschieht, Dich bereichern wird auf Deinem persönlichen und einzigartigen Weg.“ Der Trost war damals schwach, aber immerhin da. Und ich wusste, dass Bettina recht behalten würde!
Zurück zu Ihnen: Nehmen Sie sich Zeit, alle für Sie in Frage kommenden Möglichkeiten aufzuschreiben. Wägen Sie die Vor- und Nachteile gründlich ab.
Schritt 3: Eine Entscheidung treffen
Wenn Sie alle Möglichkeiten gründlich durchdacht haben, treffen Sie eine Entscheidung. Und stehen Sie dann zu dieser Entscheidung. Wenn Sie das Unternehmen verlassen wollen, dann geben Sie in dieser Richtung Gas, das ist eine Möglichkeit. Entscheiden Sie sich, zu bleiben, bekennen Sie offen Ihre Loyalität zum Unternehmen. Nehmen Sie die Herausforderung an und stellen Sie sich all den Themen, die anstehen. Und da es vermutlich Dinge geben wird, die Sie #niezuvorgemacht haben, so bilden Sie sich intensiv weiter, um diese Dinge gut zu machen. Lassen Sie sich von anderen helfen, die Erfahrungen haben. Schauen Sie YouTube Videos zu exakt Ihrer Herausforderung. Quetschen Sie Freunde, Chefs und Coaches aus, welche Möglichkeiten Sie nun haben. Und seien Sie für Ihre Mitarbeiter da. Denn wer ein guter und wer ein schlechter Chef ist, zeigt sich in solchen Härtesituationen sehr deutlich.
Übrigens, falls Sie sich entscheiden, einen neuen Job zu suchen, dann gehören die zuletzt genannten Aufgaben immer noch zu Ihren Verpflichtungen. Das gilt solange, wie Ihr Arbeitgeber sie bezahlt. Manch ein Arbeitgeber stellt Mitarbeiter nach einer Kündigung frei. Falls Ihr Arbeitgeber das nicht tut, so zahlt er weiterhin Ihr Gehalt. Dann finde ich es in Ordnung, wenn Sie keine Überstunden mehr machen. Aber für die Zeit von 9 bis 5 hat Ihr Arbeitgeber Ihr Engagement gekauft. Halten Sie sich daher an Ihr Wort.
Ich hatte einmal einen Kollegen, der sofort nach seiner Kündigung freigestellt, zum Schreibtisch begleitet und bewacht wurde, während er seine privaten Sachen aus seinem Schreitisch räumen durfte. Dieser Kollege kam zwei Wochen später dennoch an seinen Arbeitsplatz, um mich als seinen Nachfolger für gut zwei halbe Tage einzuarbeiten. Dafür bin ich Frank noch heute dankbar. Solch ein Verhalten finde ich höchst anständig – auch wenn er es nur tat, weil er mich persönlich kannte. Sie kennen Ihre Mitarbeiter ja auch alle. Also seien Sie bis zu Ihrer letzten Minute voll und ganz für Ihre Mitarbeiter da. In den letzten Jahren waren Ihre Mitarbeiter auch für Sie voll und ganz da.
Geben Sie niemals auf!
Vor gut sechs Jahren im Frühsommer 2013 teilte mir mein größter Kunde mit, dass ich ab dem Folgejahr vermutlich nicht mehr für diesen Kunden arbeiten werde. Der Kunde plante, seinen Weiterbildungsbereich komplett neu zu gestalten. Das wäre nicht so schlimm gewesen, hätte ich mit diesem Kunden nicht zwei Drittel meines Umsatzes getätigt. Ich war gar nicht gut drauf. Ich hab‘ so was von abgekotzt! Aber ich selbst hatte ja meinen Umsatz mit diesem Kunden immer mehr ausgebaut und auf Akquise anderer Kunden verzichtet. Wann denn auch? Ich war ja quasi ausgebucht! Doch wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Dachte ich. Doch das erste Quartal 2014 war trotzdem wirtschaftlich besch… bescheiden. Erst im zweiten Quartal 2014 wurde es deutlich besser. Das Gesamtjahr 2014 war dann wieder ein richtig gutes Geschäftsjahr.
Was ich damals gelernt habe? Nicht müde zu werden bei eigenen Weiterbildungen, meinem Marketing und meinen Akquise-Anstrengungen. Denn von nichts kommt nichts. So darf ich heute für mehr und andere spannende Kunden arbeiten. Und das zu höheren Tagessätzen. Damals war’s echt kacke. Heute stehe ich durch diesen Verlust besser da als damals.
Das gleiche wird auch Ihnen passieren. Wer tiefer einsteigen möchte in das Erreichen sehr herausfordernder, persönlicher Ziele, liest gern mein Buch „Tu, was Du nicht kannst“, was sehr gut einer Neuorientierung in Krisensituationen passt. Hier eine Leseprobe.
Ich wünsche Ihnen Durchhaltevermögen, kluge Entscheidungen und viel Kraft, das Beste für Sie selbst und auch für andere aus Ihrer Situation zu machen
Viel Erfolg!
Ihr Markus Jotzo
PS: Und wenn Ihnen dieser Blog gefallen hat, dann empfehlen Sie ihn an eine befreundete Führungskraft JETZT weiter. Eine Hand wäscht die andere.