Impuls 323. 7 Gründe für mangelndes Vertrauen – Teil 3
Sieben Erfolgsfaktoren für Vertrauen in Deinem Team. Die ersten vier Erfolgsfaktoren für Vertrauen konntest Du in den Blog-Impulsen 307 und 308 lesen.
Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktor für Vertrauen 5:
Kommen wir zum fünften Erfolgsfaktor: Vor einigen Wochen hab‘ ich ‘nen Spruch rausgehauen. Ich war locker, kess und auch etwas genervt, dass ich diesen Satz der 15-jährigen Tochter meiner Partnerin an den Kopf geknallt hab‘. Es ging um ihre Zuverlässigkeit bzw. Unzuverlässigkeit. Ich war der Meinung, sie könnte ihr Wort noch mehr mit einer entsprechenden Aktivität ehren. Stand mir diese Aussage zu? Hm. Naja, vielleicht schon. Wir leben in einem freien Land. Aber vielleicht auch nicht, da ich ja nicht der Erziehungsberechtigte bin.
Wie auch immer, meine Aussage hat die 15-Jährige sofort als Vorwurf identifiziert, scharf reagiert und fühlte sich angegriffen. Es war insbesondere mein Ton, der die Musik gemacht und die Stimmung nicht gerade aufgehellt hat. Inhaltlich fühlte ich mich auf der richtigen Seite, aber mein Ton war echt doof.
Mir war mein eigener Fehler sofort klar, aber ich hab’s so stehengelassen. Erstmal. Nach ca. 10 Minuten und einer kleinen Auszeit auf der Toilette hab‘ ich mich für meinen harschen Ton entschuldigt. Ist mir das leicht gefallen? Nein. War ich froh, es getan zu haben? Absolut.
Manchmal ist es von Vorteil Coach zu sein. Denn was ich getan habe, ist erstens gesunder Menschenverstand und zum zweiten ein Konzept von Patrick Lencioni. Patrick Lencioni hat ein starkes Buch geschrieben: die 5 Dysfunktionen von Teams. Die spannendste Dysfunktion finde ich die erste, die des mangelnden Vertrauens.
Was versteht Lencioni konkret unter mangelndem Vertrauen? Es geht darum, sich verletzlich zu zeigen – insbesondere als Führungskraft. Weil wir unserem Umfeld vertrauen, unsere Verletzlichkeit nicht auszunutzen. Sätze wie „Da habe ich einen Fehler gemacht.“ Oder „Hier weiß ich auch nicht weiter. Kannst Du mir helfen?“ Oder „Es hat mich verletzt, als Du im Meeting öffentlich dieses Thema angesprochen hast. Können wir das bitte klären?“.
In allen drei Beispielen zeigt sich die Person verletzlich, denn sie ist nicht die coole Person, die alles weiß, alles kann und nie Fehler macht. Sie ist eine Person, die Emotionen, Unsicherheiten und Schwächen zeigt. Wir alle haben diese Eigenheiten, aber die wenigsten besitzen die Größe, diese Facetten der eigenen Gefühlswelt und Persönlichkeit offen anzusprechen. Das ist dann das, was Patrick Lencioni mangelndes Vertrauen nennt.
Dabei gilt das für uns alle. Wir sind alle fehlbar und Menschen. Unsere Menschlichkeit macht uns liebenswert, sympathisch und vertrauenswürdig. Wenn wir als Führungskräfte uns als Mensch zeigen, dann tun das unsere Kollegen und Mitarbeitenden ebenso. Wenn wir uns als coole, fehlerfreie Alleskönner präsentieren, machen wir uns eher unglaubwürdig, unsympathisch und eben vertrauensunwürdig. Und unsere Mitarbeitenden öffnen sich eben auch nicht. Und die Arbeits-Atmosphäre? Die ist nicht offen und entspannt, sondern eher ein Terrain, in dem sich alle nur um ihr Image sorgen. Der Effekt auf die Qualität der Zusammenarbeit ist dramatisch. Wer das Buch von Amy Edmondson „Die angstfreie Organisation“ gelesen hat, kennt das volle Ausmaß dieses Versteckspiels. Das Geschäft entwickelt sich nicht oder nur schlecht weiter, die Mitarbeiterbindung geht in den Keller und die Fehlerhäufigkeit geht krass nach oben. Im doofsten Fall geht das Unternehmen zu Grunde.
Deine Umsetzung für mehr Vertrauen
Was kannst Du als Führungskraft – und natürlich auch als Mitarbeitender – konkret tun, um mehr Vertrauen zu erzeugen in Deinem Team?
Zeig Dich als Mensch. Sprich über Deine eigene Unsicherheit. Gern zunächst einmal im Dialog, aber wenn es passen sollte auch gern im Team-Meeting. Sag, dass Du Hilfe benötigst, wenn Du nicht weiterweißt. Im Job oder auch privat. Du hast private Dinge oder empfundene Herausforderungen im Job noch nie bei der Arbeit angesprochen? Dann ist das vielleicht jetzt eine Gelegenheit, mit mehr Offenheit mehr Vertrauen mit Deinen Kollegen zu erzeugen. Aber Achtung: Ich rate explizit davon ab, täglich Deine Probleme, Sorgen und Nöte im Team abzuladen. Dazu sind Deine Kollegen und Mitarbeitenden nicht da.
Ebenso wenig sind Deine Kolleginnen geeignet, unlösbare Tatbestände regelmäßig erläutert zu bekommen: Die schlimme Politik in unserem Land, mit der Du nicht einverstanden bist, Deine schrecklich lauten Nachbarn und Dein blöder Ex-Partner, der sich immer wieder meldet und angekrochen kommt.
Wenn Du aber im Dialog einen Kollegen um Rat oder Unterstützung bittest, weil Du gerade nicht weiterweißt, dann kann das zu mehr Vertrauen in Deinem Team führen.
Ach ja, wenn Du als Führungskraft denkst „Wir sollen nicht so viel Quatschen über Nicht-Arbeitsthemen, sondern mehr arbeiten…“ dann könnte das u.U. nicht zu einer positiven Stimmung im Team beitragen. Ich hab‘ das am Anfang meiner Karriere bei Unilever mal laut gedacht und ausgesprochen: „Warum stehen alle hier immer auf dem Gang und quatschen so viel?“ Damals war mir die Wirkung und die Wichtigkeit eines vertrauten Gesprächs noch nicht bewusst. Heute bin ich immer noch der Meinung, dass, wenn’s länger dauert als 10 Minuten, das Gespräch eher in den Feierabend oder die Mittagspause gehört als in die Arbeitszeit. Aber ein halbprivater oder privater Schnack während der Arbeitszeit, hier und da für 5 Minuten. Yes, please!
Erfolgs- bzw. Misserfolgsfaktor für Vertrauen 6:
Ich liebe diesen sechsten Erfolgsfaktor für Vertrauen, da er emotional leicht umsetzbar ist. Es braucht lediglich etwas Zeit und guten Willen für die Umsetzung. Wie genau erschaffst Du eine starke, positive Arbeitsatmosphäre, in der sich Mitarbeitende gern vertrauensvoll und gemeinsam einbringen?
Schritt 1:
Du kündigst im Teammeeting an, dass Du Dir wünschst, dass wir alle unsere Stärken noch bewusster und noch mehr einsetzen. Denn „Wir sind deshalb erfolgreich als Team, weil jeder von uns jeden Tag seine persönlichen Stärken einsetzt.“
Schritt 2:
Jeder notiert nun in den kommenden zwei bis drei Wochen für jeden Kollegen im Team eine, zwei, drei oder auch sieben oder acht Stärken. Schriftlich. Diese Sammlung wird den Mitarbeitenden Spaß machen. Das können große Stärken sein, wie „ein großes Projekt mit 15 Stakeholdern souverän zum Erfolg bringen“. Das können aber auch vermeintlich kleinere zwischenmenschliche Stärken sein, wie „das Team mit Kaffee, Tee und Keksen immer pünktlich zum Meeting auszustatten“. Oder dass jemand „immer an die Geburtstage im Team denkt und dann das Geld für ein kleines Geschenk einsammelt“. So werden die meisten im Team auf mehrere Stärken pro Person kommen.
Schritt 3:
Schritt drei macht noch mehr Spaß. Und etwas aufregend ist er auch. Jetzt setzt sich immer zwei Kolleginnen für 20 Minuten zusammen und teilen die beobachteten Stärken in beiden Richtungen. Das Ergebnis: Beide freuen sich und dürfen sich für die positive Rückmeldung bedanken.
Schritt 4:
Schritt vier ist der beste Schritt. Denn jetzt wird jeder im Team die anderen mit anderen Augen sehen und die Stärken noch mehr beobachten und bemerken. Diese Beobachtungen quittieren die Kollegen ab sofort mit folgender Bemerkung: „Danke, dass Du diese Excel-Auswertung so schnell und so gut gemacht hast. Das ist mal wieder typisch für Dich und ist einfach eine Deiner Stärken. Ich finde Dich richtig analysestark bei Excel-Auswertungen.“ Dieser Kommentar dauert nur 10-20 Sekunden. Der Effekt ist unbezahlbar: Denn jeder ist sich erstens der eigenen Stärke noch mehr bewusst, zweitens stärkt es die Beziehung zwischen zwei Kolleginnen und das Vertrauen wächst, sich gegenseitig positive und auch mal kritische Dinge zu sagen. Und drittens macht es mehr Freude in einem positiven Umfeld zu arbeiten, statt in einem neutralen oder sogar angespannten, vertrauensarmen Umfeld.
Du bist dran mit Vertrauen
Nun bist Du dran mit Deiner Umsetzung.
Welcher der beiden Tipps gefällt Dir besser?
Den ersten Tipp, Dich selbst verletzlich zu zeigen, kannst Du sofort umsetzen. Der zweite Tipp braucht mehr Vorbereitung, hat aber auch eine stärkere Auswirkung auf das gesamte Team.
Wenn Du möchtest, dann empfiehl doch diesen Blog-Artikel Deinem gesamten Team und Deiner Führungskraft. Ihr könnt dann gemeinsam im Teammeeting entscheiden, was bzw. wie ihr etwas umsetzen möchtet.
Du allein kannst viel bewirken – als Führungskraft und als Mitarbeiterin. Für eine Vertrauenskultur braucht es alle im Team. Nicht nur eine Person, die für Stimmung sorgt. Sei Du Katalysator und bewege etwas in Deinem Team. Den Nutzen werdet ihr alle im Team spüren.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Aufbau Deiner Vertrauenskultur in Deinem Team und Deinem Unternehmen. Und wenn Du zusätzlich einen sehr guten Coach suchst, dann weißt Du, wo Du mich findest. Meine Kontaktdaten findest Du unter diesem Artikel.
Auf bald, Rock’n’Roll, Dein Markus
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Foto von Marek Piwnicki auf Unsplash