Impuls 241. Führung in der Krise: 5 Tipps für das Dilemma der Krise: Die Anerkennung bleibt aus
Ihr Unternehmen befindet sich in einer Krise. Konnten Sie in den letzten Jahren noch mit Umsatzwachstum, erfolgreichen Innovationen und guten Gewinnen glänzen, so sieht die Situation nun mau aus. Solche Erfolge bleiben jetzt auf der Strecke. Das Werbebudget wurde gekürzt und Sie wären froh, die meisten Ihrer Kunden zu halten. Ihr Job ist ein Wechselbad der Gefühle. Ihre Frustration nimmt mal viel zu und mal ein wenig ab. Sie können sich nicht daran erinnern, wann Sie das letzte Mal ein Lob von Ihrem Vorgesetzten gehört haben.
In Zeiten der Krise ist die tägliche Arbeit anstrengender als wenn alles rund läuft. Wenn jetzt auch noch regelmäßige Anerkennung ausbleibt, da Ihre Erfolge rar sind, ist es noch schwieriger, sich für die Extra-Meile in diesen Zeiten der Krise zu motivieren.
Eigene Frustration vermeiden
Eine ähnlich frustrierende Situation gab es immer wieder in meiner Zeit bei Unilever: Wir hatten zum einen die spannenden, großartigen, wachsenden Fokus-Marken, wie Dove, Knorr und Axe, in die jedes Jahr viele Anstrengungen und Werbebudgets investiert wurden. Zum anderen gab es Marken in schrumpfenden Märkten. Auch für diese Marken hatten wir Ziele. Statt fünf Prozent Wachstum hieß es dann zehn Prozent schrumpfen. Das klingt natürlich wenig sexy. War es auch. Da wir bei Unilever immer hohe ehrgeizige Ziele hatten, war es dann auch noch schwer, nur zehn Prozent zu schrumpfen. Nur Minus zehn Prozent war dann ein hart erarbeiteter Erfolg vor allem mit deutlich geringeren Marketingbudgets und weniger Verkaufsunterstützung als für die Fokus-Marken.
Wenn Sie in Zeiten einer Krise eine gewisse Frustration spüren oder dem vorbeugen möchten, helfen Ihnen diese fünf Verhaltensweisen, sich selbst und Ihr Team weiter tatkräftig dranbleiben zu lassen. Auch wenn es mal nicht so rosig aussieht.
Schritt 1: Definieren Sie Erfolg neu
In meiner Zeit bei Unilever habe ich gelernt, wie wichtig es ist, Ziele ehrgeizig und gleichzeitig so zu definieren, dass sie erreichbar sind. In Krisenzeiten ist es unrealistisch, weiterhin an Ihren ursprünglich anvisierten Wachstumszahlen festzuhalten. Passen Sie daher Ihre Ziele der aktuellen Situation an. Definieren Sie zum Beispiel Schrumpfziele, wie wir das bei Unilever getan haben, oder setzen Sie das Ziel, Ihre bestehenden Marktanteile in einem schrumpfenden Markt zu halten. Und: Feiern Sie Ihre Erfolge, egal, ob Sie ein Schrumpfziel oder ein Wachstumsziel erreicht haben. Ihr Team braucht Erfolgsmomente.
Schritt 2: Loben ist wichtiger denn je
Nicht nur in Krisenzeiten neigen einige Menschen dazu, das Schlechte zu fokussieren. Deshalb finden Sie in den Nachrichten auch hauptsächlich negative Ereignisse, obwohl es auch Positives zu berichten gäbe. Nebenbei erwähnt, ist das auch der Grund, warum ich Online-Nachrichtendienste, die täglichen TV-Nachrichten und weitere Nachrichtenkanäle inzwischen aus meinem Leben verbannt habe. Ich suche lieber zu bestimmten Themen gezielt die Nachrichten aus. Ich möchte gern selbst bestimmen, welche Art von Informationen in meinen Kopf gelangen. Vielleicht ist das auch für Sie ein hilfreicher Gedanke, um eine gewisse Gedankenhygiene in Ihrem Kopf zu erzeugen.
Zurück zur Krise: Wenn Sie Jammerer in Ihrem Team entdecken, die das Negative und Schlechte fokussieren, ersticken Sie dieses Jammern sofort im Keim. Fragen Sie Jammerer: „Wie meinst Du, hilft es uns weiter, immer wieder Dinge zu sagen, wie ‚Früher war es besser.‘ oder ,Wenn wir nur damals bessere Entscheidungen getroffen hätten.‘ oder ‚Diese blöden Online-Wettbewerber.‘?“ Konfrontieren Sie Jammerer mit ihrem herunterziehenden, negativen Verhalten. Das ist Ihre Aufgabe als Führungskraft. Und vergessen Sie nicht, den Jammerer nach einem Commitment zu fragen: „Wie wirst Du künftig mit Deiner Negativ-Kommunikation im Team und auch anderswo umgehen?“
Schon ein Jammerer kann eine negative Dynamik in Ihr Team bringen. Fördern Sie stattdessen die Motivation und das Durchhaltevermögen Ihres Teams, indem Sie Anerkennung für Erfolge verteilen und Ihre Mitarbeiter für Ihre Arbeit und Ihre Treue loben. Positiv erwähnen können Sie – so wie bislang auch schon – hohes Engagement Ihrer Mitarbeiter, das Erreichen von Etappenzielen oder Meilensteinen oder gut strukturierte, gut vorbereitete, kurze Meetings, die das Wesentliche fokussieren. Da haben Sie viele Möglichkeiten. Ende letzten Jahres führte ich ein Seminar für einen Kunden durch, in dem der Fokus war: Wertschätzung für Mitarbeiter. Wir haben fast 50 Möglichkeiten diskutiert, wie Sie Ihre Mitarbeiter wertschätzen können. Die besten Tipps hören Sie in Kürze in einem weiteren Blog-Impuls.
Nutzen Sie es nicht inflationär, aber geizen Sie auch nicht mit Lob und Anerkennung – sowohl in Einzelgesprächen als auch im Teammeeting. Die Motivation Ihres Teams ist gerade in Krisenzeiten überlebenswichtig für Ihr Unternehmen. Die Geschäftsergebnisse insgesamt geben weniger Anlass zur Freude, also füllen Sie diese Lücke mit Ihren berechtigten positiven Rückmeldungen für das Engagement und die Teilerfolge Ihrer Mitarbeiter.
Schritt 3: Führung als Schlüsselfunktion in Krisen
Machen Sie sich bewusst, wie wichtig Ihre Führung gerade jetzt ist. Intensivieren Sie den Kontakt und die Kommunikation sowohl mit Ihren Vorgesetzten als auch mit Ihren Mitarbeitern. Halten Sie sich auf dem Laufenden über die Gedanken und die Stimmung Ihrer Mitarbeiter. Stellen Sie immer wieder viele Fragen. Führen Sie Kaffee-Gespräche. Nehmen Sie sich Zeit für die Bedenken, Wünsche und Sorgen Ihrer Mitarbeiter. Zeigen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sie in diesen schwierigen Zeiten unterstützen und ganz nah bei Ihnen sind.
Schritt 4: Das Team stärken
Da Sie nicht in jeder Minute bei Ihren Mitarbeitern sein können, sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter zusammenhalten und sich gegenseitig unterstützen. Silo-Denke und Silo-Handeln kommen Sie teuer zu stehen, da nicht nur Gefahr und Konflikte von außen, sondern auch noch Konflikte von innen Energie aufzehren.
Also, sorgen Sie für eine funktionierende Kommunikation zwischen Ihren Mitarbeitern und deren Kollegen. Sprechen Sie Konflikte an und lösen Sie diese nachhaltig. Konkrete Tipps zum Lösen von Silo-Konflikten finden Sie in meinem Buch „Der Chef, den keiner mochte“ in Kapitel 6 „Silo-Denke ade“ oder lesen Sie Blog Impuls 189 oder hören Sie meine Podcast Episode 6 mit dem Titel „Echte Zusammenarbieit zwischen Mitarbeitern“.
Organisieren Sie Low-Budget-Teamevents, um ein noch stärkeres Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Ein wöchentliches Feierabend-Getränk, gemeinsames Kochen zu Hause oder einem Escape-Room als Team zu entkommen, wird Sie näher zusammenbringen.
Schritt 5: Seien Sie stolz
Zu guter Letzt, denken Sie auch an sich. Auch Sie brauchen in Zeiten der Krise Anerkennung. Feiern Sie daher auch Ihre Erfolge. Klopfen Sie sich selbst auf die Schulter und sagen Sie sich: „Das habe ich richtig gut gemacht!“ Ich schreibe mehrmals pro Woche am Abend in ein Dankbarkeitsbuch, was mir an diesem Tag gut gelungen ist. So erinnere ich mich auch an normalen Tagen an meine Erfolge. Die Erfolge Ihres Teams sind auch immer die Erfolge Ihrer Führungsarbeit. Und kleine Erfolge gibt es jeden Tag. Machen Sie sich damit bewusst, dass Sie mit jedem Tag, an dem Sie arbeiten, Ihren besonderen Einsatz für Ihr Unternehmen geben.
Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen in schwierigen Zeiten!
Ihr Markus Jotzo