Impuls 245. Führung in der Krise: Schlüssel-Mitarbeiter halten – 3 entscheidende Fragen. Den Change meistern – Teil 11

Ihr Unternehmen steckt in einer Krise. Leider heißt es Kosten runter durch Personalabbau oder Kurzarbeit. Mit anderen Worten: die Lage ist … schlecht. Schlecht für die Mitarbeiter, denen gekündigt wird oder die in Kurzarbeit geraten, schlecht für die bleibenden Mitarbeiter, die nun noch mehr Arbeit auf ihrem Schreibtisch haben und schlecht für die Führungskräfte, die Kündigungs- und andere schwierige Gespräche führen dürfen.
Drei wichtige Fragen in dieser Situation:
Frage 1: Wer sind Ihre Schlüsselmitarbeiter?
Sie haben nicht nur die Aufgabe, zu entscheiden, wen Sie entlassen werden. Sie haben noch eine weitere sehr wichtige Aufgabe. Wer sind die Schlüsselmitarbeiter, die den zukünftigen Erfolg Ihres Unternehmens sicherstellen werden? Wer sind die Talente, die Sie morgen dringend benötigen, wenn Ihr Unternehmen wieder erfolgreicher sein wird?
Wenn Mitarbeiter in einer Krisenzeit gekündigt werden, überlegen sich andere Mitarbeiter häufig, ob sie sich nicht einen sichereren Arbeitsplatz suchen sollten. Leider sind dies nicht nur Mitarbeiter, auf die Sie verzichten können, sondern sogar häufig Mitarbeiter und Führungskräfte, die Sie dringend im Unternehmen halten möchten.
Überlegen Sie sich also gezielt: Wer soll bleiben? Wer ist Leistungsträger? Wer ist belastbar? Wer ist anpassungsfähig? Wer kann Führung übernehmen – auch als Mitarbeiter –, um Ihr Unternehmen durch die Krise zu führen?
Nehmen Sie sich für diese Fragen Zeit. Analysieren Sie bedacht Ihre Situation, Vor- und Nachteile einzelner Mitarbeiter und welche Kompetenzen Sie benötigen, um das Unternehmen durch die Krise zu bringen. Wägen Sie alle Punkte sorgfältig ab und tauschen Sie sich bei Bedarf mit Anderen aus, bevor Sie sich entscheiden.
Frage 2: Wie halten Sie Top-Talente?
Führen Sie regelmäßig Gespräche mit Ihren Schlüssel-Mitarbeitern und Schlüssel-Führungskräften. Betonen Sie, wie wichtig ihr Beitrag für das Unternehmen ist. Achten Sie im Krisen-Trubel darauf, dass Lob und Anerkennung für diese Schlüsselmitarbeiter nicht untergeht. Mehr zum Thema Lob und Anerkennung lesen oder hören Sie in Podcast Episode 56 oder im Blog 241 – Führung in der Krise: Das Dilemma der Krise – Die Anerkennung bleibt aus. Gerade jetzt können Sie Ihren Mitarbeitern mit Ihrer Führung zeigen, dass es richtig war, sich für Ihr Unternehmen zu entscheiden und zu bleiben.
Was wollen Top-Talente und Schlüsselmitarbeiter?
Top-Talente und Schlüsselmitarbeiter wollen sich weiterentwickeln, denn die sind oft sehr ehrgeizig. Wenn Top-Mitarbeiter trotz Krise im Unternehmen bleiben, …
- Dann lernen diese mit schwierigen, geschäftlichen und menschlichen Situationen umzugehen und sind zukünftig besser auf Herausforderungen vorbereitet.
- Dann können diese sich und ihr Talent beweisen, neue Kompetenzen entwickeln und sich für neue Positionen qualifizieren.
- Und dann können Schlüsselmitarbeiter lernen, wie Sie selbst mit einer sehr unschönen Situation mental und emotional stark umgehen.
Kommunizieren Sie diese Vorteile direkt im persönlichen Gespräch an Ihre Top-Talente und Schlüsselmitarbeiter. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch Vorteile in der Krise sehen. Auch wenn das sicher immer wieder anstrengend sein wird. Fragen Sie auch: „Was möchten Sie in dieser Situation lernen? Wie möchten Sie sich in dieser herausfordernden Zeit weiterentwickeln?“ Mit der Systematik aus Blog Impuls 206 oder Podcast Episode 21 können Sie gezielt die richtigen Krisenverhaltensweisen Ihrer Mitarbeiter fördern und entwickeln. So spüren Ihre Mitarbeiter, dass auch eine Krisenphase für sie persönlich wertvoll sein kann.
Führen in der Krise: Bindung von Schlüsselmitarbeitern durch besondere Aufgaben
In Krisenzeiten ist Kommunikation zwischen der Unternehmensführung und den Mitarbeitern besonders wichtig. Kürzlich führte ich mehrere Trainings für Mitarbeiter im Change durch und es zeigte sich erneut, dass sich viele Mitarbeiter regelmäßig nicht trauen, ihre Fragen an die Führungskräfte zu stellen. Dabei können Ihre Schlüsselmitarbeiter Sie unterstützen. Diese können als Ansprechpartner für alle Mitarbeiter im Team für alle Fragen rund um die Veränderungen und die Lage des Unternehmens fungieren. Diese Schlüsselmitarbeiter sammeln die Fragen und leiten sie an Sie als Führungskraft anonym weiter. Sie beantworten diese Fragen dann einmal pro Woche im Teammeeting. Eine solche Aufgabe ist eine besondere Verantwortung und wertet die Rolle Ihrer Schlüsselmitarbeiter auf, erhöht ihren Status und gibt ihnen mehr wichtige Anerkennung.
Frage 3: Was tun nach den ersten Kündigungen?
Lassen Sie Ihre Schlüsselmitarbeiter nach den ersten Kündigungen wissen, dass Sie an ihnen festhalten und wie wichtig sie für die Fortführung des Geschäftes sind. Diese Nachricht ist natürlich nicht nur für Talente und Schlüsselmitarbeiter wichtig, denn alle sind nun gefragt, sich besonders zu engagieren in diesen schwierigeren Zeiten. Lassen Sie diese Botschaft also im Teammeeting alle Mitarbeiter wissen.
Lassen Sie Ihre Schlüsselmitarbeiter und Talente die Botschaft „Ich brauche Dich!“ ein zweites und drittes Mal im Einzelgespräch mit Ihnen hören, wenn Sie ohnehin unter vier Augen etwas besprechen. Führen Sie diese Gespräche also nicht mit dem einzigen Agendapunkt „Ich brauche Dich besonders!“, sondern fügen Sie diesen Punkt immer wieder in einem anderen Gespräch hinzu. Sonst fragen sich die anderen Mitarbeiter, warum Sie ein solches Gespräch nur mit einigen Kollegen führen, aber nicht mit allen. Mitarbeiter sprechen ja miteinander und tauschen auch Vertrauliches aus. Kommunizieren Sie also bewusst und mit kluger Wortwahl.
Kündigungsgespräche sind ja schon keine leichte Angelegenheit. Aber auch diese Mitarbeiter-halten-Gespräche erfordern ebenso viel Fingerspitzengefühl von Ihnen.
Ihre Mitarbeiter wollen nun intensiver denn je betreut werden. Bemühen Sie sich daher besonders darum, ein enges Verhältnis zu Ihren Mitarbeitern zu halten oder je nach Situation zu entwickeln. Nehmen Sie die Ängste und Unsicherheiten Ihrer Mitarbeiter, ihr schlechtes Gewissen gegenüber den Gekündigten und ihren zusätzlichen Stress durch Mehr-Arbeit extrem ernst. Ihre Dankbarkeit und Ihre Wertschätzung für die Unterstützung jedes einzelnen Mitarbeiters steht nun im Fokus Ihrer täglichen Führungsarbeit.
Ja, ich weiß, es ist schon wahnsinnig viel zu tun und zu organisieren. Und jetzt sollen Sie die Gespräche mit Ihren Mitarbeitern auch noch intensivieren? Naja, was wünschen Sie sich denn jetzt? Eine vertrauenswürdige, zuhörende und kümmernde Führungskraft, wenn Sie Sorgen und Bedürfnisse haben? Oder wünschen Sie sich, dass Ihr Chef Sie sich lieber allein durchwursteln lässt. Die Zeit des Loslassens ist derzeit nicht gekommen.
Beziehen Sie Ihr gesamtes Team ein!
Setzen Sie auf Ihr Team. Beziehen Sie Ihre Mitarbeiter dort, wo es Sinn macht, in Entscheidungen ein. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter mit gestalten. Profitieren Sie von deren Vorschlägen, Ideen und Perspektiven. Gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern führen Sie Ihr Schiff durch den Sturm. Je mehr Ihre Mitarbeiter mit gestalten können, desto mehr fühlen diese sich wirksam, stark, handlungsfähig und als Teil der Lösung.
Viel Erfolg!
Ihr Markus Jotzo
Wenn Sie Unterstützung bei diesem oder anderen Führungsthemen benötigen, dann schreiben Sie mich an unter service@markus-jotzo.com oder rufen mich an: +49 40 60 59 29 56.
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