Impuls 220. Führen von Führungskräften – 3 typische Fehler
Stellen Sie sich vor, Sie fahren Auto im Straßenverkehr. Ihr Beifahrer gibt Ihnen Tipps, welcher Fahrstreifen der Beste ist, da Sie ja gleich abbiegen müssen. Sie erhalten weiterhin Tipps, welcher Fahrstreifen der bessere ist, da die meisten Autos auf einem anderen Fahrstreifen vor der Ampel warten. Außerdem gibt es noch jede Menge Ratschläge, welches die beste Strecke zum Ihnen wohlbekannten Ziel ist.
Schon mal erlebt? Wie sehr freuen Sie sich über diese wohlgemeinten Tipps Ihres Beifahrers? Schließlich meint es Ihr Beifahrer gut! Er gibt seine Ratschläge nach bestem Wissen und Gewissen! Und dabei setzt er all seine Erfahrung ein. Viel verbale Kommunikation ist doch prima, oder?
Ich habe noch niemanden getroffen, der solche Tipps mag.
Woran liegt das?
Weil Sie eigene Erfahrungen haben und seit Jahren im Besitz eines Führerscheins sind!
Weil Sie Ihren eigenen Fahrstil haben und selbstverantwortlich agieren möchten!
Und weil Sie sich nicht wie ein kleines Kind fühlen wollen!
Aber was, wenn es Probleme gibt? Wenn plötzlich Stau in der Innenstadt herrscht, wollen Sie dann nicht Tipps bekommen, wie Sie diesen Stau bestmöglich umfahren? Oder wenn Ihre Spur langsamer ist als die Spur daneben – wollen Sie da nicht einen Hinweis bekommen, dass die Spur daneben schneller läuft als die Ihre?
Das wollen Sie auch nicht?
Das kann ich gut verstehen. Ich hasse sowas!
Nein, ich erzähle Ihnen jetzt nicht, was ich in so einem Fall schon alles gemacht habe.
Weitere Dinge, die Sie bitte nicht tun als Beifahrer … in diesem Video … echt lustig, aber nicht alles politisch korrekt. Daher bitte erst ab Sekunde 44 anschauen.
Menschen wollen allein ihre Fahrentscheidungen am Lenkrad treffen. Menschen möchten selbst die Verantwortung tragen und nicht wie ein Fahrschüler im Alter von 18 Jahren Tipps von rechts bekommen.
Führungskräfte von Führungskräften führen
Wenn Führungskräfte Führungskräfte führen, dann treten aber immer wieder exakt solche Szenen auf: Die Führungskraft gibt ihrer Führungskraft nicht genau den Verantwortungsspielraum, der den Aufgaben dieser Führungskraft zusteht, den Sie sogar braucht, um ihren Job zu machen.
Immer wieder passieren diese drei typischen Fehler beim Führen von Führungskräften.
Führungs-Fehler 1:
Keine klare Einführung der Führungskraft
Die meisten wissen es ja ohnehin schon: Frau Meier übernimmt die Teamführung, nachdem ihr Vorgänger schon vor drei Monaten gekündigt hatte. Da Frau Meier schon jahrelang Stellvertreterin war, hat sie das Team schon einige Wochen lang kommissarisch geführt und viele Entscheidungen selbst getroffen. Sie hat also schon längst die Aufgaben einer Führungskraft übernommen. Und gestern war nun der letzte Arbeitstag des Vorgängers.
Tipp:
Verpassen Sie nicht die Gelegenheit, Frau Meier offiziell als Teamleiterin einzuführen und vor dem gesamten Team richtungsweisende Worte zu sagen. Nicht nur falls es andere Bewerber auf die Position gab, ist dies wichtig.
Führen Sie ein kurzes offizielles Ankündigungs-Meeting durch, in dem Sie Ihrer Führungskraft Ihr volles Vertrauen, volle Entscheidungsbefugnis und volle Unterstützung aussprechen. Das stärkt Ihrer Führungskraft den Rücken und spart Ihnen zukünftig eventuell Arbeit, da Ihre Führungskraft von ihren Mitarbeitern eher als solche akzeptiert wird. Gleichzeitig können Sie so die Motivation Ihrer neuen Führungskraft stärken.
Führungs-Fehler 2:
Zu viel Engagement: Einspringen wenn’s brennt
Immer mal wieder – nicht nur wenn eine Führungskraft neu im Amt ist – entstehen knifflige Situationen. Denken Sie immer wieder an die Situation im Auto: Niemand will von seinem Beifahrer hören, wie er besser Auto fährt. Lassen Sie Ihrer Führungskraft also freie Hand.
Führen Sie gern ein Mitarbeitergespräch mit Ihrer Führungskraft, um zu hören, wie diese die Herausforderungen angeht. Aber lösen Sie das Problem bitte nicht für Ihre Führungskraft.
Führungs-Fehler 3:
Direktes Delegieren an die Mitarbeiter Ihrer Führungskraft.
Manch einer denkt: „Das kann doch nicht schaden und spart ja auch Zeit, wenn ich dem Mitarbeiter die Aufgabe direkt anvertraue.“ Möglich, dass Sie damit Zeit sparen – in diesem Moment. Der Preis dafür ist jedoch hoch. Denn wenn Sie das tun, demontieren Sie in kleinen Schritten die Autorität Ihrer Führungskraft. Die Mitarbeiter werden sich fragen: „Wer ist hier mein Vorgesetzter? Wer führt mich?“ Und Außerdem: Nur Ihre Führungskräfte wissen über die Auslastung der Mitarbeiter und deren Prioritäten wirklich Bescheid. Einfach Aufgaben zu verteilen, kann also das ganze Prioritäten- und Zeitmanagement durcheinanderbringen.
Andere Chefs wiederum denken: „Flache Hierarchien und modernes Zusammenarbeiten – da will niemand unnötige Bürokratie. Da kann ich doch ruhig mal schnell was direkt delegieren.“ Mag sein, aber Ihre Führungskräfte haben eine entscheidende Rolle in Ihrem Unternehmen. Deshalb haben Sie diesen Verantwortungsbereich ja delegiert. Lassen Sie Ihren Führungskräften ihren Verantwortungsbereich! Wie würden Sie es denn finden, wenn Ihr Vorgesetzter direkt an Ihre Mitarbeiter delegiert und Projekt-Fortschritts-Gespräche mit Ihren Direct Reports führt?
Das Führen von Führungskräften verlangt von Ihnen viel Zurückhaltung. Doch damit erzeugen Sie ein hohes Verantwortungsbewusstsein bei Ihrer Führungskraft und geben ihr die Möglichkeit, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln.
Sie haben es in der Hand: Marionettentheater oder eigenständige, starke Führungspersönlichkeiten, die Ihnen den Rücken freihalten für die echten Chefsachen?
Ach ja, und falls Sie mal wieder auf einem Beifahrersitz sitzen, können Sie das ja alles wunderbar trainieren.
Viel Erfolg dabei!
Ihr Markus Jotzo
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