Impuls 110. „Licht ausmachen!!!“ 3 Tipps für mehr Überzeugungsstärke
Vorgestern Abend sitze ich im Trainingsraum und eine Mitarbeiterin des Hotels sagt zu mir „Aber nachher das Licht auch ausmachen.“
Ich denke „Kenne ich diesen Tonfall nicht von vor 40 Jahren als ich noch ein kleiner Junge war?“
Bin ich ihr 6-jähriger Sohn?
Hält Sie mich für so unerzogen?
Hält Sie mich für einen vertrauensunwürdigen Rüpel, dem alles egal ist, was nicht sein eigenes Geld kostet?
Leider gibt es immer wieder Menschen, die sich unangemessen über andere stellen.
Das tun sowohl Führungskräfte „Ich bin hier der Chef und entscheide.“
Das tun Eltern „Du tust das, was wir sagen, wir sind Deine Eltern.“
Und das tun ganz normale Menschen „Ich will das aber so und basta.“
Manch einer tut das bewusst, mach einer unbewusst.
Bewusst – so wie der Großwildjäger, der vor einigen Tagen in Simbabwe einen berühmten Löwen aus einem Reservat lockte und tötete.
Süddeutsche Zeitung: http://bit.ly/1JVdmS6
Egozentriert, verletzend, beschämend.
Sind diejenigen, die das bewusst tun in der Unterzahl oder in der Mehrzahl?
Ich bin davon überzeugt, dass sie in der Unterzahl sind.
Leider sind sie in der Unterzahl.
Denn wenn sie das bewusst tun würden, dann könnten sie sich ja dafür entscheiden, respektvoll zu handeln.
Leider haben aber viele Menschen dieses schlechte Verhalten zu einer Gewohnheit gemacht.
Daher merken sie es schon gar nicht mehr.
Und immer wieder rutscht eine Unhöflichkeit einfach so raus.
Der Ton macht die Musik.
Ruppige und freundliche Sachverhalte können aber auch positiv formuliert werden.
Dabei ist sowohl die Wortwahl als auch der Tonfall entscheidend dafür, wie die Nachricht ankommt.
„Könnten Sie mir einen Gefallen tun und nachher das Licht ausmachen?“
„Mir ist wichtig, dass wir den Kunden im höchsten Maße zufrieden stellen. Daher möchte ich … so entscheiden.“
„Weißt Du, mir als Deinem Vater ist es wichtig, dass Du … lernst. Das wird Dir auch in anderen Situationen nützlich sein. Bitte mach daher jetzt …
Weichei-Kommunikation?
Schon möglich.
Entscheiden Sie selbst:
Durch drei Siebe sieben
Sieben Sie Ihre Kommunikation doch mal durch diese drei Siebe.
Welcher Teil Ihrer Kommunikation besteht den Test?
Das Sieb der gleichen Augenhöhe
Ist es notwendig, dass wir die Karte der Hierarchie ziehen?
Weil ich der Chef bin … weil ich Dein Vater bin.
Manch einem gefällt es herumkommandiert zu werden. In manchen Berufen wird man genau dafür bezahlt – vermutlich ein Schmerzensgeld.
Doch wer möchte schon täglich gern von oben herab angesprochen werden?
Und ich meine nicht, dass Führungskräfte keine klaren Ansagen machen sollten.
„Bitte stell mir bis heute Abend einen Termin ein – noch für diese Woche -, in dem Du mir Deine Ideen vorstellst.“
Das ist absolut korrekt und eine klare Priorität, die die Führungskraft vorgibt.
Bitte mehr davon. Mitarbeiter brauchen Führung.
Das Sieb des Respekts
Behandeln wir den anderen respektvoll, wenn wir ihn so ansprechen?
Kritische Worte sind bei Fehlern angebracht. Da hilft keine Andeutung oder nur ein kleiner Hinweis. Ein Fehler gehört direkt und glasklar adressiert.
Doch muss der Ton vorwurfsvoll sein, als hätte man den Fehler bewusst und gezielt herbeigeführt?
Entscheidend ist hier übrigens nicht, wie Sie es meinen, sondern wie es beim Empfänger ankommt.
Das Sieb des Gefallens
Gefällt uns, wenn andere so zu uns reden würden?
Gefällt uns, wenn andere uns den guten Willen absprechen und uns auf das Niveau eines Kindes oder Jugendlichen herab stufen?
Gefällt uns, wenn wir angeblafft werden als hätten wir Geld aus einer Brieftasche genommen?
Wenn es uns nicht gefällt, dann sagen wir es doch auf angenehme Art und Weise.
Wenn wir willige Mitarbeiter, gute Beziehungen und das Gefühl der Zusammenarbeit fördern wollen, dann sieben Sie.
Kurzfristig kann man durch Angst schüren, Menschen ins Handeln bringen. Doch langfristig bleibt die Kooperation aus oder verkümmert.
Wenn Sie sieben, sind Sie langfristig erfolgreicher und überzeugungsstärker.
In unserer Welt gilt das ungeschriebene Gesetz der Reziprozität – das Gesetz der Gegenseitigkeit: Was wir anderen antun, das widerfährt uns selbst auch früher oder später in ähnlicher oder ganz anderer Art und Weise.
Was wünschen Sie sich in Ihrem Leben?
Wie sollen Andere Sie behandeln?
So einfach ist das: Behandeln Sie Andere genau so!
Und die Hotelmitarbeiterin?
Gestern Abend war das Training erfolgreich gelaufen. Gut gelaunt sagte ich beim Rausgehen zu derselben Hotelmitarbeiterin „Der Schlüssel für den Trainingsraum steckt in der Tür.“
Was sagt die Gute diesmal?
„Den müssen Sie aber selbst abgeben!!!“
Raten Sie mal, wie meine Reaktion diesmal aussah!
2 Kommentare
Lieber Herr Jotzo,
vielen Dank für diesen tollen Bericht.
Ich möchte sehr gerne auf das Thema Reziprozität zurück kommen.
Ich habe eine Mitarbeiterin im Team, welche sehr respektlos, nicht zielführend und lösungsorientiert ist.
Sie ist von Ihrem Grundcharakter sehr unzufrieden…
Aus meiner Sicht, projiziert Sie vieles auf mich als Führungskraft.
Wenn wir nun das Gesetz der Reziprozität anwenden, würde dies bedeuten, dass ich selbst einmal so gelebt habe und ich dies nun zurück bekomme ?
Bitte entschuldigen Sie, diese vielleicht einfach denkende Sichtweise. Aber vielleicht können Sie mir dabei weiterhelfen ?
Herzlichen Dank.
Liebe B.G.,
ein wirklich spannender Kommentar.
Es hört sich so an, als wären Sie sich keiner schlechten Behandlung Ihrer Mitarbeiterin durch Sie persönlich bewusst. Davon gehe ich jetzt mal aus.
Drei Erklärung-Ansätze:
1)
Zunächst ist die Frage, ob Sie persönlich u n b e w u s s t Ihrer Mitarbeiterin weh getan haben. Vielleicht wollten Sie etwas ganz anderes kommunizieren, aber Sie sind falsch verstanden worden.
Dann spüren Sie jetzt die Retourkutsche.
2)
Ihre Mitarbeiterin meint vielleicht nicht Sie als Person, sondern Sie in der Rolle als Führungskraft als Vertreterin Ihres Unternehmens, von dem sich Ihre Mitarbeiterin schlecht behandelt fühlt.
Dann müssen sie das nun ausbaden.
Sie haben die Stelle als Führungskraft angenommen und sind in dieser Rolle Vertreterin des Unternehmens. Und Sie erben das, was andere Chefs vor Ihnen mit dieser Mitarbeiterin gemacht haben. Das ist ein Preis, den wir Führungskräfte zahlen.
3)
Vielleicht behandelt Ihre Mitarbeiterin viele Menschen in Ihrem Leben respektlos. Dann können sie da gar nichts für. Schade für die Lebensqualität Ihrer Mitarbeiterin! Die ist dann die arme Person. Diese ist viel schlimmer dran als Sie, da Ihre Mitarbeiterin automatisch Andere schlecht behandelt. Vermutlich hat Ihre Mitarbeiterin dann nicht allzu viel Spaß im Leben.
Allerdings:
Waren Sie nie unfreundlich zu anderen in Ihrem Leben.
Meine These ist, dass sich die S u m m e für jeden einzelnen im Leben sich ausgleicht.
Wünsche Ihnen, dass Sie Anderen viel Gutes tun. Es kommt alles zurück!
Herzliche Grüße,
Ihr Markus Jotzo