Impuls 80. Hilfe! Mutiere ich zum Bayern-Fan?
Mein Sohn war bereits vor der WM Fan von Manuel Neuer. http://www.manuel-neuer.com
Seit er Neuers Nationalmannschafts-Trikot hat, wird im Garten fast nur noch mit diesem Trikot gekickt.
Nun sagte mein Sohn mir gestern Abend, dass er nun auch noch Bayern-Fan sei!
Das war ein schöner Schock. Ich plante, ihn in Familientradition zum Gladbach-Fan zu erziehen.
Die Natur nimmt Ihren Lauf …
Aber wissen Sie was?
Ich bin selbst dran schuld!
Bereits bei der WM 2002 entwickelte ich echte Sympathien für Bayern-Titan Oliver Kahn.
Kahn hatte bei der WM fast jeden Ball gehalten und erst im WM-Finale gegen Brasilien einen spiel-entscheidenden Fehler zum ersten Gegentor gemacht. https://www.youtube.com/watch?v=MtoYKp6HyEo
Mein Ärger über ein weiteres verlorenes WM-Finale paarte sich mit Sympathie für einen Oliver Kahn, der sich mit seinem Fehler menschlich zeigte.
Kahn krönte das ganz noch, als er vier Jahre später im WM-Viertelfinale vor dem Elfmeterschießen gegen Argentinien, ausgerechnet dem Kerl viel Erfolg wünschte, der ihn von seinem Thron, der Nr. 1 im Tor der Nationalmannschaft, gestoßen hatte.
Kurz darauf hielt Jens Lehmann zwei Elfmeter und brachte unsere Nationalmannschaft als Teil des Sommermärchens ins Halbfinale der WM im eigenen Land.
Und wie sieht das heute mit meinen Sympathien für Bayern Spieler aus?
Ich sehe gestern in der Zeitung ein Foto von Mario Götze, als er eins der 4 Tore gegen Tabellenführer Paderborn schießt, lese von seiner Führungsposition in der Mannschaft und freue mich für ihn.
Was ist bloß mit mir los?
Vor Jahren sang ich noch das Bayern-Hasser Lied der Toten Hosen lautstark mit und jetzt hege ich Sympathien für Bayern Spieler?
Bin ich ein Weichei geworden – gar ein Bayern Fan?
Nein, das kann nicht sein.
Daran glaube ich nicht.
Ich bleibe Gladbach-Fan. Und das fühlt sich gut an.
Gladbachs 1:0 gegen den HSV am Mittwoch war eines meiner schönsten Geschenke in dieser Woche.
Auch Führungskräfte kämpfen mit Altlasten
Sie kennen bestimmt das Phänomen der selektiven Wahrnehmung.
Wenn Sie von einem Mitarbeiter eine positive Meinung haben, werden Sie verstärkt Positives bewusst wahrnehmen.
Wenn Sie einen Mitarbeiter eher kritisch sehen, dann nehmen Sie auch eher die negativen Aspekte wahr.
http://www.mensch-und-psyche.de/unsere-psyche/selbsterfuellende-prophezeiung/
Wissenschafter haben das analysiert:
Wir nehmen in einer Sekunde 11 Mio Bits über unsere 5 Sinne, Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen und Hören wahr.
Bewusst verarbeiten wir davon aber nur 50-80 Bits pro Sekunde.
Die anderen knapp 11 Mio Bits nehmen wir nur unbewusst wahr.
Beispiel: Während Sie diesen Text weiter lesen, nehmen Sie ab sofort nebenbei wahr, woher das Licht im Raum kommt.
Bis eben hatten Sie das nur unbewusst wahrgenommen. Durch meine Worte nehmen Sie das Licht nun bewusst wahr.
Fazit: Niemand kann die Leistung seiner Mitarbeiter objektiv wahrnehmen.
Unsere Wahrnehmung ist gefärbt von unserer Erfahrung, Erwartung und Perspektive.
Gucken Sie doch morgen mal genau und – zumindest teilweise – objektiv hin.
Was tun Ihre mittelmäßigen Mitarbeiter Gutes?
Was schaffen auch die jeden Tag weg?
Welchen Beitrag leisten diese täglich zum Erfolg Ihres Teams?
Mit Ihrer Unterstützung werden Sie mit der nötigen Aufmerksamkeit vielleicht sogar zu sehr guten Mitarbeitern.
Das Schöne ist nämlich, dass wir als Führungskräfte positives Verhalten unserer Mitarbeiter verstärken können.
Dazu gehört 1. wahrnehmen, 2. explizit benennen im Dialog mit dem Mitarbeiter und 3. in Zukunft verstärkt von einer Wiederholung ausgehen.
Ich wünsche Ihnen mehr sehr gute und weniger mittelmäßige Mitarbeiter.
Tragen Sie Ihren Teil dazu bei, dass es so kommt und wenn es zunächst einmal nur bedeutet, objektiv hinzusehen.
Und wenn Sie unsere Welt ein bisschen schöner gestalten möchten, dann schauen Sie einfach ein bisschen positiv selektiv auf sie: auf Freunde, Partner, Geschwister, Eltern und Nachbarn.
Bayern-Fans müssen wir ja deswegen nicht gleich werden.
Aber Sympathien für deutsche Weltklasse-Fußballer zu entwickeln, kann nicht schaden – auch wenn die bei Bayern spielen.