Ein Freund aus Frankfurt verliert gerade seinen Job. Der Grund: Er nimmt nicht alle Entscheidungen seiner Chefin hin und hinterfragt gelegentlich. Das macht er nicht stumpf vor allen anderen im Meeting, sondern im Einzelgespräch unter vier Augen. Jedoch: Wenn eine Führungskraft nicht stark genug ist oder zu egozentriert, dann duldet sie keine andere Meinung und spielt sie die Machtkarte aus. In diesem Fall sogar die ultimative Machtkarte: den Rausschmiss.

Passiert das bei meinem Freund gerade zum ersten Mal auf dieser Welt? Nein, natürlich nicht. Sowas passiert leider immer noch ständig und regelmäßig. Meine persönliche Vermutung: Das wird weniger, aber nicht aufhören. Denn extrem stark machtgeprägte Menschen wünschen keine Widerreden, sondern Ja-Sager.

Widerspruch ist echt unangenehm. 

Und aufwendig.

Ich persönlich finde es super, wenn meine Mitarbeiter meiner Meinung sind. Ich freue mich aber noch mehr, wenn sie ihre eigenen Ideen einbringen. Ist das anstrengender? Ja. Kostet mich das mehr Zeit? Ja. Hab ich schon mal gedacht „Muss diese Diskussion jetzt sein?“ Ja, klar! Aber gleichzeitig weiß ich aus tiefster Überzeugung, dass mitdenkende, hinterfragende und auch mal widersprechende Mitarbeiter die wertvollsten sind. Denn meine Ergebnisse werden dadurch durchdachter und besser.

Querdenker und Querulanten braucht das Land

Du hast auch den einen oder anderen Querulanten im Team oder in der Nachbarabteilung? Das kann schon mal nerven, oder? Das kann aber auch Gold wert wein, wenn Du ihn nicht nur labern lässt, sondern gezielt die sachliche Essenz herausarbeitest. Denn dadurch besteht die Chance auf noch bessere Ideen und Ergebnisse. In einer McKinsey-Studie von 2020 ergab sich erneut, dass Diversität ein signifikanter Erfolgsfaktor für überdurchschnittlich profitable Unternehmen ist. Was für eine Überraschung! Das wissen die meisten von uns bereits. Aber ist es auch im Kopf und im Handeln aller Führungskräfte angekommen? Leider nicht. Spannend finde ich, dass die Erfolgswahrscheinlich durch Diversität von Jahr zu Jahr immer größer wird.

Zitat aus der Studie: Unternehmen mit hoher Gender-Diversität haben eine um 25% und damit signifikant größere Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein (2014 lag der Wert noch bei 15%). Betrachtet man den Faktor der ethnischen Diversität (Internationalität des Vorstands), liegt dieser Wert sogar bei 36%.

Du bist dran!

Wenn die Abteilung es stets genau so macht, wie die Führungskraft es will, dann ist die Abteilung eben auch nur so schlau wie die Führungskraft. Doch eine Chance auf Ideenreichtum gibt es. Aber eben nur, wenn die Führungskraft das aktiv fördert. Stell doch mal anonym Deine Mitarbeitenden diese drei Fragen:

Auf einer Skala von 1-10, wie sehr empfindet Ihr es als erwünscht, die eigene Meinung offen einzubringen?
Was ist schon gut?
Was fehlt zur 10?

Gern anonym per Mentimeter.com oder auf einem Flipchart in der Kaffeeküche.

Und dann organisier einen 60-Minuten-Workshop der Mitarbeitenden ohne die Führungskraft – aber bitte mit Moderator – und lass Dir dann die Ergebnisse vom gesamten Team präsentieren. Wenn Du einen Moderator dafür suchst, melde Dich gern bei mir. Wir erarbeiten im Workshop konkrete, umsetzbare Punkte.

Zu schade, dass die Führungskräfte mit dem größten Handlungsbedarf diese drei Fragen ihrem Team vermutlich nie stellen werden. Aber vielleicht gehörst Du, liebe Führungskraft, ja nicht zu dieser Gruppe und stellst innerhalb der kommenden fünf Tage diese drei Fragen Deinen Mitarbeitenden? Und wenn Du Mitarbeiter bist, dann schick doch den Link zu meinem Podcast Episode 88 oder den Link zu diesem Blog-Artikel an Deine Führungskraft weiter.

Die UEFA sollte Oliver Kahn anstellen

Und die UEFA mit Ihrer heutigen Entscheidung, die Allianz-Arena nicht in den Regenbogenfarben leuchten zu lassen? Nur ein weiteres Beispiel dafür, dass es noch zu viele Menschen gibt, die zu viel Angst davor haben, auch mal anzuecken und Flagge zu zeigen. Doch nur wenn wir in die Diskussion gehen, haben die Chance auf bestmögliche Ergebnisse.

Oliver Kahn sagte mal: „Wir brauchen Eier.“ Wer Oliver Kahn kennt, weiß, was er damit meint. Wie wär’s, wenn die UEFA Oliver Kahn einstellen würde?

Ich wünsche Dir einen kontroversen Austausch mit Freunden, im Job und in der Familie und exzellente Ergebnisse!
Viel Erfolg dabei! Dein Markus Jotzo

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