Neulich sitze ich an einem Freitag Nachmittag auf dem Weg nach Hause in der Bahn. Ich bin ganz schön platt, denn mein Training am Vortag dauerte inklusive Team-Event am Abend bis 22 Uhr. Hinter mir telefoniert eine Dame und erzählt ihrem Gesprächspartner: „Mir geht’s gut. Bin nur ein bisschen müde vom Arbeiten.“ Dann lese ich, dass in der Schweiz mehrere Manager innerhalb von wenigen Wochen Selbstmord begangen haben. (Die Zeit bit.ly/15m4Qa2)
Ich frage mich: Wie konnte es so weit kommen? Was ist los in unserer Arbeitswelt? (FAZ bit.ly/12OuuYe) Laufen wir alle wie ein Hamster im Hamsterrad immer wieder auf der Stelle, bis wir erschöpft zusammenbrechen? (Havard Business Manager bit.ly/pH6Dht) Sind unsere Führungskräfte durch zu viel Druck und Stress häufig selbstmordgefährdet? Drei tote Manager in der Schweiz in drei Wochen sollten uns auf alle Fälle in Alarmbereitschaft versetzen. (Die Welt bit.ly/16SPGwJ)
Denn diese Selbstmord-Fälle sind nur die Spitze des Eisbergs. Auch wenn nicht jeder, der es im Job übertreibt, gleich Selbstmord begeht, gilt es zu vermeiden, dass Druck und Arbeitsvolumen uns so kaputt machen.
Was können wir also tun, um nicht in Stress und Überarbeitung zu versinken und gleichzeitig sehr gute Ergebnisse zu erreichen?
Richard Branson besitzt eine Fluglinie, ein Raumfahrt-Projekt, ist erfolgreich im Handy und CD Geschäft. (Handelsblatt bit.ly/1bGGYrd)
Die Leitung all dieser Projekte und Firmen könnte er ohne sehr gute Mitarbeiter und ohne auch wichtige Aufgaben zu delegieren niemals bewältigen.
Dann Madonna – von der ich eine Riesenfan bin. Sie ist Sängerin, Entertainerin, Mutter, Hollywood-Star, Idol, Unternehmerin, Trendsetterin und was weiß ich nicht noch alles.
Die wird wohl kaum nur 37,5 Stunden pro Woche arbeiten.
Eine Teilnehmerin in einem meiner Vorträge gab neulich zu bedenken: „Die hat ja auch allerhand Mitarbeiter.“
Heißt das, wenn ich einige Mitarbeiter mehr hätte, dass ich dann auch Hollywood-Star, Trendsetter, Sänger und Idol von Millionen wäre?
Wohl kaum. Wie schafft Madonna das dann?
Sie setzt Prioritäten, sie delegiert und sie lässt los.
Anstatt alles selbst zu machen, kümmert sie sich nur um das Wesentliche selbst. Sonst könnte Sie ihr Arbeitsvolumen niemals schaffen.
Im Arbeitsalltag müssen wir heutzutage
a) … regelmäßig die Prioritäten hinterfragen,
b) … regelmäßig Umsetzungs-Qualität hinterfragen,
c) … regelmäßig die Arbeitswoche auf Zeit-Killer und Qualtitäts-Bringer durchforsten und zwar vorher in der Planungsphase und hinterher im Review, um nicht unterzugehen.
Das einzige, was wir tun sollten, bis der Arzt kommt, ist uns aufs Wesentliche zu konzentrieren und den Rest loslassen und delegieren.
[br]
Ich rate dazu, regelmäßig zu hinterfragen, was Ihnen wichtig ist und wie Sie leben und arbeiten wollen. Gehen Sie mit einer gesunden Portion Pragmatismus daran und kehren Sie dem Perfektionismus den Rücken.
Mein Tipp: Nutzen am Ende JEDER Woche 60 Minuten Ihrer Zeit, um zu reflektieren, was in dieser Woche gut und schlecht gelaufen ist und setzen Sie sich Ziele für die kommende Woche.
Kaufen Sie sich ein wertiges Buch mit leeren Seiten und halten Sie Ihre Ergebnisse darin fest.
Entsprechend dieser Ergebnisse sagen sie „Nein“ zu den Dingen, die Sie nicht wollen und ein kräftiges „JA“ zu allem, wofür Sie sich entscheiden. Konsequent. Denn Qualität ist wichtiger als Quantität.
Ein Beispiel aus meiner Unilever-Zeit: Eine Kollegin entschied eines Tages, dass Sie nicht mehr jeden Tag bis 20 oder 21 Uhr im Büro sitzen wollte. Sie organisierte Ihren Arbeitstag besser und ging fortan um 18 Uhr nach Hause. Pünktlich. Ein Jahr später wurde sie befördert und durfte einen spannenden Auslandsjob übernehmen.
Ich möchte eins klar stellen. Ich bin ein Freund von Leistung. Ja, sogar ein Fan von Leistung.
Ich liebe es, Ergebnisse zu erzielen, die meine Kunden und mich substanziell weiterbringen.
Ja, ohne Fleiß kein Preis! Aber unsere Zeit ist zu kostbar, um mit Kleinvieh Mist zu machen.
Auch wenn ich mich freue, wenn meine Mitarbeiterin Überstunden macht, Ehrgeiz im und Interesse an Ihrem Job zeigt. Und wir haben eine klare Überstundenregelung:
Ein paar dürfen anfallen, wenn es mehr wird, gleichen wir mit Freizeit aus. Ich glaube nicht, dass ich mit einem Dienst-nach-Vorschrift-Mitarbeiter leben könnte.
Aber als Chef stehen wir in der Verantwortung, dass es unsere Mitarbeiter nicht übertreiben und die Arbeitsbelastung in einem gesunden Rahmen bleibt.
Was haben wir davon? Voll konzentrierte Mitarbeiter, die fokussieren und sich aufs Wesentliche konzentrieren.
2 Kommentare
Ich bin seit mehreren Jahren Restaurantleiterin, tue alles dafür um meine Kunden zufrieden zustellen, und die Mitarbeiter gut zu behandeln, denn ohne gute und zufrieden MA wird ein Betrieb nie existieren können, hätte das auch mein Shef verstanden, wäre es sehr schön. Denn der nimmt allen die Lüst zum Arbeiten weg, Schade, dass um Shef zu sein keiner die Schulung machen muss, wie man die MA behandelt.
Leider ist das so.
Aber es gibt auch gute Chefs in dieser Welt.
Wer suchet, der findet …
Herzliche Grüße von Markus Jotzo