2 von 3 Deutschen Arbeitnehmern netzwerken nicht.

Ist das die Möglichkeit? Jeder weiß, dass es sinnvoll ist, jeder weiß, dass es hilft. Aber nur wenige tun es. Dabei ermöglicht es oft einmalige Karrieremöglichkeiten.

Kürzlich in der Pause eines Führungskräfte-Trainings. Eine Führungskraft erzählt. In seinem ersten Studienjahr lebte er in einem Verbindungshaus in Marburg. Dann entscheidet er sich aber doch dagegen, Mitglied zu werden. Obwohl er denkt, dass „Das Netzwerk der alten Herren ja ganz schön viel tut für junge Mitglieder, die auf Jobsuche sind oder andere Karrierehilfen benötigen“.

Von den Grand écoles, den Top-Universitäten in Frankreich, ist das gleiche bekannt: Wer einmal drin ist in diesem elitären Kreis des Netzwerks wird von anderen aus diesem Kreis gefördert und gepusht, so dass eine einflussreiche Karriere oder ein angesehener Job in Wirtschaft oder Politik normal ist.

Und wenn sich ein Mitarbeiter bei mir bewirbt und er erzählt, dass er oder sie bei der Studentenorganisation AIESEC aktiv war, stelle ich ihn ein, ohne irgendwelche ernsthaft kritisch gemeinten Fragen zu stellen. Wer das Ziel des internationalen Austausches „meiner“ Studentenorganisation AIESEC mit mir teilt, bekommt automatisch haufenweise Vorschusslorbeeren. Karriere durch Netzwerk. Ob es uns gefällt oder nicht, so funktioniert unsere Welt – nicht immer, aber sehr, sehr häufig.

Und Ihr Netzwerk?

Wenn Sie ein gutes Netzwerk tatsächlich brauchen, und Sie haben keins, ist es zu spät. Denn ein Netzwerk aufzubauen, braucht Zeit.

Mit welchen Menschen umgeben Sie sich? Mit wem tauschen Sie sich regelmäßig aus – sagen wir mal eins bis vier Mal pro Jahr, um einen bereichernden Austausch zu genießen? Überlegen Sie bewusst, welche Karriere Sie anstreben und welche Art von Netzwerk Sie dabei unterstützen kann?

Ich bin äußerst mittelmäßig – aber ich tue es

Was mich anbelangt, bin ich beim Netzwerken kein Profi. Andere Kollegen sind da besser. Die wissen genau, wer mit wem in der Redner- und Trainerszene gut kann, verfolgen die Social Media Feeds der Kollegen und tauschen sich über alle möglichen Themen regelmäßig aus.

Warum bin ich beim Netzwerken nicht sehr gut?

Mein Fokus liegt auf der Zeit mit meinen Kindern – an den Wochenenden und immer wieder für ganze Wochen. Daneben bin ich ein Arbeitsbesessener, der gern schreibt, viel schreibt und oft unterwegs ist. Ich muss mich immer wieder daran erinnern, mich mit Menschen auszutauschen, die ich mag und mit denen ich gern verbunden bin. Möglichkeiten zu netzwerken, gibt es dutzende, wenn wir sie selbst erschaffen. Da bin ich noch ein Lernender.

Definieren Sie zunächst, wozu Sie netzwerken

Welche beruflichen Karriereziele haben Sie? Wer oder wer in einer bestimmten Position könnte Sie dabei unterstützen? Sie können einfach drauflos netzwerken, aber erfolgreicher sind Sie, wenn Sie ein Ziel vor Augen haben. Also, wobei soll Ihnen Ihr Netzwerk behilflich sein?

Drei Fragen zu Ihrer Netzwerker-Qualität

1. Besuchen Sie regelmäßig firmenexterne Veranstaltungen, auf denen Sie immer wieder mit anderen Menschen in Kontakt treten und tauschen Sie sich dann auch außerhalb dieser Veranstaltungen mit diesen spannenden Personen regelmäßig aus?
2. Engagieren Sie sich in einer Organisation oder einem Verband, leisten dort Ihren engagierten Beitrag zu dieser Organisation und lernen so – en passant – Menschen persönlich besser kennen.
3. Gehen Sie zwei Mal wöchentlich oder häufiger mit einem Kollegen, Nicht-Kollegen oder Kunden Mittagessen und tauschen Sie sich über anderes aus als Ihr Tagesgeschäft?

Sie sind in dieser oder ähnlicher Weise aktiv? Prima. Aber: Nur weil Sie einmal jemanden kennengelernt haben, können Sie diesen Menschen schwerlich zu Ihrem Netzwerk zählen. Geschweige denn, dass dieser Kontakt Ihrer Karriere nutzt. Wenn Sie aber offen Ihr Interesse an dieser Person bekunden und sich ein bis viermal im Jahr treffen und austauschen, so wird sich diese Beziehung entwickeln, und Schritt für Schritt wird Ihr Netzwerk größer. Vielleicht entwickeln sich sogar Freundschaften daraus.

Drei Lösungsansätze für Ihr Netzwerk

1. Master Mind Gruppen:

Master Mind Gruppen sind Karriere-Netzwerk pur. In Hamburg treffen wir uns zwei Mal im Jahr mit fünf Kollegen – allesamt selbstständige Redner und Trainer – um uns für einen Vormittag lang zu aktuellen Themen und Fragestellungen auszutauschen. Zwischen unseren Netzwerktreffen sehen wir uns sporadisch zu zweit bei einem Tee oder Bierchen.

Mit welchen Menschen würden Sie sich gerne austauschen? Erstellen Sie Ihre Wunschliste, halten Sie die Augen offen und sprechen Sie diese Menschen einfach an. So hab ich’s gemacht mit meinen vier sympathischen Hamburger Rednerkollegen.

2. Konferenzen:

Selbstständige Redner und Trainer treffen sich regelmäßig auf Redner-Abenden oder Konferenzen in Deutschland, der USA oder anderen tollen Orten dieser Welt. Vorteil ist, viele Menschen auf einmal zu treffen und einfach jeden ansprechen zu können. Da steht zwar nicht Karriere-Netzwerk drauf, es ist aber damit vollgepackt.

Meine Reisen führen mich immer wieder zur Convention der National Speakers Association in den USA und die Convention der German Speakers Association in Deutschland.

Erwarten Sie bei solchen Veranstaltungen aber nicht, dass sich gleich alle freuen, Sie zu sehen. Beziehungsaufbau braucht Interesse, Zeitinvest und Wiederholung.

3. Das gute alte Mittagessen:

Eine Kollegin in München hat die Koordination aller Mittagsverabredungen an Ihre Assistentin delegiert. Den Turnus hat sie vorgegeben, den Rest macht die Assistentin. Netzwerken können Sie sozusagen auch delegieren – oder zumindest dessen Organisation.

Und klar, es kostet Sie Zeit, nicht nur ein Sandwich vom Bäcker zu vertilgen, sondern sich Zeit zu nehmen für eine richtige Mahlzeit und ein Gespräch. Wenn Sie aber zu den emsigen Nicht-Mittagspausen-Machern gehören, dann tun Sie mit einer Verabredung gleichzeitig etwas für Ihre Balance, Leistungsfähigkeit und bekommen nebenbei noch spannende Inspirationen.

Welcher dieser drei einfachen Netzwerken-Tipps für die Karriere und den gleichzeitig spannenden Austausch passt am besten zu Ihnen? Schreiben Sie noch heute eine E-Mail oder rufen jemanden an, um Ihr Netzwerk zu stärken und dabei auch noch Spaß zu haben. Für mich ist Netzwerken nur mit Menschen möglich, die mir sympathisch sind. Alles andere wäre für mich Krampf und Anstrengung. Das können Sie zwar auch machen, ist aber nicht mein Weg.

Was ist Ihr Weg?

Wenn dieser Blog für Sie relevant ist, dann lesen Sie diesen Blog in den nächsten Tagen ein zweites Mal. Was haben Sie inzwischen für sich entwickelt oder sogar schon umgesetzt? Das Thema benötigt mehr als einen Impuls. Also, reflektieren Sie über diese Inhalte und lesen Sie in zwei Tagen diesen Blog ein zweites Mal. Und handeln Sie. Jetzt schon oder nach dem zweiten Lesen. Reflektiert. Und konsequent.

Bei welchem Ziel soll Sie Ihr Netzwerk unterstützen?

Viel Erfolg beim Austausch, Lernen und Ausbau Ihrer Karriere.

Ihr Markus Jotzo

Und: Empfehlen Sie diesen Blog einer anderen Führungskraft weiter. Sharing is caring. Vielleicht tut diese Führungskraft, dann ja auch etwas für Sie? Doch dazu, ob man immer eine Gegenleistung erwarten sollte, lesen Sie mehr in den folgenden Blogs zum Thema Netzwerken…