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Im März titelte der Spiegel: „Die geteilte Nation – Reich wird reicher, arm bleibt arm“. Blödsinn, finde ich. Die Eckdaten der Gesellschaft können statistisch vielleicht so ausgelegt werden – und mit diesem breiten Fokus fällt es dann leicht, die Regierung, die Weltwirtschaft oder die Gesellschaft dafür verantwortlich zu machen. Was das jedoch für den Einzelnen bedeutet, ist eine andere Frage – eine Frage der Verantwortung. Denn nur weil jemand reich oder arm ist, heißt das noch lange nicht, dass er das wegen irgendwelcher gesellschaftlicher Regeln auch bleiben muss.
Nehmen Sie ein Beispiel: Seit vielen Jahren gibt es die Regel, dass auf Nahrungsmittelverpackungen verzeichnet sein muss, wie viele Kalorien und Fett in dem Lebensmittel enthalten sind. War deswegen vor der Einführung dieser Regel die Regierung schuld, wenn Menschen übergewichtig wurden? Wohl kaum.
Was ich sagen möchte, ist, dass schwierige Verhältnisse keine Ausrede sind, wenn sich im eigenen Leben nichts oder genau das Falsche tut. Denn verantwortlich für Ihr Leben bleiben immer Sie – zu hundert Prozent. Das klingt erstmal hart, aber ich meine es. Wenn Sie entlassen werden, Ihr Partner sich von Ihnen trennt oder Ihre Freunde nicht mehr mit Ihnen reden, dann haben Sie mit Garantie auf irgendeine Weise dazu beigetragen.
Das klingt nach viel Verantwortung, nicht wahr? Ist es auch: Wenn Ihr Leben nicht das ist, was Sie sich vorstellen, kann niemand – nicht der Staat, nicht die Gesellschaft, nicht die Politiker – etwas daran ändern, sondern nur Sie selbst. Diese klare Verantwortlichkeit bringt jedoch auch eine große Chance mit sich.
Wenn der Arbeitgeber keine Fortbildung ermöglichen will, das Jobcenter keine Umschulung, Sie diese Weiterentwicklung oder Umorientierung für sich jedoch wollen, können Sie diese selbst in die Hand nehmen. Wenn Sie sie wirklich wollen, werden Sie Zeit dafür finden – z.B. nach der Arbeit. Nutzen Sie Förder- und Weiterbildungsangebote wie die Abendschule, Workshops und Seminare. Und Geld muss die Weiterbildung nicht unbedingt kosten, denn etliche Informationen sind heutzutage frei verfügbar in Stadtbibliotheken und im Internet.
Sie können der bewusste Gestalter ihres Lebens sein. Nehmen Sie sich mehr Zeit für sich, wenn Sie sie brauchen. Qualifizieren Sie sich für einen besser zu Ihnen passenden Job und pflegen Sie engere Beziehungen zu Ihren Freunden, wenn Sie sich ein besseres Verhältnis wünschen. Es gibt tausend Möglichkeiten, wie Sie Ihr Leben verbessern können, wenn Sie nicht zufrieden sind. Nur: Einfach die Hand aufzuhalten, das wird nie funktionieren. Es wird nichts hineinfallen. Was die Welt zu bieten hat, müssen Sie abholen.
Das bedeutet unter Umständen viel Mühe. Das bedeutet Entbehrungen und kann auch bis in die Überforderung gehen. Nur so wird es jedoch substanzielle Veränderungen geben. Wer etwas erreicht, hat immer hart dafür gearbeitet.
Aber egal, wie schwierig es sein mag, Sie können etwas an Ihrem Leben ändern und es zum Besseren wenden. Es gibt diese Chance! Die Energie dafür, den Mut, es anzupacken, die Überzeugung, dass es gehen kann, kommt aus Ihnen allein. Die Früchte Ihres Tuns ernten aber auch Sie.
In diesem Sinne, viel Erfolg.
Und liebe Spiegel-Redaktion,
Ihr Artikel richtet sich an die Politik. Lesen tun ihn aber ganz normale Bürger. Die regen sich dann im Nachhinein auf, dass die Regierung zu wenig tut. Ich habe einen Vorschlag für Sie: Sagen Sie Ihren Lesern doch mal, was jeder normale Leser tun kann, um einen Beitrag zu leisten. Z.B. selbst Verantwortung übernehmen mit einer Bürgerinitiative für kostenlosen Förderunterricht für Migranten, einer Patenschaft für einen mittellosen Schüler oder Deutschunterricht in einem sozial schwachen Stadtteil oder oder oder.
Dann wäre Ihr Artikel nicht Teil des Problems, sondern Teil einer Lösung.