Impuls 143. Kopfsprung ins Unangenehme: Wie Sie große Ziele erreichen
„Morgen, da mache ich es – ganz sicher!“
Das versprechen Sie sich selbst. Ihre Hand winkt gleichzeitig aber müde ab, den Kopf haben Sie gar nicht erst vom Sofa gehoben.
Ja, ich bin bestimmt nicht der Einzige, der ab und zu an Aufschieberitis leidet – vor allem, wenn es um große, neue Projekte geht. Ich weiß, sie tun mir gut und bringen mich voran. Aber auch ich verbringe meine Zeit gern mit anderen Aufgaben und Ideen, die mir mehr Spaß machen – sowohl im Job als auch privat.
Dabei ist das die wohl verkehrteste Herangehensweise, die Sie sich nur denken können. Denn große Ziele bringen Sie am meisten voran. Nur leider sind es gerade diese hochgesteckten Ziele, die am häufigsten auf der Strecke bleiben, weil sie außerhalb des Gewohnten, also außerhalb der Komfortzone liegen – und deshalb unangenehm sind.
Stärker als der Schweinehund
Das können Sie sich gerne als Faustregel vermerken: Große Ziele sind unangenehm. Ist ein Ziel nicht unangenehm, wartet da auch kein großer Gewinn auf Sie.
Ja, wenn es nur nicht so verdammt schwer wäre, sich auch dran zu machen.
Die Frage ist also, wie Sie es schaffen, die notwendigen Schritte in Richtung Ihres großen Ziels zu gehen und sich nicht vor der Herausforderung drücken. Wenn Sie jetzt an die gute alte Disziplin denken, muss ich Sie leider enttäuschen. Die ist auch gut, reicht aber nicht immer aus gegen den inneren Schweinehund.
Heute habe ich zwei andere Tricks für Sie mitgebracht. Die nutze ich bei Themen, die ich angehen will, aber immer noch Ausreden fürs Nichtstun finde.
Angenehme Ablenkungen ausschalten
Wenn ich beispielsweise vollen Fokus auf ein neues Konzept benötige, verziehe ich mich in den Besprechungsraum – ohne Handy, ohne Facebook, ohne E-Mails. Denn all die Aufgaben, die in meinem Büro auf mich warten, die ich vielleicht auch sehr gern tue, lenken mich zu sehr ab.
Das Gute an einem Ortswechsel: Einerseits kommen Sie aus Ihrer Routine heraus und machen den Kopf frei für neue Gedanken, andererseits können Sie in einem leeren Besprechungsraum nichts anderes tun als die Aufgabe, die Sie sich dorthin mitgenommen haben. Außer natürlich, Sie sitzen gerne allein in einem Büro, starren die Wand an und drehen Däumchen. Aber das wird selbst dem größten Müßiggänger irgendwann zu langweilig.
Wie das Unangenehme angenehm wird
Eine andere Variante habe ich gewählt, als ich mir selbst etwas Gutes tun wollte – namentlich dreimal pro Woche Sport. Also sagte ich meiner Frau, dass ich ihr in jeder Woche 100 Euro zahlen werde, in der ich mein Vorhaben nicht in die Tat umsetze. So viel Geld will ich natürlich nicht einfach so loswerden. Also halte ich mich ran und bleibe tatsächlich am Ball. Ein Rückschlag und 100 Euro für meine Frau geben mir wieder eine extra Portion Motivation.
Möglichkeiten gibt es in dieser Richtung zuhauf: Sie können einem Mitarbeiter einen extra Tag Urlaub versprechen, wenn Sie ihm den Projektplan nicht rechtzeitig vorlegen. Oder in manchen Fällen kann es schon reichen, Ihren Kollegen von Ihrem Vorhaben zu erzählen. Schließlich ist es ziemlich peinlich, wenn Sie dann vor versammelter Mannschaft eingestehen müssen, dass Sie es nicht durchgezogen haben.
Tricksen Sie sich selbst aus
Der Trick ist einfach: Wenn Sie große Ziele haben, vor denen Sie noch zurückscheuen, entbehren Sie sich jeder angenehmen Ablenkung. Oder finden Sie einen Hebel, der für Sie noch unangenehmer ist als die nervenaufreibende Aufgabe, die Ihnen eigentlich nützt – so wie meine 100-Euro-Verabredung mit meiner Frau. Und schon erhalten Sie den nötigen Schub, voller Motivation Ihre Überforderungszone zu betreten.
Welche Tricks fallen Ihnen noch ein?
3 Kommentare
Dankdir für den Input, lieber Markus
Du bringst damit vieles gut auf den Punkt. Schweinehunde zähmen und lernen ihn als einen Teil von dir lieb zu gewinnen, kann auch eine Strategie sein. Vor allem wenn wir uns erinnern dass der auf Energiesparen, Faulenzen, es dir gut gehen lassen (kurzfristig hat er ja recht, wenn er dich auf der Couch halten will…) fokussiert ist.
Doch diejenigen die allzu lange den KAMPF eingegangen sind GEGEN den Schweinehund (oder bei Maja Storch heißt er „Strudelwürmli“, landen früher oder später in einem Burnout oder sind zumindest komplett am Boden. Außer sie finden erfüllendes in ihrer Freizeit oder Kraft spendende Liebe von Familie Freunden…
Dir bewusst zu machen, es sind die Emotionen, allein die Emotionen die über Handeln oder nichthandeln führen, ist schon mal ein erster essenzieller Schritt. Und das coole an unsrem Körper ist ja das er sobald wir etwas häufig gemacht haben (weil wir einen „Vertrag“ mit dem Strudelwürmli oder Schweinehündchen schließen) gefällt es uns häufig auch ganz gut. Denk an Bewegung. Die ersten 10, 15 min sind oft… tja… aber dann beginnt sich das hormonelle System im Korper umzustellen und pusht dich durch das ganze Workout.
Aber auch wenn es nicht um Sport geht sondern andere Dinge die wir anpacken wollen. auch dann helfen solche Mini-Steps ganz gut
und wie bei allem ist zurückführend auf Viktor Franks Frage nach allem SINN
oder Simon Sinek der dich nach dem WARUM fragen lässt vielleicht DER Weg den es zu gehen gilt.
Wenn dir bspw. ein naher Freund stirbt, wirst du plötzlich an die ENDLICHKEIT deines Daseins (zumindest dieses Lebens, über all die möglichen Dinge danach können wir nur philosophieren) und alleine das kann den Anstoß geben wieder dein WARUM zu erforschen. Aber warum darauf warten?
Lieber Andreas,
vielen Dank für eine tolle Antwort. Strudelwürmli klingt viel netter als Schweinehund 🙂
Genau: Warum darauf warten? Lieber jetzt anpacken.
Herzliche Grüße
Markus Jotzo
Hallo Markus 🙂
ein super Artikel, das stimmt wohl, die meisten meiner großen Erfolg habe ich erst durch das überwinden von noch größeren Hürden geschafft.
Ihr Zitat:“Große Ziele sind unangenehm. Ist ein Ziel nicht unangenehm, wartet da auch kein großer Gewinn auf Sie.“
Eigentlich hat mich das immer geärgert, mit „strenge dich mehr an, dann schaffst du auch mehr“. Aber ich habe vor kurzem ein Spruch gelesen der mir eine etwas spannendere, abenteuerlichere Sicht gegebne hat: “In den Drachenhöhlen ist auch immer der Ort, wo der großen Schätze verborgen ist.“
Also muss man erst mit einem Drachen kämpfen, bevor man sein Schatz (Erfolg) bekommt. Irgendwie fand ich das witzig und hat meinen Aufgaben in letzter Zeit etwas mehr Phantasie gegeben. Die Technik mit der Motivation durch andere Funktioniert bei mir leider nicht, hab ic vergebens versucht, bei mir funktioniert alles nur über ein positives Belohnungssystem, ähnlich wie bei einer Hundeerziehung 😉 Danke für den Inspirierenden Artikel.
Beste Grüße Dirk