Einer meiner Kunden in Süddeutschland fragte im Sommer für ein neues Projekt bei mir an: Im Vertrieb sollte mehr Energie und Engagement geweckt werden.
Wir setzen uns also zusammen und diskutieren das Thema:
Mithilfe eines 2-tägigen Trainings sollen die 27 Mitarbeiter besser zusammenarbeiten. Das Betriebsklima und die Ergebnisse sollen wieder besser werden.
Sie denken jetzt vermutlich das, was ich auch dachte: Ein Training soll das bewirken? Beim Blick auf die Details, stellt sich heraus, dass der wichtigste Regionalleiter das Problem ist. Er ist Mitte 40 und arbeitet seit 10 Jahren für die Firma.
Unklare Führung, merkwürdige Personalentscheidungen und das tägliche Meckern hat im Team alle Motivation im Keim erstickt.
Wir parken die ursprüngliche Trainings-Idee.
Als ich genauer nachfrage, verändert sich das Gesamtbild noch einmal.
Es stellt sich heraus, dass der Vertriebsleiter das Problem schon lange kennt.
Aber er handelt nicht.
Ein Training erscheint immer sinnloser.
Der Fisch stinkt auch hier vom Kopfe her.
Hier fehlt ein Chef mit Rückgrat.
Hier fehlt ein richtiger Chef mit Tatkraft.
So wie der eines mittelständischen Unternehmens, der im letzten Jahr zu seinem Bereichsleiter sagte, als zum wiederholten Male seine Assistentin in der Probezeit gekündigt hatte:
„Wenn Deine nächste Assistentin auch kündigt, dann gehst Du mit.“
Michael Gorbatschow sagte einmal: „Entweder man ist Teil der Lösung oder Teil des Problems. Ich habe mich entschieden, Teil der Lösung zu sein.“
Viele Führungskräfte entscheiden sich leider, nur Teil Ihrer eigenen Agenda zu sein.
Oder Teil Ihrer eigenen Karriere.
Die Karriere gönne ich jedem Mitarbeiter und jeder Führungskraft.
Aber:
Darf es auch mal etwas Weitblick sein?
Darf es auch mal etwas Fordern und Fördern der Mitarbeiter sein?
Und wenn der verantwortliche Chef der A.-B.-I.-Führungskraft das Problem nicht anpackt?
Dann braucht es Querdenker, die Mut haben.
Dann brauchen wir Menschen, die Dinge anpacken, auch auf die Gefahr hin, sich eine blutige Nase zu holen.
Wir brauchen Mehr-Hirn-Denken!
Wir brauchen viele Ideen, um die beste auszusuchen und auszudiskutieren!
Das funktioniert nur in einer Atmosphäre der Herausforderung in allen Richtungen.
Auch von unten nach oben.
Gerade jährte sich wieder Martin Luthers Anschlagen der 95 Thesen an die Schlosskirche zu Wittenberg.
Hat Luther sich durch seinen Mut eine blutige Nase geholt? Oh, ja!
Hat er viel Durchhaltevermögen benötigt? Yes, sir!
Und hat er Dinge in Bewegung gebracht? Ja, das hat er!
Wir brauchen viele kleine Luthers, um in unserer Gesellschaft und in unseren Firmen Diskussionen und Dinge anzustoßen.
Wie sagte Roman Herzog so schön „Durch Deutschland muss ein Ruck gehen.“
Jeder von uns ist Luther.
Jeder von uns ist ein Reformator.
Jeder von uns kann verändern – wenn er nur will.