Impuls 274. EF5 Netzwerken – 10,5 Erfolgsfaktoren im Leben, Teil 5
Sag mir, wen Du kennst und ich sage Dir, wie erfolgreich Du sein wirst.
Eins meiner Projekte in 2021 ist, meinen Online-Auftritt zu optimieren. Vor zwei Tagen am Donnerstag entscheide ich mich, meinen Auftritt bei LinkedIn und XING anzupacken und nochmal zu verbessern. Ich schreib‘ einem Kollegen eine Nachricht und einen Tag später nimmt sich mein Kollege Matthias eine halbe Stunde Zeit, um seine Erfahrungen mit mir zu teilen. Matthias Garten ist übrigens nicht nur sehr kollegial, er ist auch mit seinem Team Powerpoint-Profi. Und Matthias Gedanken und Tipps sind für mich richtig hilfreich – obwohl ich bei XING und LinkedIn schon recht aktiv bin.
Wen rufst Du an, wenn Dein Wasserhahn tropft und Du nicht im Internet einen Handwerker suchen möchtest? Wen sprichst Du an, wenn Du Dich schlau machen möchtest, wie man in Deinem Unternehmen Karriere macht? Wenn rufst Du an, wenn Du einen neuen Job suchst? Freunde, Bekannte, Menschen in unserem Netzwerk helfen uns immer wieder. Mal mehr, mal weniger. Bei diesen Themen und bei anderen.
Mein Netzwerker-Qualität?
Rate mal, wie gut ich im Netzwerken bin. Gut? Teilweise ja. Aber sehr gut? Nein, nicht sehr gut. Eher mittelgut. Inzwischen. Ich darf mich immer daran erinnern zu netzwerken. Freunde und Kollegen zu treffen und mich auszutauschen. Und so zu lernen, spannende Informationen zu erhalten – und selbstverständlich selbst Informationen und Wissen weiterzugeben.
Warum ist „Netzwerken“ der fünfte der 10,5 Erfolgsfaktoren im Leben? Weil wir als soziale Wesen Beziehungen mit Menschen genießen und Geschäfte zwischen Menschen gemacht werden. Allein sind wir früher in der Wildnis gestorben. Heute sterben wir nicht allein, aber in unserer Gesellschaft gedeihen wir, weil wir uns vernetzen. Und je mehr wir uns vernetzen, desto mehr Türen stehen uns offen.
Das leichteste Netzwerken der Welt
Insgesamt bin ich also beim Netzwerken nur mittelgut. Bei einer Art von Netzwerken bin ich allerdings sehr gut: Bei Themen, für die ich brenne. In der Schulzeit war es die Abizeitung. In meiner Ausbildung die Jugend- und Auszubildenden-Vertretung. An der Uni ein Hilfsprojekt für Flüchtlinge im ehemaligen Jugoslawien und bei der Studentenorganisation AIESEC. Für AIESEC engagiere ich mich noch heute als Kurator. Ich brannte und brenne für diese Themen und hab‘ mich da reingekniet und engagiert. Entsprechend habe ich die Beziehungen zu Freunden, Kollegen oder Bekannten nebenbei intensiviert. Heute als Trainer, Speaker und Coach engagiere ich mich in der Regionalgruppe der German Speakers Association, weil mich die Idee des Erfahrungsaustauschs unter Trainern und Speakern fasziniert.
Bei solchen Herzensthemen ist Netzwerken für mich leicht: Für ein Thema brennen, dafür Gas geben und nebenbei Leute kennenlernen. Dann austauschen und lernen. So passiert mein Netzwerken oft nebenbei.
Der Papst des Netzwerkens heißt Keith
Wer das Buch noch nicht kennt, dem empfehle ich das Buch „Geh nie alleine essen!“ von Keith Ferrazzi. Keith ist ein Virtuose im Netzwerken! Oder vielleicht eher ein Verrückter – je nach Sichtweise. Das Buch ist in verdauliche Kapitel unterteilt und sehr leicht zu lesen. Der Inhalt hat‘s aber in sich! Aus meiner Sicht ist das Buch ist ein Muss für jede und jeden. Nicht nur für Führungskräfte, auch für Hausfrauen und Hausmänner. Denn Netzwerke benötigen wir immer wieder in unserem Leben. Und noch ein Tipp für die Nicht-Buch-Leser: Die App Audible. 10 Euro im Monat bestens in Deine Weiterbildung investiert. Die Erfahrungen und das Expertenwissen eines Menschen in einem Buch zusammengefasst, das Beste, was diese Person zu diesem Thema zu sagen hat. Ich liebe das. Wenn Du Audible noch nicht nutzt, dann starte jetzt Deine Mitgliedschaft. Monatlich kündbar. Vielleicht mit Keith Ferrazzi als erstes Buch, das es gratis zum Kennenlernen von Audible gibt.
Keith Ferrazzi ist schon ein bisschen verrückt mit seinem Netzwerken. Dennoch kann jeder davon etwas lernen. Ich zum Beispiel liebe es zu kochen – zusammen mit anderen. Keith Ferrazzi hat mich inspiriert, das zu intensivieren. Gäste einzuladen und zusammen eine gute Zeit zu haben. Seit Corona geht das nun etwas schlechter, aber bestimmt bald wieder.
Netzwerken mit Kollegen erleichtert den heutigen Job,
Netzwerken mit Chef*innen erschafft Jobmöglichkeiten
Als angestellter Manager im Marketing bei Unilever hatte ich auf der jährlichen Marketing- und Sales-Veranstaltung immer zwei Ziele: Spaß haben mit Kollegen und Abtanzen. Das hat mir Spaß gemacht. Doch Netzwerken war das eher nicht. Mein Kollege Frank war da geschickter. Er nahm sich immer vor, auf einer solchen Veranstaltung seine Liste abzuarbeiten – eine Liste mit drei bis vier Namen von Führungskräften – also mindestens eine Ebene über ihm oder höher. Mit denen wollte er ein Gespräch führen. Nicht um sich selbst als tollen Typen darzustellen, sondern um zuzuhören und zu lernen. Um Fragen zu stellen zu ihren erfolgreichen Projekten und Erfahrungen. Was dachten diese Führungskräfte wohl hinterher über Frank? Bestimmt nicht, dass er arrogant war, sondern dass er interessiert und sehr neugierig ist. Ein guter Typ. Denn er interessiert sich ja für die Erfolge anderer. Und wenn es eine neue Position zu vergeben gibt? Bekommt die eher der unbekannte Mitarbeiter, der seinen Mund selten aufmacht? Oder jemand wie Frank, der bei den Entscheidern bekannt ist? Frank hat hier eine sehr gute Möglichkeit entwickelt, sich bekannt zu machen und gleichzeitig zu lernen. Die Recherche im Unternehmen, wer welche Erfolge hatte, ist heute leicht im Intranet, der Unternehmenszeitschrift oder durch aufmerksames Beobachten und neugierige Fragen. Zum Beispiel wie der Karriereweg einer Führungskraft aussah. Frag doch mal: „Wie haben Sie eigentlich Ihre Karriere aufgebaut? Was waren Ihre Erfolgsfaktoren, Geschäftsführerin zu werden? Wie sahen Ihre Karriere-Schritte aus?“ Vielleicht nicht als Icebreaker-Frage, aber im Laufe eines Abends oder Gesprächs? Warum nicht? Mein Tipp: Ausprobieren! Du bekommst etwas Herzklopfen bei dem Gedanken, so ein Gespräch zu führen? Das ist gut so. Mach es trotzdem!
Mastermind – Such Dir Dein Netzwerk aus
Vor circa vier Jahren habe ich mich gefragt, von wem möchte ich mehr lernen? Wen gibt es, der oder die mich inspiriert und auch fasziniert? So habe ich vier Speaker und Trainerkollegen in Hamburg gefragt, ob wir nicht zusammen eine Mastermindgruppe bilden wollen. Wir kannten uns alle. Manche mehr, mache weniger gut. Alle vier sagten ja. Und selbst wenn nur zwei Ja gesagt hätten, dann hätte ich eben noch zwei andere spannende Persönlichkeiten gefunden. Wozu eine Mastermind-Gruppe gut ist? Nun, den Zweck legen die Teilnehmer selbst fest. Wir tauschen uns aus über Marketing, Vertrieb, Inhalte unserer Themen und das Leben. Wir treffen uns zwei Mal im Jahr. In der Corona-Zeit wurden Eins-zu-eins-Treffen daraus. Aber das nächste Treffen zu fünft im Garten ist bereits geplant.
Meine Mastermind-Kollegen sind inzwischen teilweise Freude, auf jeden Fall aber Vertraute, die sich immer wieder kontaktieren, um zu lernen und sich auszutauschen.
Sympathie ein Muss?
Für mich ist Sympathie ein Muss. Wenn mir jemand unsympathisch ist, dann treffe ich ihn nicht. Ich war vor Jahren einmal kurz davor, einen Ex-Kollegen von Unilever und potenziellen Kunden anzusprechen, der inzwischen Geschäftsführer einer Hamburger Agentur war. Dann wurde mir bewusst, dass er mir eigentlich nie wirklich sympathisch war. Ich hab‘ ihn nicht angerufen. Denn: Es gibt Tausende von spannenden Menschen da draußen, mit denen wir Geschäfte machen können oder von denen wir etwas lernen können, denen auch wir mit unseren Kontakten oder Erfahrungen helfen können. Für mich ist Sympathie entscheidend. Menschen zu treffen und Gespräch zu führen, macht mit Sympathie auch viel mehr Spaß als ohne.
Und der Unterschied zwischen Freunden und einem Netzwerk? Der ist fließend. Da mir die Sympathie so wichtig ist, geht es bei mir meistens sehr freundschaftlich zu.
Erfolgsfaktor für Führungskräfte
Klar kann jeder Mitarbeitende und jede Führungskraft einfach einen guten Job machen. An seinem Schreibtisch sitzen und die Projekte gut und viel Engagement managen. So hab‘ ich das früher bei Unilever gemacht. Meine Karriere war steil, aber irgendwann auch zu Ende. Ich hatte zwar einen sehr verantwortungsvollen Job und ich war für andere ähnlich gute Jobs im Gespräch, aber damals hab‘ ich mir mehr gewünscht. Ich wollte ein Level mehr nach oben. Aber mein Netzwerk nach oben war schwach. Heute bin dafür dankbar, weil ich so vermutlich 2-3 Jahre früher selbstständig gemacht habe als Führungskräftetrainer und Coach als ich es ohnehin früher oder später getan hätte.
Die Logik des Erfolgs im Unternehmen: Kollegen, die sich kennen und sich sympathisch sind, arbeiten einfach besser zusammen. Und wie entsteht Sympathie? Unter anderem dadurch, dass wir mehr von der anderen Person wissen. Ein Mensch, von dem wir aus diversen Gesprächen viel wissen ist für uns kein Unbekannter. Wir vertrauen diesem Menschen eher. Und Vertrauen wiederum ist die Basis für sehr gute Zusammenarbeit. Also nutze Mittagspausen für Gespräche, verabrede Dich mit Kollegen auf einen Kaffee, nutze die Zeit vor und nach Meetings. Geht schlechter durch das Homeoffice und Corona? Ja, stimmt. Möglich ist es aber genauso. Wer anderes behauptet, ist nur zu bequem mit Kollegen und anderen Führungskräften zu netzwerken.
Geben wichtiger als Nehmen
Vor einigen Wochen fragte mich eine Kollegin, ob ich nicht beim BDVT, dem Berufsverband für Training, Beratung und Coaching, einen Vortrag über meine Arbeit als Trainer halten kann. Da dachte ich spontan, was ich denn anderen Kollegen so Spannendes erzählen sollte. Ich bin einfach ein Trainer, Speaker und Redner und mach das seit 15 Jahren. Allerdings habe ich nur kurz gezögert und dann zugesagt. Denn auf den zweiten Blick waren mir meine Kompetenz und Erfolge dann auch klar: 5 Bücher geschrieben, über 250 Blog-Artikel auf meiner Webseite, knapp 100 Folgen in meinem Podcast veröffentlicht, Trainingserfahrung in über 15 Ländern. Und mein Geschäft läuft auch in Corona-Zeiten gut. Nicht sehr gut, aber gut.
Viele Menschen stellen sich diese Frage: Was habe ich denn anderen zu bieten oder zu geben? Ich bin überzeugt, jeder Mensch ist speziell und besonders. Jeder Mensch hat besondere Erfahrungen gemacht und daraus einzigartige Schlüsse gezogen. Schon jede 16-jährige kann andere Jugendliche inspirieren mit ihren Erlebnissen und Erfahrungen.
Beim Netzwerken ist es entscheidend immer wieder zu geben, zu geben und nochmal zu geben. Und sich immer wieder selbst fragen, was kann ich dieser Person bieten? Und wenn einem mal nichts einfällt, dann hilft es einfach zu fragen: „Hey, was kann ich eigentlich für Dich tun? Gibt es etwas, womit ich Dir etwas Gutes tun kann?“ Selbst wenn spontan keine Idee da ist, steht das Angebot im Raum und wirkt positiv auf die Beziehung.
Du bist dran!
Mit wem würdest Du gern netzwerken? Wen würdest Du gern kennenlernen und Dich mit dieser Person austauschen? Von wem möchtest Du gern lernen? Vor zwei Jahren kontaktierte mich eine junge Trainerin, um mich zu fragen, wie ich meinen Weg gegangen bin. Ich kannte sie nicht, aber wir haben uns auf einen Kaffee getroffen. Hat es mir einen Vorteil gebracht? Nein. War es ein angenehmes Gespräch, in dem ich einige Erfahrungen weitergeben durfte? Ja. Ich bin davon überzeugt, dass Menschen es lieben, von sich selbst zu sprechen und Erfahrungen weiterzugeben. Also, überleg‘ Dir doch mal am nächsten Wochenende, wen Du gern treffen würdest. Wem würdest Du gern einige Fragen stellen? Von wem möchtest Du etwas lernen? Und frag Dich: „Was kannst Du dieser Person bieten?“ Auf jeden Fall hast Du Deine Neugier und vielleicht auch Deine Bewunderung im Angebot, das ist schon mal was. Vielleicht aber auch noch mehr. Jeder Mensch hat etwas zu geben.
Viel Erfolg beim Netzwerken, bei guten Gesprächen und beim Geben.
Dein Markus
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