Impuls 207. Digital Leadership – 3 Fragen für exzellente Führung bei Veränderungen. Den Change meistern – Teil 4
Wie Sie mit 3 Fragen Ihren Führungsstil optimieren und mehr Engagement für Veränderungen bewirken.
Vor einer Verhandlung mit Lieferanten, Kunden oder im Mitarbeitergespräch würden wir doch so manches mal gern wissen, was im Kopf des anderen vorgeht, oder? Das wäre ein Riesenvorteil, da wir einfacher bessere Ergebnisse erzielen könnten. Die richtigen Informationen sind Gold wert!
Wie ist das mit Ihren Mitarbeitern?
Die meisten Mitarbeiter machen ja glücklicherweise einen guten Job und sind verlässlich. Ein Geschäftsführer sagte neulich allerdings im Training, er wünsche sich, dass seine Mitarbeiter wenigstens mal das Gehirn einschalten.
In meinem Blog Impuls 206 habe ich schon die Gallup-Studie zitiert, wonach nur 1 von 7 Mitarbeitern hoch emotional engagiert ist. Die anderen bleiben hinter ihrer möglichen Leistung oder auch hinter Ihren Erwartungen zurück.
Zuckerbrot und Peitsche rausholen?
Die Peitsche rauszuholen oder Menschen mit Boni zu locken, ist eine Lösung. Sie wird auch sehr gern angewandt. Aber es gibt bessere Optionen.
Was die beste Möglichkeit ist?
Ich weiß es auch nicht. Denn ich weiß nicht, wie Ihre Mitarbeiter ticken. Das wissen nur Ihre Mitarbeiter selbst.
Aus meinem Podcast Episode 19 kennen Sie bereits das Dokument „Feedback für Führungskräfte“. Den Download finden Sie hier. Die beschriebene Vorgehensweise ist einigen Führungskräften aber zu lang. Wie geht es noch einfacher und noch schneller?
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter!
Fragen Sie: „He Mitarbeiter, was muss geschehen, damit Du Dich noch mehr reinkniest, mehr mitdenkst und bessere Leistungen bringst?“
Hm, das soll funktionieren? Hört sich nicht so schlau an, obwohl das exakt das ist, was Sie wissen wollen. Also, wie verpacken Sie es etwas geschickter?
Eins-zu-eins-Gespräche sind DER Weg
Führen Sie Einzelgespräche mit jedem Ihrer Mitarbeiter. Wenn Sie das schon tun, dann behalten Sie das bei. In über 9 von 10 Fällen geht es in diesen Einzelgesprächen – egal ob wöchentlich regelmäßig oder ad hoc vereinbart – um das WAS.
Welche Aufgabe? Welches Timing? Welches Ziel? Welches Budget? Welcher Lösungsweg ist der beste?
Selten geht es um das WIE der täglichen Arbeit.
=> Wie arbeiten wir in unserem Team?
=>Wie sehen die Rahmenbedingungen aus, die Sie als Chef schaffen?
=> Wie kommunizieren wir miteinander?
Das WIE ist es, was Mitarbeiter motiviert, jeden Tag bei der Arbeit zu erscheinen und sich reinzuknien.
Das Gehalt ist laut EY Jobstudie 2017 nur der drittwichtigste Faktor für Mitarbeitermotivation.
Schlaue Fragen stellen
Wie bekommen Sie richtig wertvolle Antworten von Ihrem Mitarbeiter?
Fragen Sie Ihre Mitarbeiter etwa so:
- Wie zufrieden bist Du aktuell mit Deinem Job in diesem Team?
- Wie empfindest Du die Stimmung in unserem Team?
- Wie zufrieden bist Du mit den aktuellen Veränderungen im Team und im Unternehmen?
Lassen Sie Ihre Mitarbeiter jeweils antworten auf einer Skala von 1-10. Und: Fragen Sie „Was ist schon gut?“ und „Was fehlt in Richtung einer 10?“. Seien Sie gespannt wie ein Flitzebogen, denn jeder Mitarbeiter tickt anders. Ich hatte als angestellte Führungskraft vor ca. 20 Jahren einen Chef, der mich wirklich sehr gut führte. Aber bei einem Team-Workshop kam heraus, dass einige Kollegen das ganz anders sahen. Mein Chef musste also unerwartete teilweise harsche Kritik einstecken. Jeder Mensch tickt etwas anders.
Achten Sie bei den Antworten immer auch auf die körperlichen Reaktionen.
Hält Ihr Mitarbeiter bei seiner Antwort den Blickkontakt? Schaut er kurz weg, bevor er antwortet? Wenn er nicht spontan, mit Zucken oder kurz abgewandtem Blickkontakt antwortet, wissen Sie: Er musste kurz überlegen. Ob die Antwort stimmt oder nicht, wissen Sie dadurch nicht. Aber Sie wissen, diese Antwort ging durch einen Filter: „Was von meiner Wahrheit ist chef-tauglich? Wie sage ich es ihm?“ Fragen Sie bei Bedarf genau nach.
Stellen Sie diese drei Fragen jedem Ihrer Mitarbeiter. Führen Sie ein Gespräch pro Monat oder ein Gespräch jede Woche – so wie es zeitlich für Sie passt.
Kündigen Sie diese Gespräche allen Mitarbeitern in einem Team-Meeting an und verteilen Sie vorab an alle gleichzeitig Ihre drei Fragen.
Wenn jemand unbedingt zuerst gefragt werden möchte, dann fangen Sie mit diesem Mitarbeiter an.
Und nun?
Eine Führungskraft sagte mal im Training, dass man damit ja auch schlafende Hunde wecken könnte. Ja, das glaube ich auch.
Und ich glaube, dass die schlafenden Hunde bereits heute Einfluss nehmen auf Motivation, Engagement und Leistung. Wenn Sie mit diesen Fragen also neue bewusste Gedanken in den Köpfen Ihrer Mitarbeiter wecken, dann ist das gut. Denn diese hinterfragenden Gedanken sind Ihr Weg zu besserer Stimmung, besseren Ergebnissen und mehr Anpacken der aktuellen Veränderungen und Herausforderungen.
Sorry, kein Wunschkonzert
Ihre Reaktion kann nun in drei Richtungen gehen:
Sie wollen etwas verändern. Sie wollen etwas beibehalten. Sie kommen später darauf zurück. Die Entscheidung dafür liegt bei Ihnen, nicht beim Mitarbeiter.
Nehmen Sie sich gern Bedenkzeit für einige Ihrer Antworten, aber geben Sie gleichzeitig Ihrem Mitarbeiter einen Termin, bis zu dem Sie eine Antwort geben werden – und halten Sie sich daran. Kein Vorbild ist schlechter als gegebene Zusagen nicht einzuhalten.
„Meine Tür ist immer offen!“
Diesen Satz höre ich immer wieder von Führungskräften. Das haben diese Führungskräfte dann ihren Mitarbeitern gesagt und die Verantwortung für Austausch und Informationsfluss liegt damit bei den Mitarbeitern. Aber viele Mitarbeiter scheuen den Weg zum Chef, behalten ihre Fragen und ihre Meinung für sich.
Der Informationsfluss bleibt also in der Verantwortung des Chefs. Daran ändert auch die offene Tür nichts.
Daher: Fragen Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig nach ihrem Befinden. Warten Sie nicht darauf, dass Ihre Mitarbeiter mit ihren Themen zu Ihnen kommen.
In der Sesamstraße singen die Kinder jeden Tag „Wer nicht fragt, bleibt dumm?“ Seien Sie also clever und investieren Sie Zeit in Ihre Führung.
Sie werden dafür bezahlt, Ihre Mitarbeiter bestmöglich zu führen. Wenn Sie herausfinden, was Ihre Mitarbeiter bewegt, was sie mögen und nicht mögen, wie sie zu den aktuellen Veränderungen und Herausforderungen stehen, haben Sie die beste Basis für eine exzellente Führung.
Viel Erfolg dabei!
Ihr Markus Jotzo