Impuls 249. Weniger als 1 Minute: 5 Wege, Mitarbeitern kurz und effektiv Wertschätzung zu schenken

Was sind die wichtigsten Kündigungsgründe für Mitarbeiter? Naja, bei dem Titel dieses Blogs können Sie es sich denken, welcher Punkt sich unter anderem in den Top 5 befindet. Die Top-5-Gründe sind – nicht in der richtigen Reihenfolge … ein zu niedriges Einkommen, mangelnde Aufstiegschancen, Überlastung durch zu viel psychischen Druck, ein besseres Angebot von einem anderen Arbeitgeber und … zu wenig Wertschätzung durch den Chef.
Zu wenig Wertschätzung ist tatsächlich für viele ein Kündigungsgrund. Das ist schon mal wichtig festzustellen – egal, wo sich dieser Aspekt im Ranking der Top 5 befindet. Die Auflösung des Rankings erfahren Sie am Ende dieses Blogs.
Wie sieht das denn bei Ihnen aus? Möchten Sie eine angemessene Anerkennung für das bekommen, was Sie täglich leisten? Und soll das noch etwas anderes sein als das monatliche Gehalt? Natürlich! Auch wenn Menschen unterschiedlich ticken, möchte doch jeder spüren, dass das eigene Handeln positiv von anderen, insbesondere vom eigenen Chef und vielleicht sogar den Chefs darüber, gesehen wird?
Wie können Sie Ihre Mitarbeiter angemessen wertschätzen? Wie können Sie das mit scheinbar kleinen Gesten, die aber in Ihrer Wirkung stark sind, tun? Gleich folgen fünf Wege, um Ihren Mitarbeitern zu zeigen, dass Sie froh darüber sind, sie an Bord zu haben und dass Sie sehr wohl wahrnehmen, was diese jeden Tag leisten.
Die Basis
Die Basis für Ihre angemessene Anerkennung der Anstrengungen und der Leistungen Ihrer Mitarbeiter ist Ihre Einstellung. Nehmen Sie wahr, dass sich Ihre Mitarbeiter reinknien, an schwierigen Problemen herumtüfteln und Ihr Bestes geben? Oder denken Sie eher: „Naja, klar arbeiten die, aber dafür werden die ja auch bezahlt, oder nicht?“ Oder gehören Sie eher zu den Führungskräften, die sofort bemerken, wenn etwas nicht in 1a-Spitzenqualität abgeliefert wird? Wo ist Ihr Fokus? Eine meiner Thesen lautet: „Wir Menschen leben von Geld, aber für Anerkennung“. Klar brauchen wir Geld für Miete, Urlaub und Essen. Wir sind aber soziale Wesen. Unsere wachsende menschliche Gemeinschaft konnte entstehen, weil wir über Jahrtausende hinweg in Stämmen zusammengelebt und zusammengehalten haben.
In einer Umwelt mit widrigen Umständen wie Kälte, Hitze und Kalorienmangel haben wir uns nicht durchgesetzt, weil wir das wärmste Fell, die stärksten Reißzähne und die flinksten Beine hatten. Darin überbieten uns immer andere Lebewesen.
Wir haben überlebt, weil wir zusammengehalten haben, weil wir uns gegenseitig unterstützt haben. Wenn wir uns gegenseitig Gutes tun, wenn wir füreinander da sind, dann belohnt uns unser Körper mit der wohligen Ausschüttung des Hormons Oxytocin. Wenn wir Anerkennung und Wertschätzung von anderen erhalten, das kann im Job sein oder auch beim frenetischen Anfeuern auf den letzten Metern eines Marathons, dann schüttet unser Körper Serotonin aus, ein weiteres Hormon, dass uns zusammenschweißt.
Trotz unserer heutigen modernen Gesellschaft, in der die Bedeutung der sozialen Kreise wie Sippe und Familie abnimmt, haben sich unsere Körper mit ihren Hormonausschüttungen seit Jahrtausenden wenig weiterentwickelt. Wir genießen immer noch die Botenstoffe Oxytocin und Serotonin, die uns ein wohliges, sicheres und stolzes Gefühl geben. Denn wenn wir uns wohlfühlen am Arbeitsplatz, wenn wir spüren, unser Chef ist uns positiv gesonnen und zählt auf uns, dann legen wir uns richtig ins Zeug. Für die Sache. Für das Team. Und für unseren Chef. Wir wollen jeden Tag spüren, dass wir einen positiven Beitrag zum Stamm und zur Sippe leisten. Denn nur dann verdienen wir uns auch unseren Platz in dieser Gemeinschaft, die im Gegenzug für uns da ist und uns Sicherheit gibt.
Ihre erste Aufgabe
Deshalb ist Ihre Wertschätzung für Ihre Mitarbeiter so wichtig. Beginnen Sie also zuallererst, Ihre Wahrnehmung auf die positiven Verhaltensweisen Ihrer Mitarbeiter zu lenken. Also nicht nur auf die Ergebnisse, die natürlich wichtig sind, sondern gleichzeitig auf die Verhaltensweisen. Denn die können Sie – je nach Art der Arbeit Ihrer Mitarbeiter – viel häufiger loben als die Ergebnisse oder Meilensteine. Achten Sie nicht nur auf Fehler. Achten Sie auch darauf, was alles schon wieder gut läuft. Achten Sie darauf, was Ihren Mitarbeitern gelingt, wieder und wieder. Oder auch nur ein einziges Mal. Das Buch ‚Der Minuten Manager‘ von Kenneth Blanchard passt da hervorragend. Darin rät Blanchard – zum Beispiel bei einem neuen Mitarbeiter im Team –, auf positives Verhalten zu lauern und dies dann sofort anzusprechen und zu loben.
Wenn Sie diese Basis-Einstellung einnehmen, können Sie mit den folgenden fünf Tipps die Lust, Laune und Leistung in Ihrem Team hochhalten.
Wertschätzungs-Tipp 1: 3M macht‘s möglich
Immer, wenn Ihnen etwas Positives einfällt, dann schreiben Sie ein Post-it in einer speziellen Farbe und Form. Am besten wählen Sie eine Farbe oder Form, die Ihre Firma nicht zur Verfügung stellt. So wird es dann besonders. Auf dem Post-it steht Ihr persönliches Danke für eine besondere Tat oder ein besonderes Ergebnis. Das muss nicht die Innovation des Jahres sein, es kann auch ein sauber vorbereitetes Meeting oder besonders leckeres Catering sein, für das ein Teammitglied gesorgt hat. Der Tipp stammt aus dem exzellenten Buch von John Strelecky „Big Five For Life“. Was sich hinter dem Buch verbirgt, hören bzw. lesen Sie in meinem Podcast Episode 16 oder Blog-Impuls 201.
Wertschätzungs-Tipp 2: Danke sagen mit einer Pause und mit Blickkontakt
Sprechen Sie Ihren Mitarbeiter, bei dem Sie sich für etwas bedanken möchten, an. Wenn Ihr Mitarbeiter Sie anschaut, dann nennen Sie seinen Namen, machen dann eine kurze Pause und sagen: „Frau Martens, das war klasse. Ihr Meeting war kurz und knackig, hatte eine sauber ausgearbeitete Agenda und Sie haben sich an das Timing pro Agendapunkt gehalten. Das hat uns Zeit gespart. Danke dafür.“ Und dann lächeln Sie Frau Martens an und sagen nichts.
Falls Frau Martens abwiegelt „Da nicht für.“ oder „Das ist doch ganz normal.“ und somit das Kompliment nicht zu 100% annimmt, dann wiederholen Sie kurz ihre Leistung und auch die positive Wirkung. Wieder Schweigen, wieder mit Blickkontakt, wieder mit einem Lächeln.
Wenn Frau Martens es diesmal kauft, dann lächeln Sie noch kurz weiter und verweilen bei der Freude über eine gute Mitarbeiterin, bevor Sie gehen oder zum nächsten Thema wechseln.
Wertschätzungs-Tipp 3: Noch tiefer reinbohren
Sie loben ein Verhalten, das Ihnen gefällt, im Eins-zu-Eins-Gespräch. Falls ein positives Verhalten oder diese Art der Ergebnisse Mangelware sind in Ihrem Team, dann fragen Sie weiter: „Wie ist Ihnen das so gut gelungen?“ und fragen neugierig mehrmals nach, bis Sie das Verhalten und die Denkweise Ihres Mitarbeiters wirklich verstanden haben. Dann sagen Sie so etwas wie „Klasse, super Job gemacht!“ und wiederholen die positive Wirkung des Verhaltens. Schweigen, Blickkontakt, Lächeln. Sie verstärken auf diese Weise in wenigen Sekunden die Wirkung Ihres Lobs. Ein Zusatzeffekt ist, dass Ihr Mitarbeiter reflektiert, was er da überhaupt so gut gemacht hat. Es wird ihm bewusster und er kann dieses Verhalten leichter wiederholen.
Wertschätzungs-Tipp 4: Gutes Verhalten im Team ausbreiten
Direkt im Anschluss an das Gespräch aus Wertschätzungs-Tipp 3 fragen Sie Ihren Mitarbeiter: „Ich wünsche mir, dass auch andere bei uns im Team das so gut beherrschen. Könnten Sie das im nächsten Team-Meeting in fünf Minuten den anderen vorstellen?“ Damit dies nicht wie Günstlingswirtschaft wirkt, kündigen Sie gern im Teammeeting an, dass Sie die Rubrik „Voneinander lernen“ größer machen möchten und immer wieder gute Ergebnisse oder Verhaltensweisen von Kollegen für Kollegen vorstellen möchten und dass Sie offen sind für weitere Themenvorschläge aus Ihrem Team. Vielleicht haben Sie auch schon einen zweiten Mitarbeiter angesprochen, der als nächstes dran sein wird.
Wertschätzungs-Tipp 5: Lauern & Loben
Gute Dinge vollbringen Ihre Mitarbeitenden täglich mehrfach. Doch sagen Sie Ihnen das auch explizit? Stecken Sie morgens drei Kieselsteine in Ihre linke Hosentasche. Ein Kieselstein pro Wertschätzung oder explizitem persönlichen Dankeschön – natürlich mit Blickkontakt und Lächeln – wandert dann von der linken in die rechte Hosentasche. Das Ziel: Bis zu Ihrem Feierabend sind diese drei Kieselsteine in der rechten Hosentasche gelandet. Fassen Sie mittags mal in Ihre Tasche und schauen, wie weit Sie sind, damit Sie sich am Abend nicht irgendwelche unsinnige Lobhudelei aus dem Kreuz leiern müssen, um Ihr Tagesziel zu erreichen. Sowas macht selbstverständlich keinen Sinn. Die Wertschätzung Ihrer Mitarbeiter muss ernst gemeint sein und von Herzen kommen. Sonst endet das alles in einer Riesenschleimerei und geht nach hinten los.
Mit Ihrer positiven und achtsamen Haltung für das Engagement Ihrer Mitarbeiter erschaffen Sie ein Arbeitsumfeld, in dem Ihre Mitarbeiter gern Zeit verbringen und auch gern für Sie und Ihr Unternehmen Probleme lösen. Nein, die Gehaltszahlung reicht dafür nicht aus. Auch wenn Sie so pflichtbewusst sein sollten, dass Sie solche positiven Feedbacks nicht benötigen, Ihr Team wird anders ticken. Diese Art von Wertschätzung setzt ungeahnte positive Dinge in Gang, wenn Sie das Verhalten Ihrer Mitarbeiter regelmäßig, angemessen, nicht übertrieben, ernst gemeint und aufrichtig wertschätzen.
Einer meiner Kunden buchte mich vor einigen Monaten für einen halbtägigen Workshop zum Thema Wertschätzung. Über 50 Möglichkeiten der Wertschätzung haben wir diskutiert. Wir haben das Bewusstsein für die Notwendigkeit der Wertschätzung geschärft. Und jede Führungskraft hat ihren individuellen Umsetzungsplan entworfen. Denn am Wissen der Wichtigkeit der Wertschätzung mangelt es nicht. Doch setzen das deshalb auch alle Führungskräfte entsprechend um? Leider nein! Wissen und nicht tun, ist wie nicht wissen.
Daher diese zwei Fragen an Sie: Was wissen Sie? Was tun Sie?
Ach so, ich habe Ihnen noch die Auflösung versprochen über die Reihenfolge der Top 5 Kündigungsgründe. Tatsächlich liegt der Punkt ‚zu wenig Wertschätzung vom Chef‘ auf Platz … 1. Und zwar mit klarem Abstand. Gefolgt von zu niedrigem Einkommen, einem besseren Angebot von einem anderen Arbeitgeber, mangelnde Aufstiegschancen und fünftens Überlastung durch zu viel psychischen Druck. Die Motivation und Mitarbeiterbindung steht und fällt mit Ihrer Führung.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, eine wertschätzende Atmosphäre in allen Richtungen und sehr gute Resultate!
Ihr Markus Jotzo
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