Impuls 304. Unsicherheit minimieren mit Ritualen – Den Change meistern Teil 23
Es ist, wie es ist.
Bei Veränderungsprojekten herrscht immer Unsicherheit bei den Mitarbeitenden. Das ist logisch, denn jede Neuerung birgt eine Unsicherheit in sich.
Und was fürchten Menschen am meisten? Genau: Unsicherheit. Denn: „Es kann ja immer etwas passieren.“ Ein Unternehmen plant Umstrukturierungen: „Da werden doch alle ihren Job behalten!?“ Es kommen eine neue Führungskraft oder neue Kolleginnen: „Die werden doch mindestens so gut sein, wie die letzte(n)!?“ Das Kind kommt heute später aus der Schule zurück: „Da wird doch nichts passiert sein!?“
Was auch immer die Veränderungen im Betrieb sind, es führt zu Unsicherheit und unguten Gefühlen.
Am schlimmsten ist die Unsicherheit, die dauert und dauert …
Am schlimmsten sind vage Veränderungen. Dann herrschen vage Vorstellungen und Gerüchte, aber konkret gefühlte Unsicherheit:
- „Werde ich das alles schaffen – was auch immer die da oben sich ausdenken?“
- „Komme ich dann noch später nach Hause?“
- „Behalte ich meinen Job?“
Alles keine starken Gedanken, die Mitarbeitenden Kraft geben und Großes leisten lassen.
Und wenn sich dann Change-Entscheidungen herauszögern, dann wird es von Tag zu Tag, von Woche zu Woche immer schlimmer…
Ich hatte vor einigen Jahren einen Kunden, einen Automobilzulieferer, bei dem war nach einem Jahr nach den ersten Veränderungen noch immer nicht klar, wer welche Position übernehmen wird und was die Auswirkungen auf einzelne Arbeitspakete und Verantwortlichkeiten sein werden. Entsprechend hoch war die Unsicherheit. Und das Vertrauen in eine starke Unternehmensführung ging in dieser Zeit verloren, denn alle Zwischenlösungen waren nur temporär. Zusätzlich wuchs auch noch der Arbeitsberg für viele. Klar, dass da niemand amused war und sich auf weitere Veränderungen freute.
Die starke Kraft: Zuversicht
Natürlich gibt es auch Menschen, die das Ganze positiv sehen. Zum Beispiel diejenigen, die die Veränderung gestalten. Die wollen ja mit den Veränderungen eine Herausforderung lösen und etwas verbessern. Tendenziell werden die positiv darüber denken. Und zuversichtlich. Aber meistens gestalten nur wenige selbst mit, viele führen einfach nur aus.
Die erste Lösung liegt da schon auf der Hand: Die Mitarbeitenden möglichst viel mitbestimmen lassen.
Darüber habe ich schon in der Podcast Episode 18 meines Podcasts „Führen wie ein Löwe“ gesprochen. Die Episode dauert nur 6 Minuten.
Episode 18 als Blog-Impuls lesen: Hier klicken.
Heute geht es um eine andere Lösung, die uns Halt, Sicherheit und gefühlten Schutz gibt.
Es geht um Rituale.
Wie helfen Rituale?
Starke Rituale sparen Kraft und geben Geborgenheit
Wir Menschen sind Gewohnheitstiere. Wir lieben es, Dinge immer wieder auf dieselbe Art und Weise zu tun. Das spart Energie und gibt uns Sicherheit. Die meisten von uns nehmen denselben Weg zur Arbeit, schneiden die Zwiebeln und das Gemüse in derselben Art und Weis, benutzen am liebsten denselben Parkplatz für unser Auto oder Fahrrad und nehmen sogar dieselbe Toilette. Das macht alles Sinn, denn dadurch sparen wir Kraft und Kalorien, weil wir nicht alles jedes Mal neu überdenken.
Es gibt uns auch Sicherheit, wenn Dinge immer wieder in derselben erwarteten Art und Weise passieren.
Also erschaffen wir doch im Arbeitsleben Routinen und Rituale, die gut tun und regelmäßig eine Bank sind für alle Beteiligen.
„Gib mir mal ‘ne Flasche Bier“
Als Jugendlicher und junger Erwachsener hab ich viele Jahre intensiv Handball gespielt. Unser Ritual nach unseren Punktspielen war damals die Kiste Bier, die wir als Mannschaft gemeinsam getrunken haben. Warsteiner. Das einzig Wahre. Noch heute entspanne ich, wenn ich aus einer Bierflasche trinke. Auch, wenn das Bier heute häufiger alkoholfrei ist. Das Ritual von damals „eine Bierflasche in der Hand zu halten“ hat sich bei mir eingebrannt und wirkt und wirkt …
Nicht umsonst gibt es in einigen Unternehmen das Feierabend-Bierchen ab 18 Uhr.
Nun, das Feierabend-Bierchen ist nicht meine erste Empfehlung für ein Ritual, aber natürlich auch eine Option. Dann aber bitte nicht täglich, sondern eher an einem oder zwei bestimmten Wochentagen.
Die folgenden Routinen bieten sich an und sind – auch ohne Alkohol – wirksam.
Routine & Ritual 1:
Das Teammeeting mit festen sozialen Bestandteilen.
Wie sind soziale Wesen und lieben den persönlichen Austausch miteinander. Diejenigen, die emsig sind, viel zu tun haben und viel schaffen wollen, nehmen sich dafür oft zu wenig Zeit. Aber wenn Sie es dann getan haben, tut es ihnen dennoch gut. Das erste Ritual in dieser Podcast-Episode ist, der informelle Austausch am Beginn eines jeden Meetings für 5-10 Minuten. Wem die Kreativität und die Ideen für die Gestaltung dieses informellen Schnacks fehlt, der nutzt gern die Platform checkin.daresay.io
Dort findest Du und Dein Team Hunderte von Fragen, die als Icebreaker dienen. Gern ausprobieren. Die Fragen sind etwas gewöhnungsbedürftig, bringen aber oft Lacher oder Aha-Effekte, wenn sich die Teilnehmenden darauf einlassen.
Oder jeder ist reihum dran, sich eine lustige, tiefgreifende oder was-auch-immer-für-eine Frage auszudenken, die dann alle beantworten.
Einer meiner Kunden hat eingeführt, dass alle zwei Wochen im Teammeeting die ersten 30 Minuten nur gequatscht wird, da das Team immer noch fast komplett remote arbeitet. Da die gemeinsamen Mittagspausen weitgehend wegfallen, ist das noch nicht einmal ein großer Zeitfresser. Es ist sozialer Klebstoff für Teams im Homeoffice.
Ritual & Routine 2:
Die zweite Routine ergibt sich aus dem Schluss der ersten Routine. Geh an einem bestimmten Tag in der Woche mit dem gesamten Team immer zur gleichen Uhrzeit gemeinsam zum Mittagessen. Wenn es das Team möchte, dann einmal im Quartal ins Restaurant. Sonst tut’s für die wöchentliche Verabredung auch die Kaffeeküche oder die Kantine. Das reicht völlig aus. Oder auf einer Picknickdecke im Park um die Ecke. Und damit auch Zeit zum Quatschen bleibt, gibts danach noch einen Kaffee oder Tee für alle. Vielleicht bringt sogar jedes Mal jemand anders einen Nachtisch mit. Obst oder geschnittene Karotten und Paprika bieten sich an. Gesund und lecker.
Sicher denkst Du, das ist ja gar nichts Neues?
Nun, das ist es auch nicht. Aber es kommt nicht darauf an, dass es neu ist. Die Frage ist, ob Du das schon konsequent, regelmäßig umsetzt. Und bei den konkreten Lösungsvorschlägen in diesem Podcast geht um genau das: um Routinen und Regelmäßigkeiten. Die Regelmäßigkeit gibt Sicherheit und Geborgenheit.
Routine & Ritual 3:
Kommen wir zu einer Routine, speziell für Change-Prozesse.
In jedem Change herrscht Unsicherheit. Wie kannst Du diese Unsicherheit reduzieren? Mit Informationen. Also führ’ ein festes Change-Informations-Meeting ein.
Vor diesem Meetings stellen die Mitarbeitenden alle Fragen, die sie haben. Sei es, dass sie neue Gerüchte gehört haben, die es nun zu verifizieren gilt oder noch Unsicherheit herrscht mit einem neuen Prozess.
Zum Beispiel jeden Dienstag, 13 Uhr. Einen Tag nach dem Meeting der Geschäftsleitung, das immer montags stattfindet.
Evtl. ist es sinnvoll, eine oder zwei „Change-Ansprechpartnerinnen“ zu definieren. Die sammeln dann die Fragen und geben diese anonym an Dich, die Führungskraft weiter. So trauen sich auch zurückhaltenden Mitarbeitende Fragen zu stellen.
Das war’s auch schon im Blog-Impuls diese Woche.
Was für Dich dabei?
Überleg doch mal, wie es Deinem Team geht.
Und wenn Du Dir unsicher bist – auch eine Führungskraft darf unsicher sein -, dann frag doch mal Dein Team. Oder bitte Dein Team, diesen Blog-Impuls 304 zu lesen. Das dauert nur 5 Minuten. Und Weiterbildung, wie mit meinem Blog oder Podcast „Führen wie ein Löwe“ ist für jedes Team wichtig.
Du bist unsicher über den Status quo bezüglich ‚Sicherheits- oder Unsicherheitsgefühl‘ in Deinem Team? Dann mach doch eine schnelle anonyme Mentimeter-Abfrage in Deinem Team: „Wie sicher und geborgen fühlst Du Dich aktuell im Team und in diesem Unternehmen?“ Und dann frage auch noch: „Was ist schon gut?“ und „Was fehlt zur 10?“ Das wird sicher ein spannendes Gespräch.
Meine These:
In jedem Team gibt es etwas zu optimieren, damit die Menschen und die Prozesse richtig rund laufen und die Herausforderungen gewuppt werden. Falls Du einen Moderator für Dein nächstes Team-Event suchst? Gern bin ich für Dich, Dein Team und Deine Ergebnisse da. Schreib mich an oder rufe mich an. Die Kontaktdaten findest Du hier in den Shownotes oder einfach „Markus Jotzo“ googeln und die Kontaktdaten online finden. Ich freue mich auf deine Anfrage.
Zusammengefasst die drei Routinen:
- Eröffnung eines jeden Teammeetings einmal pro Woche mit 5, 10, 15 oder – wenn alle dauerhaft im Homeoffice sein sollten – 30-minütigem Schnack über private Themen und das letzte Wochenende. Im Zweifel nutzt Du dafür checkin.daresay.io und berätst Dich mit Deinem Team, was für Euch am besten passt. Ausprobieren.
- Zweites Ritual: Das wöchentliche gemeinsame Mittagessen, gleicher Wochentag, gleiche Uhrzeit – auch wenn Du und Dein Team remote arbeiten. Auf Wunsch einmal im Quartal im Restaurant.
- Und das dritte Ritual – in Zeiten von Veränderungen – ist die wöchentliche Change-Fragerunde. Zum Beispiel jeden Dienstag von 13:00 bis 13:30 Uhr. Alle Fragen werden vorher – auf Wunsch – anonym gesammelt und dann im Dialog beantwortet.
Welche der drei Routinen passt für Dich?
Viel Erfolg, herzliche Grüße und auf bald!
Dein Markus Jotzo
PS: Wenn Dir das noch nicht genug Routinen waren, dann hörst Du in der nächsten Podcast-Episode 3 weitere einfach umsetzbare Routinen, die Deinen Mitarbeiterinnen mehr Sicherheit und Geborgenheit geben.
Und: Wenn Du noch mehr für Dein Teamgefühl und Deine Mitarbeiterbindung, dann probiere mein Online-Training „Teamgefühl und Mitarbeiterbindung“ aus. Alle Tipps sind für remote arbeitende Teams und für in Präsenz arbeitende Teams direkt umsetzbar. Deine Mitarbeiterbindung wird sich als Konsequenz deutlich erhöhen.
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