Impuls 327. Kranke Mitarbeitende = schlechte Führungs-Arbeit
Kranke Mitarbeitende = schlechte Führungs-Arbeit
Was tust Du, wenn die Krankenquote in deinem Team nur bei 5% liegt? Erst einmal: Glückwunsch! Irgendwas läuft da bei Dir im Team schon mal sehr gut! Damit liegst du deutlich unter dem Durchschnitt in Deutschland. Und auch unter dem Durchschnitt in deiner Branche. Lass uns einmal anschauen, was eine Krankenquote von 5% bedeutet.
5% Krankenquote bedeutet, dass eine Mitarbeiterin im Durchschnitt einen Tag pro Monat krank ist. Wenn Du mich fragst, ich möchte nicht einen Tag pro Monat krank sein. Auch nicht im Durchschnitt. Auf das Jahr gerechnet bedeuten 5 Prozent ca. zwei Wochen krank im Jahr. Klar sind wir mal erkältet oder haben einen Unfall. Doch im Durchschnitt einen Tag krank pro Monat, das ist mir zu viel.
Von Vorbildern lernen
Ich mag Bodo Janssen. Er hat die Art und Weise der Führung revolutioniert. Am Beginn seiner Karriere als Geschäftsführer der Hotel-Gruppe Upstalsboom war sein Ziel, den Umsatz und Gewinn zu maximieren. Bis er seine Führung neu definierte. Im Vordergrund seines Paradigmenwechsels stand die Frage: „Sollen die Menschen dem Unternehmen dienen oder soll das Unternehmen nicht lieber den Menschen dienen?“
Er hat sich für den zweiten Weg entschieden. Das Unternehmen soll den Menschen dienen. Die Mitarbeitenden sollen abends aufrechter nach Hause gehen als sie morgens zur Arbeit gekommen sind. Mit anderen Worten, die Mitarbeitenden sind abends gesünder als morgens. Weil ihnen die Arbeit guttut, weil sie sich und ihre Fähigkeiten und Stärken in ihrer Arbeit sinnvoll einbringen können, weil es Spaß macht, jeden Tag Aufgaben zu erfüllen und damit sich selbst, ihr Arbeitsumfeld und im Fall von Upstalsboom auch die Hotelgäste glücklich zu machen.
Wie ist es bei dir? Gehen Du und Deine Mitarbeitenden abends aufrechter nach Hause, als sie morgens gekommen sind? Vielleicht denkst Du jetzt „Das ist kaum möglich, Arbeit schlaucht doch immer.“ Aber das glaube ich nicht. Klar, manchmal schlaucht einen die Arbeit – vor allem, wenn es uns zu viel wird, weil wir nicht gut Nein sagen können. Arbeit kann aber auch erfüllend und stärkend sein.
Immer wieder erhalte ich Coaching-Aufträge von Führungskräften, die 70-80 oder sogar 90+ Stunden pro Woche arbeiten. Viele Führungskräfte haben schon mein Buch „Loslassen für Führungskräfte“ gelesen, brauchen aber die persönliche Unterstützung, um noch mehr loszulassen.
Viele Menschen arbeiten so viel, um ihre Karriere signifikant nach vorne zu bringen. Das finde ich nicht grundsätzlich falsch. Auch bei mir ballen sich in manchen Wochen die Aufträge und ich arbeite in diesen Wochen mehr als 50 Stunden. Aber eben nur in diesen Wochen.
Viele Menschen arbeiten viel und übernehmen gern Verantwortung. Wenn Karriere Dein einziger Fokus ist, kannst Du natürlich 70-80 Stunden mit Deiner Arbeit verbringen. Wenn DU aber auch andere Dinge im Leben genießen willst, dann wird das mit 70-80 Stunden pro Woche Arbeit nicht funktionieren. Und ich vermute, Du gehst abends auch nicht aufrechter nach Hause als Du morgens gekommen bist. Manch eine Führungskraft klappt abends um 21:00 Uhr noch mal den Rechner auf, nachdem sie sich am frühen Abend mit Freunden getroffen hat. Und am Wochenende arbeiten die meisten sowieso.
Nochmal: Das ist nicht falsch. Die Frage lautet: ‚Willst Du das?‘
Ich selbst arbeite im Schnitt 50 Stunden jede Woche. Das macht mir Spaß und ich achte auch auf meinen Ausgleich. Sport ist mir sehr wichtig. Beim Capoeira und beim Mountainbike mit meinen Freunden powere ich mich richtig aus. Außerdem sind genügend Auszeiten bei mir – inzwischen – eine Gewohnheit. Regelmäßig gönne ich mir lange Wochenenden mit meinen Kindern oder Zeit mit meiner Partnerin. Eine Mittagspause von 60 Minuten ist für mich inzwischen normal. Mein Powernap am frühen Nachmittag tut mir gut. Und so passt es für mich, so liebe ich meine Arbeit und mein Leben. Hab auch ich Dinge, die ich noch bearbeite und verändern möchte? Klar, ich möchte mich gern noch häufiger mit Freunden verabreden. Daran arbeite ich noch …
Wie ist das bei Dir, wie gesund fühlst Du Dich? Wie zufrieden bist Du mit Deiner Life-Balance? Und wie gesund sind Deine Mitarbeitenden?
Jeder Tag Krankheit ist ein Tag zu viel!
Klar, jeder kann mal krank sein. Jeder ist mal erkältet. Nur warum liegt die Kranken-Quote bei der Hotelkette Upstalsboom bei nur 2 %? Warum ist die Rentabilität dieser Hotels trotzdem hoch? Ist es vielleicht möglich, profitabel zu wirtschaften und gesunde Mitarbeitende zu haben, die gerne zur Arbeit kommen und sich nur selten krankmelden, weil sie nur selten krank sind?
Wenn die Arbeit im Unternehmen den Mitarbeitenden dient, dann sind die Mitarbeitenden quasi jeden Tag im Urlaub. Sie machen etwas, das ihnen Freude bereitet. Bei mir fühlt sich das so an, wenn ich Bürotage habe. Ich liebe Bürotage. Ich darf mit Kunden telefonieren, Konzepte schreiben, Videos aufnehmen, eine neue Podcast-Episode schreiben, Blogs und Social Media Posts verfassen. Mein Ziel dabei ist, Menschen zu inspirieren, ein sinnvolles, zielorientiertes und gesundes Arbeitsleben zu leben. Und ja, ich liebe es auch, meine Kunden in Seminaren und Vorträgen zu inspirieren. Die An-und Abreise an Abenden ist für mich dabei allerdings eine Kröte, die ich jedes Mal schlucken darf. Denn ich liebe die direkte Arbeit mit Menschen. Dafür nehme ich die Fahrten in der Deutschen Bahn als Kröte in Kauf.
Aber zurück zu Dir und Deinen Mitarbeitenden. Was tust Du eigentlich, wenn einer Deiner Mitarbeitenden nach einer Krankheit wieder zurück ins Büro kommt? Fühlst Du mit der Person ein Kranken-Rückkehr-Gespräch? Setzt Du Dich in Ruhe hin und führst ein kümmerndes Gespräch? Machst Du deinen Mitarbeitenden klar, dass Du Dich um deren Gesundheit sorgst oder tust du das nur nach längeren Krankheiten von drei oder vier Wochen? Oder gar nicht?
Jeder Krank-Tag ist ein Krank-Tag zu viel.
Ach, du hast keine Zeit, jedes Mal solche Gespräche zu führen? Da bist Du in bester Gesellschaft. Immer wieder lerne ich Führungskräfte kennen, die sagen, sie hätten keine oder zu wenig Zeit für Mitarbeitergespräche. Dabei ist die erste Priorität einer Führungskraft die Führung ihrer Mitarbeitenden. Leider ist der Druck auf dem Geschäft und die Projekte immer wieder sehr hoch. Und vielen Führungskräften fällt es daher schwer, diese Priorität für Mitarbeitergespräche umzusetzen. Ich kenne das Tagesgeschäft noch aus meiner eigenen Zeit bei Unilever als Manager im Marketing und Sales. Das war immer ein Haufen Arbeit. Und ich dachte immer wieder „Wenn das Projekt vorbei ist, dann wird es besser.“ Was soll ich sagen, es wurde nie besser. Es lag allein an mir, wie lange ich gearbeitet habe.
Nur eine Führungskraft, die sich wirklich um ihre Mitarbeitenden sorgt, die wirklich für ihre Mitarbeitenden da sein möchte, die sich wirklich engagiert und reinkniet, kann für die Zufriedenheit und die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden sorgen. Und eine Führungskraft, die das wirklich will, findet auch Wege, sich diese kostbare Zeit zu nehmen. Nicht leicht, aber das geht.
Der entscheidende Erfolgsfaktor: Deine Haltung
Ich selbst habe immer viel Arbeit und Projekte auf meinem Schreibtisch. Aber wenn eine Mitarbeiterin offensichtlich angeschlagen ist, dann nehme ich mir Zeit für ein Gespräch. Entscheidend ist dafür meine Einstellung, meine Haltung. Meine Haltung ist: ich diene meinen Mitarbeitenden. Mit Informationen bei Briefings, mit einer offenen Haltung, wenn wir Themen diskutieren und einer kümmernden Haltung, wenn eine Mitarbeiterin ein Thema hat oder kränkelt.
So geht ein Krankenrückkehrgespräch
Für Deine Krankenrückkehrgespräche empfehle ich Dir einige grundsätzliche Fragen.
Fragen für ein Kranken-Rückkehrgespräch
Erste Frage: „Wie geht es Dir?“
Zweite Frage: „Bei wie viel Prozent Deiner Leistungsfähigkeit liegst Du?“ Diese zweite Frage mögen manche Mitarbeitenden nicht so gern. Weil sie ehrgeizig sind und sich noch gar nicht bei 100% fühlen, aber dennoch schon wieder fleißig im Büro sitzen. Die Antwort auf diese Frage ist aber essenziell dafür, dass Du einschätzen kannst, wie gesund die Person wirklich ist. Und wie stark Du Deine Mitarbeiterin wieder einsetzen kannst.
Dritte Frage: „Inwieweit ist Deine Krankheit mit Deinem Engagement und Deiner Arbeitsbelastung hier im Unternehmen und im Team verbunden? Gibt es noch andere Faktoren bei uns im Unternehmen, die Dich vielleicht belasten?“
Bei der Reaktion auf diese Frage bitte nicht nur auf die Worte hören, sondern vor allem die Körpersprache lesen. Nicht alle wollen hier sofort offen und ehrlich antworten.
Vierte Frage: „Was kann ich für Dich tun, damit Du bei Deiner Arbeit gesund und fit bleibst, statt gestresst oder sogar krank zu sein?“
Fünfte Frage: „Gibt es ein privates Thema, für das ich Dich unterstützen darf?“
Natürlich stellst Du diese Frage nicht stumpf nacheinander und hakst sie einfach ab. Entscheidend ist, dass Du in die Welt, die Gesundheits- und Denkwelt Deines Mitarbeiters einsteigst. Sei für Deinen Mitarbeiter da. Kümmer‘ Dich um ihn, sorge Dich um ihn.
Wie immer im Leben gilt der Grundsatz der Reziprozität, der Gegenseitigkeit.
Wenn Du Dich für deine Mitarbeitenden engagierst, wenn Du für sie da bist, wenn Du Dich um sie kümmerst, dann werden Deine Mitarbeitenden sich auch um Dich und Deine Belange kümmern und die Arbeit erledigen.
Erforsche, inwiefern die Arbeit in Deinem Team Deine Mitarbeitenden belastet und was Du tun kannst, um das zu reduzieren. Du sorgst Dich darum, dass Du vielleicht eines Tages nicht genug Mitarbeitende bekommst, weil Deine derzeitigen Mitarbeitenden kündigen oder keine Neuen zu Dir kommen? Dann sorge Dich um Deine Mitarbeitenden und sie belohnen Dich mit Loyalität und Dein Team und Unternehmen mit ihrem Engagement.
Deine Haltung zur Krankenquote entscheidet
Spannend und entscheidend ist letztlich Dein Fokus, Deine innere Haltung. Tust Du all das nur, um profitabel zu werden, dann wirst du wahrscheinlich die Kranken-Rückkehr-Gespräche nicht wirklich gut führen. Deine Mitarbeitenden werden spüren, dass die Wirtschaftlichkeit Dein primäres Ziel ist und nicht ihre Gesundheit. Wenn aber Dein primäres Ziel, die Gesundheit und das Wohlergehen Deiner Mitarbeitenden ist, dann werden sie Dein Engagement mit einer hohen Motivation bei der Arbeit quittieren. Und ja, Du darfst Dich auch um die verlorene Arbeitskraft sorgen, aber eben nicht primär oder ausschließlich.
Ich wünsche Dir viel Erfolg und gesunde Mitarbeitende.
Vor Allem wünsche ich Dir eine Einstellung als Führungskraft, die das priorisiert:
Unternehmen sollten auch den Mitarbeitenden dienen und nicht nur die Mitarbeitenden dem Unternehmen.
Und wenn Du Deine eigene Life-Balance auf ein höheres Level bringen möchtest, dann meld‘ Dich gern an zum Live-Online-Training am 22. November von 19:00 bis 20:00 Uhr. Der Titel lautet „Überstunden adé – raus aus dem Hamsterrad“. Du erhältst sieben sehr starke und entscheidende Basis Tipps, die Deiner Lebensqualität einen Schub geben werden. Als Ergebnis setzt Du sowohl privat als im Job eine neue Priorität für Lebensqualität – wenn Du dafür bereit bist. Zum Anmelden hier klicken.
Ich freue mich auf Dich im Live-Online-Training am Mittwoch, den 22. November 2023 von 19 bis 20 Uhr. „Überstunden adé!“
Bis nächsten Mittwoch, Dein Markus
Foto von Isabella Fischer auf Unsplash