Impuls 330. Alle Konflikte sind gelöst. Yes!
Immer wieder spucken uns Konflikte in die Suppe. Unsere Konflikte! Wir würden gerne zielgerichtet arbeiten, aber ein Prioritäten-Konflikt mit unserer direkten Nachbarabteilung steht im Weg. Wir würden gerne eine schöne Zeit mit unserem Partner verbringen, aber ein Konflikt über die richtige Kindererziehung steht im Weg. Wir würden gerne entspannt einschlafen, aber ein Konflikt mit der eigenen Führungskraft steht im Weg und hält uns wach.
Konflikte sind einfach blöd, weil Sie Dir – und mir gelegentlich ebenfalls – Energie rauben.
Energieräuber „Konflikt“
Ich selbst hatte vor knapp 20 Jahren einen Konflikt mit einem Trainerkollegen. Wir verstanden uns gut. Er fand mich und meine Inhalte sogar so toll, dass er die von mir getextete Trainerbeschreibung – u.a. „glasklares Feedback verdaulich verpackt“ und einige andere brillante Formulierungen meiner Coaching-Kompetenz – im exakt gleichen Wortlaut auf seine Internetseite neben sein eigenes Foto schrieb.
Ich hab‘ das eher zufällig entdeckt und war selbstverständlich not amused. Im Gespräch gab mein Kollege das „Versehen“ seines Grafikers auch sofort zu. Er sicherte zu, die Formulierungen sofort von der Webseite zu nehmen. Eine Woche später war immer noch nichts passiert und ich durfte meinen Kollegen erneut ansprechen. Ein nerviger Prozess und nervige Gespräche waren das.
Welchen Fehler hatte ich gemacht? Genau, Du kannst es Dir schon denken. Ich hatte mit meinem Kollegen kein Timing für die Umsetzung vereinbart. Entsprechend ist auch nichts passiert.
Ein typischer Fehler bei Konflikten, von dem ich im Coaching mit Führungskräften immer wieder höre. Das passiert in Mitarbeitergesprächen, in Konfliktklärungsgesprächen selbst und in vielen Meetings. Es gibt keine glasklares „Wer? Was? Bis wann?“. Kennt jeder, wird aber trotzdem oft vergessen. Und schon bahnt sich der nächste Konflikt an, weil die Parteien ein unterschiedliches Verständnis zum Timing haben, ohne sich darüber offen auszutauschen.
Kleine und große Konflikte
Was kannst Du tun, um Deine Konflikte schnell und nachhaltig zu klären? Um Konflikte zunächst einzuschätzen und dann zu lösen, schauen wir uns zunächst die folgende Differenzierung an.
Es gibt zwei unterschiedliche Intensitäten von Konflikten. Es gibt Konflikte in der Sache. Und es gibt Konflikte über Verhalten. Schauen wir uns beide an.
Intensität eins: Ein Konflikt um eine Sache.
Da reicht manchmal ein einziges Gespräch, um den Konflikt zu lösen. Zum Beispiel: Wer bezahlt das Essen? Oder teilen wir es? Oder wer bringt das alte Sofa weg zum Recyclinghof? Oder was machen wir mit der Vogelspinne, die alle zum Wahnsinn treibt, weil sie morgens die Familienmitglieder erschreckt, die als erstes in die Dusche gehen. Denn da hockt sie am liebsten. Wer also bringt Vogelie ins Tierheim?
Und wenn niemand nachtragend ist, dann ist der Konflikt nach der Entscheidung und der Umsetzung dieser Entscheidung tatsächlich gelöst. Der Konflikt gehört der Vergangenheit an.
Intensität zwei: Konflikte im Verhalten.
Konflikte über Denk- und Verhaltensweisen sind häufig nicht mit einem einzigen Termin gelöst. Es braucht meistens einen ersten klärenden Termin. Anschließend braucht es mehrere weitere Gespräche, um die Umsetzung des neuen Verhaltens sicherzustellen und in Fleisch und Blut übergehen zu lassen. Das empfehle ich zumindest. Wenn Die die Nachhaltigkeit wichtig ist. Und so geht das: Wöchentlich oder spätestens zweiwöchentlich das neue Verhalten überprüfen, ob es auch umgesetzt wurde. Und wenn es um die Qualität eines Verhaltens geht, dann bewerte die Qualität des Verhaltens auf einer Skala von 1-10, inklusive „Was war gut?“ und „Was können wir noch verbessern?“.
Je nachdem, was für ein Konflikt vorliegt, kannst Du Dich also auf eine mögliche, schnelle Lösung einstellen oder auf einen längeren Konfliktlösungsweg.
Wenn in einem Konfliktfall zusätzlich zur Sachfrage Emotionen ins Spiel kommen – und das ist häufig der Fall – dann ist es häufig nicht mit einem kurzen Gespräch getan. Dann ist es wichtig, diese Emotionen ebenfalls im Gespräch zu berücksichtigen.
3 typische Fehler bei Konflikten – und ihre Lösungen
Was sind drei Hauptprobleme und typische Fehlverhalten, die uns daran hindern, unsere Konflikte zu lösen?
Problem eins „Die Konflikt-Genervtheit“
Die innere Genervtheit. Die Angst vor Emotionen. Die Unsicherheit, wie Du umgehen kannst mit Geschrei, Tränen oder Schmerzen. Doch diese Gedanken führen leicht dazu, dass Du Die Konfliktklärung hinauszögerst oder sogar vermeidest. Und wenn es zu einem Gespräch kommt, dann redest Du um den heißen Brei herum. Du teilst nicht Deine eigenen verletzten Gefühle. Du sagst nicht, wie sehr es Dich gestört hat und wie oft Du daran auch außerhalb der Arbeit denken musstest. Dabei wäre gerade diese Offenheit ein möglicher Teil eines Lösungsgesprächs.
Konflikt-Problemlösung 1:
Hilfreiche Gedanken, die Du denken kannst, sind: „Wir wollen beide wieder Frieden.“ oder „Wir wollen beide wieder richtig gut schlafen.“ oder „Wir wollen beide wieder zusammen Rhabarber-Eis essen ohne Hintergedanken.“
Du kannst weiterhin das Gespräch vermeiden. Du kannst weiterhin nachts schlecht schlafen und Dich über die andere Person und Dich selbst abwechselnd ärgern. Du kannst aber auch einfach den Telefonhörer in die Hand nehmen und die Person anrufen, um direkt als erstes im Gespräch das Thema anzusprechen: „Lieber Hannes, ich möchte mit Dir unseren Konflikt aus der Welt schaffen. Es liegt mir sehr am Herzen, das zu klären. Wann hast Du Zeit für dieses wichtige Gespräch?“ Oder Du schreibst eine WhatsApp-Nachricht mit demselben Text an Hannes oder Du blockst bei Hannes einfach einen Termin im Kalender. Wie sagte noch Pippi Langstrumpf? „Ran an den Speck!“ Oder Nike „Just do it!“ Welcher Slogan, welcher Satz würde für Dich passen, Dich zu anzuspornen und Dich zu überwinden, den ersten Schritt zu machen?
Problem zwei „Das Zeitproblem“
Du hast keine Zeit. Oder besser ausgedrückt, Du meinst, Du hättest keine Zeit, um den Konflikt zu lösen. Doch wir haben immer Zeit, jeden Tag. Eine Bekannte von mir, ebenfalls Führungskraft, findet keine Zeit, mit ihrem Halbtagsangestellten zu sprechen. „Es sind ja immer so viele Meetings und Feuer zu löschen.“ Da bleibt keine Zeit, die weniger wichtigen Konflikte zu besprechen.
Und wenn das Problem dann doch endlich besprochen wurde, kommt häufig der nächste Fehler. Wir finden nämlich keine Zeit, regelmäßig zu prüfen, ob das Problem wirklich nachhaltig gelöst wurde. Nicht nur bei emotionalen Konflikten ist es oft schwer, unser Verhalten von einem Tag auf den anderen zu verändern.
Ja, diese Folge-Gespräche brauchen Zeit. Aber ohne diese regelmäßig investierte Zeit wird das neue angestrebte Verhalten nicht zum neuen Normal. Der Gedanke „Ich habe dafür keine Zeit“ ist natürlich nur vorgeschoben, weil das Gespräch vielleicht auch inhaltlich unangenehm ist. Fast jeder hat fast jeden Tag viel zu tun. Daher geht es darum, die Priorität zu setzen. Das kann jeder und jede. Andere wichtige Aufgaben erledigst Du ja auch.
Die Problemlösung 2:
Erkenne, dass eine Nichtlösung des Konflikts richtig viel kostet: Zeit, Nerven, Produktivität, Lust zur Arbeit zu gehen, Teamgefühl und im ungünstigsten Fall sogar Kunden- und oder Mitarbeiterbindung. Also geht es darum, eine Priorität zu setzen, einen Termin zu vereinbaren und das Gespräch zu führen. Inkl. glasklar zu vereinbaren „Wer? Macht was? Bis wann?“
Wann nimmst Du den Hörer in die Hand, um die Person, mit der Du etwas zu klären hast, einfach anzurufen?
Problem drei „Der Konfliktdialog“
Im Dialog selbst sind viele genervt. Sie regen sich auf, denken „Dieser Idiot!“ oder „Wie kann der nur schon wieder…“ Im Gespräch kommt es dann zu Vorwürfen mit „schon wieder“, „immer noch“ oder „wie kannst Du nur …“. Das bringt die Stimmung im Gespräch in den Keller. Und in dieser Stimmung folgt dann ein Wort auf das andere und die Lösung rückt in noch weitere Ferne als vor dem Gespräch. Der Gedanke liegt dann nah: „Siehst Du, ich hab’s doch gleich gesagt. Mit dem kann man das Thema einfach nicht lösen. Der Typ ist unmöglich!“
Die Problemlösung 3:
Die Lösung im Dialog lautet: Es darf uns gelingen, von der ‚Ich-Bezogenheit‘ hin zum ‚Verstehen der anderen Person‘ zu gelangen. Oha! Das ist nicht so leicht für manch einen von uns. „Der Kerl hat mich beleidigt und jetzt soll ich Verständnis haben für sein unverschämtes Verhalten? Also nee!“ Doch genau das ist die Lösung. Ich geh‘ noch weiter: Es ist sogar zwingend erforderlich für eine Konfliktlösung, das Verhalten des anderen nachzuvollziehen. Es ist essenziell – wenn es ein gravierender Konflikt ist mit nennenswerten Emotionen – in beiden Richtungen Verständnis für die Position des Anderen zu erzielen. Die Lösung des Konflikts kommt erst danach. Also: wirklich die andere Person verstehen. Sich die Frage stellen, warum tut er das oder warum hat er das getan? Und zwar nicht als wütender Ausruf oder als Vorwurf „Warum macht der Kerl so‘nen Scheiß?“ sondern als neugierige Frage „Hm, warum verhält sich der Mann denn nur so, das möchte ich gern besser verstehen und nachvollziehen können.“
Vor einigen Jahren hab‘ ich ein Seminar bei Pater Anselm Grün besucht. Da durfte ich lernen, dass Menschen, die etwas Böses, Feiges oder Aggressives tun, das immer aus einer inneren Not heraus tun. Vielleicht hat Dein Konfliktpartner selbst Druck empfunden von seiner Führungskraft. Vielleicht wollte er auf keinen Fall einen Fehler machen aus Angst vor den negativen Konsequenzen oder oder oder. Wenn wir ins Verstehen gehen und wirklich verstehen, dass die andere Person aus einer inneren Not heraus gehandelt hat, dann können wir weniger vorwurfsvoll agieren. Dann können wir ruhiger bleiben. Wir können besser zuhören. Und dann haben wir deutlich bessere Chancen, einen konstruktiven Konflikt-Dialog zu führen.
Und ein zweites sehr passendes Zitat von Robin Williams: „Jeder, den Du kennst, kämpft in einer Schlacht, von der Du nichts weißt. Sei nett. Immer.“
Umso bemerkenswerter finde ich dieses Zitat, da dieser großartige Schauspieler, der mich und so viele andere Menschen zum Lachen gebracht hat, sich im Jahr 2014 entschieden hat, freiwillig aus dem Leben zu treten.
Also, geh‘ weg von Deinen eigenen Bedürfnissen im Dialog – zumindest für eine gewissen Zeit –, um sicherzustellen, dass Du die Sichtweise und die Absichten des anderen richtig gut verstanden hast. Die Chance auf eine gemeinschaftliche Lösung steigt dadurch immens.
Noch mal zusammengefasst drei Konflikt-Lösungsansätze
Erstens, überwinde deinen inneren Schweinehund und deine innere Genervtheit, sprich‘s an.
Zweitens, geh im Dialog in das Verstehen der anderen Person und geh weg von deinen eigenen Bedürfnissen und Wünschen.
Drittens, setze eine Priorität für die Konfliktklärung und auch die notwendigen Folgetermine. Sonst ändert sich nichts wirklich nachhaltig.
So wird es dir gelingen, erstens Deine Konflikte anzusprechen und zweitens auch im Dialog gut zu klären. Langfristig.
Weitere sehr konkrete Konfliktlösungs-Tipps, wie du dich auf das Gespräch vorbereitest, wie du schwierige Konflikt-Gesprächssituationen meisterst und wie du nach dem Gespräch für eine gute Umsetzung sorgst, hörst du in meinem kostenfreien Live-Online-Training am Donnerstag, den 1. Februar von 18:30 Uhr bis 20:00 Uhr. Bring gerne Deine Fragen mit. Gerne gebe ich Dir konkrete Antworten für Deine Konfliktlösung.
Auf bald, Rock’n’Roll, Dein Markus
Zur Anmeldung zum kostenfreien Live-Online-Training am 1. Februar um 18:30 Uhr hier klicken oder in meinen letzten Posts bei LinkedIn, Xing und Instagram. Wir sehen uns am Donnerstag, den 1. Februar um 18:30 Uhr!