Für einige Führungskräfte eine neue Herausforderung für andere Führungskräfte eine alte, bekannte Herausforderung: Führen von Mitarbeitern auf Distanz aus dem Homeoffice.
Tausende Unternehmen haben Ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt und Tausende von Führungskräften stehen zum ersten Mal vor der Herausforderung, ihre Mitarbeiter virtuell auf Distanz zu führen.
Übrigens: Als ich diesen Blog fertig geschrieben hatte, dachte ich: „Hm, die Tipps könnten sich ja anhören, als hätte sie so ein Softi geschrieben. So voller Sorge um das Wohlergehen der Mitarbeiter.“ Spontan fiel mir Loriots Herr Müller-Lüdenscheidt in der Badewanne ein, der fragt: „Ach, Sozi sind Sie wohl auch noch?“ Führungskräfte haben für mich zwei Aufgaben. Erstens: Die Mitarbeiter sollen sich grundsätzlich gut fühlen – auch wenn es mal anstrengend sein darf. Zweitens: Der Grund für die Arbeitsbeziehung sind Ergebnisse, die die Mitarbeiter produzieren. Beide – die gute Grundstimmung und die guten Ergebnisse – bedingen sich gegenseitig. Beide sind gleich wichtig!
Also, was können Sie jetzt alles richtig machen beim Führen auf Distanz?
Der wichtigste Punkt für’s Führen auf Distanz ist Ihre Einstellung. Denn viele Mitarbeiter sind in einer neuen Situation, sie sehen sich neuen Herausforderungen gegenüber und sie müssen sich mit neuen Umständen arrangieren, die sie so bislang noch nie zuvor hatten.
Deshalb brauchen die Mitarbeiter insbesondere eins: Ihre Führung.
Führungskräfte haben die Aufgabe, Mitarbeiter auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu befähigen, neue Herausforderungen anzunehmen. Das ist bei einigen Mitarbeitern ein Selbstläufer, bei den meisten allerdings nicht.
Manch ein Mitarbeiter hat Probleme, sich im Homeoffice selbst zu organisieren, manch einen lenken Familie und Kinder zu Hause ab und manch einer vermisst einfach die gewohnte Gesellschaft der Kollegen.
Jede Veränderung braucht Führung und viele Gespräche, bevor ein Mensch diese wirklich in das tägliche Handeln integrieren kann. Wenn Mitarbeiter plötzlich im Homeoffice arbeiten, so gilt es erst einmal neue Gewohnheiten zu etablieren. Solange die neuen positiven Gewohnheiten noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen sind, braucht es Ihre intensive Führung auf Distanz.
Kümmern Sie sich also um Ihre Mitarbeiter im Homeoffice. Haben Sie das Wohl Ihrer Mitarbeiter im Fokus. Die brauchen jetzt nicht weniger, sondern mehr Aufmerksamkeit und Zeit. Sollten Sie aufgrund von anderen Führungsherausforderungen in diesen unruhigen Zeiten keine Zeit in Ihre Mitarbeiter investieren, so wird es Ihnen nicht gelingen, diese gut zu führen und zu Produktivität anzuregen. Wenn Sie sich jedoch um Ihre Mitarbeiter kümmern, dann werden diese sich auch um Ihre Belange bemühen, nämlich die tägliche Arbeit.
Gestern Nachmittag hatte ich das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt. Ich konnte mich einfach nicht mehr konzentrieren. Das wird bei Ihren Mitarbeitern nicht anders sein. Acht Stunden allein vor dem Computer zu sitzen, ermüdet und zehrt an den Kräften.
Also bin ich raus an die Luft. Nach einer Stunde Fahrrad fahren und einigen Telefonaten mit Kollegen ging es mir wieder besser. Richtig gut sogar!
Für solche und andere Herausforderungen benötigen Ihre Mitarbeiter Ihre Unterstützung. Also seien Sie nicht nur grundsätzlich erreichbar, sondern gehen Sie pro-aktiv auf Ihre Mitarbeiter zu, kümmern Sie sich um sie. Ja, kümmern Sie sich! Mehr Details dazu, was Sie pro-aktiv mit Ihren Mitarbeitern tun können, lesen Sie in den nun folgenden 11 Tipps.
Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, wirklich 8 Stunden im Homeoffice zu arbeiten? Vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern, die Zeit produktiv zu nutzen? Nun, wie haben Sie das denn bisher gemacht? Haben Sie sich hinter Ihre Mitarbeiter gestellt und die Effektivität jedes Mausklicks überprüft? Haben Sie jede E-Mail in Kopie erhalten und auf eine gute Struktur gecheckt? Haben Sie sich die Tagesergebnisse jeden Abend berichten lassen? Natürlich nicht. Also vertrauen Sie zunächst einmal darauf, dass Ihre Mitarbeiter das, was Sie im Büro machen, auch zu Hause erledigen.
Und die Arbeitszeit?
Wenn in Ihrem Unternehmen bisher Vertrauensarbeitszeit ohne Stechuhr galt, regeln Sie das nun genauso im Homeoffice. Und falls die Arbeitszeit bisher erfasst wurde, so erfassen Sie die Arbeitszeit auf eine einfache Art und Weise in Listen, Excel oder Ihrer unternehmenseigenen Software auch im Homeoffice.
Gestern telefonierte ich mit einem meiner Kunden im Homeoffice. Der war so richtig genervt und frustriert über die langsame Internetverbindung. So etwas kostet Konzentration und Ergebnisqualität. Sorgen Sie also für die technischen Möglichkeiten, um ein reibungsloses Arbeiten sicherzustellen. So wie es eben kurzfristig möglich ist: mit Laptops, Smartphones und existierenden Internetverbindungen. Ist dies ein Problem, so seien Sie für Ihre Mitarbeiter da und kümmern Sie sich um ihre Sorgen und Nöte. Setzen Sie sich für Ihre Mitarbeiter im Homeoffice ein. Machen Sie den Entscheidern in Ihrem Unternehmen die Bedeutsamkeit von Investitionen in die IT-Infrastruktur klar, solange bis Sie das Benötigte erhalten. Übernehmen Sie Kosten, wenn ein Mitarbeiter seine WLAN-Bandbreite erhöht. Kaufen Sie notwendige erleichternde Gerätschaften. Sie reduzieren damit möglichen Frust und erhöhen die Produktivität Ihrer Mitarbeiter. Übernehmen Sie Führung und Verantwortung für dieses wichtige Thema.
Sollten Sie das noch nicht getan haben, so bedanken Sie sich bei Ihren Mitarbeitern für Ihr teilweise plötzliches und zum Teil ungewollte Arbeiten im Homeoffice. Diese machen die Veränderung mit, meist ohne viel zu murren. Manch einer nutzt sogar den eigenen Laptop oder die private Internetverbindung. Manch einer hat eine Doppelbelastung, weil er sich auch noch gleichzeitig um Familienangehörige kümmert. Fallen Sie vor Ihren Mitarbeitern nicht auf die Knie – das können sie ja sowieso nicht machen, weil diese sie nicht sehen –, aber äußern Sie explizit Ihren Dank für das Engagement Ihrer Mitarbeiter bei dieser zusätzlichen Herausforderung des Homeoffice.
Als Führungskraft können Sie jetzt eine meiner Lieblingsführungsfähigkeiten trainieren: Fragen stellen und zuhören. Ich meine richtiges Zuhören. Nicht nur warten, bis der andere zu Ende gesprochen hat und dann die eigene Meinung kundtun, sondern wirklich zuhören. Wirklich zuhören heißt, die Zwiebel schälen, Schicht für Schicht: etwas hören und dann tiefer hinein fragen, bis sie verstanden haben, was ihr Gesprächspartner tatsächlich meint.
Viele Führungskräfte sind sehr eloquent und nutzen viele Worte, um Ihre Botschaft zu transportieren. Manchmal hören sie dabei weniger gut zu. Die Fähigkeit zuzuhören ist essenziell, wenn Sie Mitarbeiter auf Distanz gut führen wollen.
Auf Distanz führen heißt unter anderem, herausfinden wie es dem Mitarbeiter geht. Fragen Sie „Wie geht es dir?“ und meinen Sie es auch. Finden Sie heraus, wie es dem Mitarbeiter wirklich geht, wie es wirklich bei ihm läuft, was er wirklich braucht. Seien Sie neugierig und interessiert, wirklich interessiert. Wenn Sie für Ihre Mitarbeiter da sein und sich um sie kümmern wollen, dann erfassen Sie deren Gefühlslage, indem Sie Fragen stellen und dann wiederholt tiefer nachfragen.
Vereinbaren Sie feste Zeitpunkte, zu denen Sie Gespräche mit jedem einzelnen Mitarbeiter führen – zum Beispiel einmal pro Woche zu einem festen Zeitpunkt – und stellen Sie ihm diese drei Fragen: „Was läuft gut?“, „Was läuft nicht so gut?“ und „Was möchtest Du gern verändern?“. So führen Sie auf Distanz und sind gleichzeitig Ihrem Mitarbeiter nah.
Noch besser funktioniert diese neugierige Erforschen mit einem wöchentlichen, monatlichen oder sporadischen Stimmungsbarometer: „Auf einer Skala von 1-10, wie gut kommst Du mit den Herausforderungen des Homeoffice zurecht? Was ist schon gut? Und was fehlt in Richtung einer zehn?“.
Mit dieser Technik vermeiden Sie oberflächliche Antworten wie „läuft gut“, „klappt ok“ oder, wie hier oben in Hamburg üblich, „muss ja“. Sie erhalten so auch Hinweise von den stillen Mitarbeitern. Denn eine 10 vergibt fast niemand. Und wenn ein Mitarbeiter keine 10 vergibt, dann muss es ja etwas geben, was besser funktionieren könnte. Durch die Skala von 1-10 ermitteln Sie Zwischentöne und Informationen, die Sie sonst häufig nur schwer erfahren.
Nutzen Sie für Telefonate auch die kostenlose Variante von Zoom oder Ihre unternehmensinterne Video-Konferenz-Software. Sie erfahren einfach mehr von und über Ihre Mitarbeiter, wenn Sie Ihre Mitarbeiter nicht nur hören, sondern auch sehen. Außerdem zeigen Sie sich selbst in Ihrem häuslichen Umfeld. Somit geben auch Sie mehr über sich selbst preis, werden privater und regen dadurch auch Ihre Mitarbeiter zu einem offenen Austausch an. Zeigen Sie sich in Video-Konferenzen bewusst nicht im schicksten Wohnzimmer, sondern im ganz normalen Arbeitszimmer oder der Küche, um bodenständig zu wirken. Den Wäscheständer können Sie ja vorher wegräumen.
Schalten Sie alles aus, was Sie oder Ihre Gesprächspartner ablenken kann, wenn Sie im Homeoffice telefonieren oder per Video-Konferenz kommunizieren. Schauen Sie nicht nebenbei in Ihre E-Mails oder auf Ihr Handy und beobachten Sie keine anderen Dinge, die Sie ablenken könnten. Seinen Sie nicht distanziert, sondern geben Sie sich nahbar. Seien Sie ganz für Ihre Mitarbeiter da und hören Sie ihnen zu. Ziel des Austausches ist, die Stimmung und Zufriedenheit zu erfragen. Denn nur Menschen, die ausgeglichen und zufrieden sind, sind auch in der Lage, hohe Leistungen zu erbringen. Nehmen Sie sich also neben dem fachlichen Austausch ein konkretes Zeitfenster von zum Beispiel 15 Minuten pro Woche für diesen persönlichen Austausch. Und sprechen Sie dabei nur 50% der Zeit. Stellen Sie viele Fragen, um die Situation Ihres Mitarbeiters richtig gut zu verstehen.
Lauschen Sie dabei nach potenziellen Tipps und Tricks, die auch für Sie und andere Kollegen relevant sein können und tragen Sie dieses Wissen weiter. Und wenn Sie berechtigte Bedürfnisse und Fragen hören, so sorgen Sie für entsprechende Antworten.
Wenn Sie viel zuhören, unbeantwortete Fragen erkennen und diese Fragen beantworten, nehmen Sie im Gespräch Ihren Mitarbeitern Angst und Unsicherheit. Diese Zeit ist sehr gut investiert. Denken Sie daran, dass Ihre Mitarbeiter meistens aus einem anderen Holz geschnitzt sind als Sie. Als Führungskraft haben Sie oft mehr Weitblick und Stärke. Geben Sie diese Fähigkeiten und Zuversicht an Ihre Mitarbeiter weiter. Indem Sie nur Dinge versprechen, die Sie auch halten können, indem Sie offen und ehrlich sind, indem Sie mögliche Entwicklungen für Ihr Team aufzeigen und indem Sie sich zuversichtlich und optimistisch geben, stärken Sie Ihre Mitarbeiter. Vorausschauend zu denken macht viel Sinn. Unterstützen Sie Ihre Mitarbeiter mit Ihren Antworten zuversichtlich vorausschauend zu denken.
In Ihrem Büro gelten oder galten bestimmte Regeln für die Zusammenarbeit. Sie hatten oder haben vielleicht wöchentliche Team-Meetings oder wöchentliche Eins-zu-eins-Gespräche.
Welche Absprachen Sie auch immer vorher hatten, behalten Sie diese bei. Und Sie benötigen für Ihre Mitarbeiter im Homeoffice zusätzliche Arten der Kommunikation und des Austauschs. Reduzieren Sie die räumliche Distanz. Besprechen Sie, wie sie zusammenarbeiten und kommunizieren wollen, wie sie sich abstimmen wollen, wie oft sie sich austauschen wollen. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter untereinander ohne Ihr Beisein diskutieren, welche Art von Austausch hilfreich ist. Gab es früher nur ein morgendliches Stand-up Meeting, so gibt es vielleicht nun auch ein abendliches Abschluss-Meeting. Erfahrene Homeoffice Mitarbeiter können den neuen Homeoffice Kollegen in einem Paten- oder Buddysystem unterstützend zur Seite stehen. Diese Paare telefonieren zwei Mal pro Woche miteinander, um sich gegenseitig Tipps zu geben. Video-Konferenzen statt Telefonie kann zur normalen Alternative werden. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeiter darüber hinaus regelmäßig, Ihre Kollegen jederzeit anzurufen, um schnell Fragen zu klären. Regel: Mehr telefonieren, weniger mailen.
Probieren Sie aus und tüfteln Sie bei Bedarf weiter, um immer besser zu werden.
Manch ein Mitarbeiter organisiert sich problemlos selbst, auch ohne die gewohnte Umgebung des Büros. Andere lassen sich häufig ablenken und schweifen mit ihrer Konzentration von ihren Prioritäten ab. Besprechen Sie diesen Punkt daher explizit im Teammeeting und vertiefen Sie diesen Aspekt in den festgelegten Paten- oder Buddy-Paaren weiter. Und da die Prioritätensetzung ein essentieller Punkt ist für ergebnisorientiertes Arbeiten, sammeln Sie im Dialog die besten Tipps zur Selbstorganisation. Vielleicht können sogar Sie als Chef noch den einen oder anderen Tipp bekommen, wie Sie sich noch besser organisieren können.
Und was, falls es einem Ihrer Mitarbeiter schwerfällt, wenn z.B. die Kinder nicht mehr in die Schule gehen dürfen und ein intensiver Betreuungsaufwand entsteht? Was tun, wenn ein Kind krank ist? Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein Motivator für viele Eltern. Klar, könnten Sie – je nachdem welche Regeln in Ihrem Unternehmen bei kranken Kindern gelten – auf die Erfüllung des Arbeitsvertrages von 6 oder 8 täglichen Arbeitsstunden pochen. Aber es wird Ihnen wenig nutzen. Wenn Sie Pech haben, meldet sich Ihr Mitarbeiter wegen Überlastung krank, weil er oder sie eben auch krank geworden ist. Suchen und finden Sie besser im Dialog eine Lösung, die in dieser Zeit der Krise für alle Beteiligten passt. Wenn Sie Ihren Mitarbeitern entgegenkommen und diese spüren, dass Sie ihre Sorgen, Nöte und Bedürfnisse verstehen, dann werden Ihre Mitarbeiter das mit Treue und hohem Engagement zurückzahlen.
Unter Umständen ändern sich mit einer anderen räumlichen Anordnung auch individuelle Ziele, Aufgaben und Pflichten. Diese gilt es neu zu definieren und explizit abzustimmen. Gehen Sie nicht davon aus, dass schon ‚alles klar‘ ist. Im Zweifel fixieren Sie wichtige Themen schriftlich.
Viele Führungskräfte delegieren Aufgaben per E-Mail oder in einem Monolog. Für bekannte Aufgaben ist das auch völlig in Ordnung. Der Mitarbeiter sagt einfach ja dazu, dass er die Aufgabe übernimmt. Im Büro sehen Sie dabei das freudige Gesicht Ihres Mitarbeiters, der sich sofort voller Energie an die Aufgabe machen will. Das fällt nun weg.
Delegieren Sie daher Aufgaben an Homeoffice Mitarbeiter im Dialog. Fragen Sie im Delegationsgespräch immer wieder:
So haben Sie eine höhere Sicherheit, dass Ihr Mitarbeiter und Sie nach einem Delegationsgespräch das gleiche Verständnis über eine Aufgabe haben. Auf diese Weise erzielen Sie gedankliche Nähe und Verständnis trotz räumlicher Distanz.
Und: Lassen Sie Ihre Mitarbeiter am Schluss die konkreten Arbeitsschritte und das Timing kurz mündlich zusammenfassen. Tun Sie das auf keinen Fall selbst. So hören Sie auch gleich aus der Stimme des Mitarbeiters heraus, wie hoch seine Umsetzungsmotivation ist. Lieber einmal mehr zusammenfassen lassen als Missverständnisse riskieren.
Und wie zuvor schon angemerkt, haben sie gern hohe Erwartungen an Ihre Mitarbeiter. Ihr Unternehmen braucht das exzellente Engagement aller. Die gute Nachricht: Menschen wollen leisten und einen Beitrag zum Team leisten. Wer an dieser Behauptung zweifelt, liest den Blogimpuls 202 „Alle Menschen wollen leisten.“
Treffen Sie grundsätzliche Absprachen bezüglich der Prioritäten. Bei Bedarf wiederholen Sie diese Absprachen in regelmäßigen Abständen, je nachdem, was Ihr Mitarbeiter braucht; und je nachdem, was Sie sich als Führungskraft wünschen. Vermeiden Sie Kontrollwahn. Überkontrolle demotiviert, raubt Mitarbeitermotivation und zeugt von mangelndem Vertrauen Ihrerseits. Gleichzeitig verhindert Überkontrolle, dass zusätzliches Vertrauen entsteht. Kontrollieren Sie also das Notwendige. Was haben Sie denn kontrolliert, als Ihre Mitarbeiter noch im Büro arbeiteten? Das gleiche kontrollieren Sie jetzt auch und verzichten auf unnötige, zusätzliche Berichte.
Bereits bei normaler Zusammenarbeit im Büro kommt eines meistens zu kurz: Feedback. 4 von 10 Mitarbeitern wünschen sich mehr Feedback vom Chef. Es gibt Untersuchungen, wonach Mitarbeiter motivierter sind, wenn sie von Ihrem Chef wenigsten Kritikpunkte hören, als wenn sie gar kein Feedback bekommen. Rückmeldungen über die Arbeit sind also essentiell für die Mitarbeiter. Das gilt auch für Standardaufgaben bei Sachbearbeitern.
Also: Suchen und finden Sie immer wieder Anlässe, sich bei Ihren Mitarbeitern zu bedanken und positives Feedback zu geben. Und wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann tun Sie das natürlich ebenso. Am besten per Telefon oder Video-Konferenz, nicht nur per E-Mail. Legen Sie sich am Morgen drei Kieselsteine in die linke Hosentasche. Bei jedem Feedback an einen Mitarbeiter legen Sie einen Kieselstein in die rechte Hosentasche. Ihr Arbeitstag ist erst beendet, wenn Sie die drei Kieselsteine auf diese Weise in die rechte Hosentasche gebracht haben.
Fordern Sie dies auch von Ihren Mitarbeitern ein: Jeder Mitarbeiter gibt einem Kollegen einmal am Tag ein Feedback – positiv oder kritisch. So wächst Ihr Team zusammen und die Arbeitsqualität wächst. Fragen Sie im Teammeeting nach, wie oft dies jeder Mitarbeiter getan hat. Neue Gewohnheiten benötigen Zeit, also haken Sie hartnäckig regelmäßig sehr konkret nach. Ein 5-Minuten-Kritik-an-meinen-Kollegen-Video finden Sie auf meinem YouTube Kanal unter der Rubrik Feedback-Kultur.
Üblicherweise stellen Mitarbeiter während eines Veränderungsprozesses dem Chef nicht all ihre Fragen. Und wenn die Mitarbeiter ihre Fragen stellen, dann beantwortet der Chef diese Fragen nicht immer vollständig oder verständlich. Diese Fragen der Mitarbeiter sind aber essenziell, um Sand aus dem Getriebe zu waschen, wichtige Informationen zu teilen und für eine gute Grundmotivation zu sorgen.
Ernennen Sie daher Change Agents. Als Change Agents dienen einzelne Mitarbeiter Ihres Teams, denen Sie und Ihre Mitarbeiter vertrauen. Diese kommunizieren regelmäßig pro-aktiv mit Ihren Mitarbeitern und sammeln alle offenen Fragen und zu besprechenden Themen. Auf diese Punkte gehen Sie bei hoher Dringlichkeit sofort, sonst einmal pro Woche im Teammeeting ein.
So erkennen Sie die Sorgen und Nöte Ihrer Mitarbeiter, reagieren entsprechend darauf und sorgen so für eine gute Arbeitsatmosphäre. Und nur für‘s Protokoll: Das ist kein Wunschkonzert für die Mitarbeiter. So manche Kröte gilt es natürlich zu schlucken. Doch dort, wo Sie helfen können, tun Sie das selbstverständlich.
Wenn die täglichen kleinen sozialen Kontakte aus dem Büro wegfallen, benötigen die meisten Ihrer Mitarbeiter hierfür Ersatz. Lassen Sie am Beginn von Telefon-Meetings etwas Zeit für Smalltalk. Jeder kann eine Geschichte erzählen: zum Beispiel erstens, meine größte Herausforderung im Homeoffice, zweitens, mein coolster Trick im Homeoffice.
Veranstalten Sie wöchentlich einen After Work Drink. Bei Zoom können Sie kostenlos Video-Meetings mit bis zu 100 Personen durchführen. Feiern Sie virtuell Geburtstage in einer Videokonferenz. Geben Sie am Freitag-Mittag für Ihr gesamtes Team Pizza aus, wenn Sie eine erfolgreiche Woche hatten. Domino’s Pizza und andere liefern auch in Zeiten von Corona Pizza aus. So sorgen Sie für Nähe trotz räumlicher Distanz. Der informelle Austausch ist das Schmierfett für Ihr Teamgetriebe. Soziale Kontakte ermöglichen eine hohe Leistungsfähigkeit. Gestatten Sie Ihren Mitarbeitern jederzeit, Kontakt zueinander aufzunehmen. Erstellen Sie eine Telefonliste, so dass jeder jeden am besten in festgelegten Zeitfenstern anrufen kann. Die festen Zeitfenster helfen, dass es auch Zeitfenster der ungestörten, konzentrierten Arbeit gibt – zum Beispiel jeden Vormittag bis 12 Uhr. Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, immer wieder kurze 5-Minuten-Telefonate zu führen.
Und trinken Sie immer wieder mit einem Ihrer Mitarbeiter einen ‚Kaffee‘. Einfach ein bisschen plaudern außerhalb des Tagesgeschäfts bewirkt zweierlei: Erstens erfahren Sie mehr über Ihren Mitarbeiter und wie er mit der neuen Situation umgeht. Zweitens spürt Ihr Mitarbeiter Ihre Fürsorge – wenn Sie einen ausgeglichenen Redeanteil im Dialog erzielen. Also, immer wieder die Klappe halten und Ohren aufsperren.
Führen Sie pro-aktiv auf Distanz. Probieren Sie Dinge aus. Scheitern Sie dabei und probieren Sie dann andere Dinge aus. Tauschen Sie sich mit Kollegen aus, die ebenfalls Mitarbeiter im Homeoffice führen. So werden Sie Schritt für Schritt besser und führen Ihre Mitarbeiter im Homeoffice rundum zufrieden und nah – trotz Distanz.
Als ich gestern mit einer Bekannten über das Homeoffice sprach, erzählte sie mir, dass sie und ihre drei Kolleginnen sich gefühlt sogar näher gekommen sind im Homeoffice. Warum? Sie helfen sich gegenseitig, sie hören sich gegenseitig zu, wenn es Probleme gibt, und sind füreinander da. So entstand in diesem Team eine Atmosphäre des gemeinsamen Anpackens. Dieses Team führt sich selbst auf Distanz zur emotionalen Nähe und zum Miteinander. Das ist für mich das Ziel eines funktionierenden Teams – ganz gleich ob im Homeoffice oder im Büro. Wenn Ihnen das gelingt, dann nutzen Sie die aktuelle Krise als Chance und profitieren Sie davon – als Mensch, als Führungskraft und als wichtiger Bestandteil des Erfolgs Ihres Unternehmens.
Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg!
Ihr Markus Jotzo
PS: Bitte den Link zu diesem Blog an andere Führungskräfte und Mitarbeiter im Homeoffice weiterleiten. Und teilen Sie gern Ihren besten Homeoffice-Tipp hier in den Kommentaren oder per E-Mail an service@markus-jotzo.com. Ich bin gespannt!
PPS: Wenn Sie Unterstützung bei diesem oder anderen Führungsthemen benötigen, dann schreiben Sie mich an unter service@markus-jotzo.com oder rufen mich an: +49 40 60 59 29 56.
Eine kleine Aufheiterung im Homeoffice tut auch mal gut.