Impuls 306. 450 Morddrohungen gegen Julian Nagelsmann
Der FC Bayern München und seine Fans sind Erfolge gewöhnt. Champions League, sechs Mal gewonnen. DFB-Pokal, zwanzig Mal gewonnen. Den Deutscher Meistertitel hat der FC Bayern München sogar 32 Mal. In den letzten zehn Jahren zehn Mal deutscher Meister in Folge. Das macht süchtig.
Wenn nun der FC Bayern einmal früh aus einem Wettbewerb ausscheidet oder in der Bundesliga nur auf dem 5. Platz steht, so wie aktuell, drehen einige Fans durch. Julian Nagelsmann , Trainer von des FC Bayern, hat über Instagram allein nach dem letzten Ausscheiden aus der Champions League 450 Morddrohungen erhalten.
Könnte das einem Trainer von Frankfurt, Gladbach oder St. Pauli passieren? Wohl kaum. Denn die Fans wissen „mal gewinnen wir – und sind dann Weltpokalsiegerbesieger –, mal verlieren wir“. Das Problem: einige Fans des FC Bayern München haben verlernt, zu verlieren, aufzustehen und weiterzumachen. Und haben ihre guten Manieren vergessen, die ihre Eltern ihnen versuchten beizubringen… und geben Morddrohungen ab, z.T. sogar gegen die Familie des Trainers.
Sehr krass.
Statisches oder dynamisches Selbstbild
Das erinnert mich an das sehr bewegende Buch von Carol Dweck „Selbstbild“. Wer‘s noch nicht kennt. Das Buch ist eine absolute Empfehlung. Nicht nur für Eltern, Lehrer und Coaches. Im Buch unterscheidet Carol Dweck zwischen einem statischen und dynamischen Selbstbild. Menschen mit einem dynamischen Selbstbild gehen mit Fehlern lernend um, denn wir Menschen können alles lernen und uns immer verbessern. Menschen mit einem statischen Selbstbild gehen davon aus, dass sie entweder etwas können oder nicht. Eine grundlegende Verbesserung schließen Menschen mit einem statischen Selbstbild aus.
Wenn nun ein Team – scheinbar – unbesiegbar ist wie der FC Bayern München, plötzlich aber dann doch schlecht abschneidet und Spiele verliert unnd dann eine statische Sichtweise der Fans vorherrscht, bricht vermutlich für einige Fans eine Welt zusammen. Denn das würde ja heißen, dass dieses Wahnsinns-Team FCB vielleicht doch gar nicht so wahnsinnig gut ist.
Scheitern gehört dazu – Fehler gehören dazu
Kürzlich hielt ich einen Vortrag vor der Entwicklungsabteilung eines weltbekannten Unternehmens. 120 Führungskräfte waren anwesend. Es stellte sich heraus, dass die Offenheit für Fehler und aus Fehlern zu lernen nur mittelmäßig ausgeprägt war. Klar macht niemand gern Fehler, wenn wir aber innovativ sein wollen, dann geht das nur mit Fehlern. Und eine Abneigung gegen Fehler bedeutet gleichzeitig eine Verringerung unserer Innovationskraft. Für die oberste Führungskraft war das neu und sie bekam sehr große Ohren. Ein entsprechendes Maßnahmenpaket hat die Führungskraft bereits auf den Weg gebracht, um die Fehlerfreundlichkeit deutlich zu erhöhen.
Das Problem in vielen anderen Unternehmen: Die Führungsspitze ist sich ihrer Fehlerfeindlichkeit und den negativen Folgen gar nicht bewusst.
Wie können wir erwachsen mit Fehler umgehen?
Wenn Du Führungskraft bist, dann verkünde einmal im Monat im Teammeeting Deinen persönlichen Fehler des Monats und was Du daraus gelernt hast. Regelmäßig. Immer im ersten Teammeeting im Monat. Und erläutere auch gern, warum Du künftig noch mehr und offen über Deine Fehler sprechen möchtest. Fehler sind normal, Fehler gehören dazu.
Natürlich darf sich dennoch jeder für seine Fehler verantworten. Flüchtigkeitsfehler jeden Tag? Keine gute Idee. Todo‘s regelmäßig vergessen? Auch kein Fehler, der auf Dauer zu entschuldigen ist. Aber wer viel arbeitet, macht nun mal viele Fehler. Entscheidend ist das Entscheidung, aus Fehlern zu lernen und denselben Fehler nicht fünfmal zu machen.
Viele sagen ja, einen Fehler darf niemand zwei Mal machen. Aber das ist auch Mumpitz. Wenn jemand etwas Neues lernt, macht diese Person manche Fehler wieder und wieder, bis sie endlich verstanden und das bessere Verhalten komplett verinnerlicht hat. Daher ist es unmenschlich zu verlangen, dass ein Fehler niemals zwei Mal passiert.
Wenn aber ein Fehler zu häufig passiert, dann ist es klug, die Gegenmaßnahmen zu intensivieren. Evtl. ist sogar eine Schulung notwendig, um die notwendigen Kompetenzen zu erlangen oder auszubauen.
Fehler-Queen Amy Edmonson
Amy Edmondson schreibt in Ihrem ebenfalls faszinierenden Buch „The fearless organization – Die angstfreie Organisation“, dass das Sicherheitsgefühl, offen aussprechen zu können, was jemand denkt – ohne dabei Angst vor negativen Konsequenzen zu haben – DER Erfolgsfaktor für erfolgreiche Organisationen und Teams ist. In einer Untersuchung von 140 Teams bei Google, fanden sich noch vier weitere Erfolgsfaktoren. Aber angstfrei agieren zu können war der größte Erfolgsfaktor für diese Teams.
Wenn Du neugierig bist, dann mach in Deinem Team doch mal eine Mentimeter-Abfrage. Das ist kostenlos möglich, wenn Du nur eine einzige Abfrage machst: www.mentimeter.com.
Lass Dein Team auf einer Skala von 1-10 bewerten, inwiefern sie folgender Aussage zustimmen: „Wir sprechen offen über Fehler auf allen Ebenen. Wir lernen konstruktiv und wertschätzend daraus. 10 = am besten.“
Welche Fehler-Ergebnisse erhältst Du?
Frage auch gern nach dieser Abfrage: Was ist schon gut? Und was fehlt in Richtung einer 10? Lass diese beiden Fragen auf Moderationskarten beantworten, clustere die Antworten, priorisiere die Cluster und lass dann Dein Team selbst Lösungsansätze erarbeiten. Setze davon 2-5 Maßnahmen konsequent um und überprüfe alle drei Monate die Umsetzung. So stärkst Du Deine Fehlerfähigkeit, die des Teams und Deine Innovationskraft. Und ganz nebenbei erhöhst Du damit auch die Mitarbeiterbindung. Denn Mitarbeiterinnen wollen gern in einem menschlichen Fehlerumfeld leben und arbeiten. Noch einmal: Wer viel arbeitet, macht viele Fehler. Und Spaß macht die Arbeit dann, wenn einem für Fehler, die nun einmal vorkommen, nicht der Kopf abgerissen wird. Idealerweise werden Fehler sogar – an den richtigen Stellen – willkommen geheißen.
Auch ich darf meine Fehlerfähigkeit unter Beweis stellen
Vor einer Stunde kommt mein Mitarbeiter in mein Büro und teilt mir mit: „Ich habe gestern Abend auf Vimeo – dort hoste ich all meine Videos für meine Online-Trainings – mehrere Videos gelöscht.“ Das doofe dabei: Ich habe – bisher – keine Backups dieser Videos. Bin ich laut geworden? Laut nicht. Ernst schon. Ich hab‘ gesagt „Kümmer Dich drum, ruf bei Vimeo an, dass wir die Videos wieder bekommen. Tu, was auch immer zu tun ist.“ Ich hatte keine Ahnung, ob er das schafft. Und ob das überhaupt geht. In Gedanken hab‘ ich mich schon zwei Tage lang diese Videos erneut aufnehmen lassen. What the heck. Diese tiefe und Kreativität der Aufnahmen der letzten 18 Monate bekomme ich so ohne weiteres nicht wieder hin …
Dann vor ungefähr einer Stunde die erlösende E-Mail vom Vimeo-Suport. Die Videos sind noch da. Und inzwischen sind sie wieder online bei Vimeo und in meinen Online-Trainings.
Und zwei zusätzliche externe Festplatten haben wir auch schon bestellt und werden in der kommenden Woche alle Videos meiner Online-Trainings doppelt absichern.
Verantwortung übernehmen ist oft nicht leicht – insbesondere für Fehler
Und Julian Nagelsmann? Soll er Trainer bei Bayern München bleiben? Mein Sohn und ich sind uns einig: Er soll bleiben. Wenn er und seine Mannschaft weiter dafür sorgen, dass die Bundesliga wieder spannend ist, dann wünsche ich mir, dass er bleibt.
Und Dir wünsche ich, dass Du Deine Fehlerfähigkeit überprüfst mit Mentimeter und gut zuhörst, was Deine Mitarbeitenden sagen, was schon gut ist und was zur 10 fehlt. Die 10 ist nicht das Ziel, aber die Bewegung auf die 10 hin.
Viel Erfolg dabei!
Ich wünsche Dir gutes Lernen, gutes dass Du Deine Art zu denken und zu handeln bezüglich Fehler entwickelst – wenn Du bei Mentimeter mit Hilfe Deiner Mitarbeitenden herausfindest, dass Du und Dein Team Potenzial habt. Ich vermute, dieses Potenzial hat fast jedes Team.
Und wenn Du noch einen Moderator suchst für Deine Organisationsentwicklung hin zur Fehlerfähigkeit und hin zum Mitarbeitermagneten, dann melde Dich gern bei mir.
Dein Markus Jotzo
PS: Zur Feier des Tages biete ich all meine Online-Trainings für eine Woche bis zum nächsten Sonntag für 99 Euro netto an – statt sonst 397 Euro.
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Ich wünsche Dir sehr gute Inspriationen und sehr gute Umsetzung!