Impuls 300. Elon Musk: Visionäres, erfolgreiches A… Armleuchterchen. Oder doch ein Genie?
Elon Musk ist Visionär. Er ist erfolgreich. Und innovativ. Er hinterfragt den Status quo und etabliert einfach seine eigenen Regeln. Soweit so gut, so erfolgreich.
Was ist der Preis dieses Erfolges?
Seine Führungsmethoden sind rabiat. Unfreundlich. Kompromisslos. Respektlos. Nur, wenn die von ihm gegründeten Unternehmen so unglaublich erfolgreich sind, sollte diese krasse Führung womöglich auch ein gangbarer guter Weg sein für erfolgreiche Führungsarbeit.
Wie lange noch?
Manch einer wird sich fragen: Wie lange wird es noch diese Führungskräfte geben, die wie Tyrannen sich als kompromisslos Herrschende geben? Führungskräfte, die sich – berechtigter Weise – für stark halten, aber leider auch – fälschlicher Weise – für allmächtig?
Musk ist als tyrannische Führungskraft nicht allein, trotz seines respektlosen Umgangs mit Mitarbeitenden.
Da ist zum Beispiel Felix Magath, Fußballtrainer und als „Schleifer“ bekannt. Er hatte große Erfolge mit seinem Fokus auf Disziplin und Ausdauer – sowohl als Fußballer als auch als Fußballbundesligatrainer. Er wurde mehrmals deutscher Fußballmeister. Mit Bayern München – ja, okay, das ist bekanntlich nicht so schwer, aber auch mit dem VfL Wolfsburg zum einzigen Mal für den Verein. Im Jahr nach der Meisterschaft spielte die Mannschaft allerdings um den Klassenerhalt. Andere Spitznamen für Felix Magath als Fußballtrainer waren „Saddam“ und „Der letzte Diktator Europas“. Kürzlich hörte ich aber das Gerücht, dass Felix Magath auch etwas ruhiger geworden ist.
Dauerhafte Spitzenleistungen brauchen mehr als nur Disziplin und Gehorsam.“
Tyrannisch Herrschende – gibt’s übrigens auch in weiblich und divers, da sind wir Männer nicht allein – unterliegen aber einigen falschen Annahmen, die Ihre eigene Kraft schwächen.
Annahme 1:
„Mitarbeitende als austauschbare Produktionsfaktoren.“
Austauschbar sind Mitarbeitende in der Tat, aber bei jeder Kündigung geht Erfahrung verloren. Ebenso leidet das Teamgefühl. Und, ob das Engagement nach einer Interaktion mit einer tyrannischen Führungskraft langfristig und gesund steigt, darf bezweifelt werden.
Annahme 2:
„Ich bin so genial, meine Mitarbeiter (die gendern nicht) dürfen froh sein, mit mir arbeiten zu dürfen.“
Ja, Ihr seid sicher genial. Jeder Mensch ist übrigens irgendwie genial. Aber Ihr Tyrannen, seid nicht in jeder Hinsicht genial. Andere Facetten des täglichen Verhaltens lassen Menschen im Strahl kotzen. Daher ist die Motivation sich reinzuknien leider bei vielen nicht nachhaltig.
Trotzdem erfolgreich? Warum?
Wie kann es angehen, dass diese brutale, kompromisslose Führungsarbeit mit so viel Erfolg belohnt wird?
Weil es Menschen gibt, die immer wieder – für eine gewisse Zeit – bereit sind diesen Preis zu bezahlen.
Weil die Menschen dabei auch etwas lernen.
Weil sie selbst dabei auch wachsen.
Und dafür auch einige Schmerzen in Kauf nehmen.
Lust auf Erfolg kann blind machen
Denn seien wir ehrlich:
Viele sind doch gern erfolgreich im Beruf.
Welcher Fußballer träumt nicht von der Meisterschaft?
Wer würde nicht auch gern für eine Marke, wie Tesla, arbeiten?
Und viele Menschen würden doch liebend gern mit einem der erfolgreichsten Unternehmer dieses Planeten Erde zusammenarbeiten. Elon Musk.
Respektlos = Erfolgsfaktor?
Der Punkt ist ja der: Musk ist nicht nur respektlos anderen Menschen gegenüber, sondern auch respektlos gegen jeglichen Status quo im Markt.
Er hinterfragt. Er denkt neu. Er denkt groß. Und deshalb, weil er sich auf strategisch relevante und große Märkte fokussiert und neue von Kunden gewünschte Dienstleistungen produziert, hat er Erfolg. Seine Respektlosigkeit ist also gewissermaßen sein Erfolgsrezept.
Allerdings: Sicher ist dies kein Erfolgsrezept bei Mitarbeitenden, die gut behandelt werden wollen. Und diese Mitarbeitenden werden immer mehr. Erst recht in den jungen nachwachsenden Generationen. Die Konsequenzen sind höherer Verschleiß und höhere Fluktuation.
Und gleichzeitig: Die nächsten Mitarbeitenden lecken sich schon die Finger für eine solche spannende, schillernde Persönlichkeit zu arbeiten. Deshalb kostet das Verhalten Musks zwar Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung. Aber: Seine Anziehungskraft ist so groß, seine Ideen so bedeutend, dass er dennoch Erfolg im Markt hat und vermutlich auch weiterhin haben wird.
Das Doofe für die anderen Tyrannen – und das Gute für viele Mitarbeitende
In der heutigen Zeit werden die Tyrannen nur so lange in Ihrem Chefinnensessel sitzen, wie sie erfolgreich sind. Sobald der Erfolg ausbleibt, manchmal auch schon vorher, dürfen auch sie gehen – je nachdem wie viel Eier die Führungskraft darüber in der Hose hat, etwas früher oder etwas später.
Die Quintessenz
Gute Leute sind immer gefragt.
Heute mehr als je zuvor.
Sollte Deine Führungskraft also musk-ähnliche Verhaltensweisen zeigen, und Dich das nicht antörnt, dann such Dir eine Führungskraft. Eine, die Dich fordert UND respektiert.
Heute gibt es sowas. Immer mehr.
Wie schön!
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