Impuls 356. Das KI-Paradoxon. Mensch sein wird immer wichtiger.

Kennst Du das KI-Paradoxon? Also so nenne ich es: das KI-Paradoxon. Künstliche Intelligenz macht alles automatischer, organisierter, strukturierter – mit immer weniger Aufwand für uns Menschen. Weil sich die KI automatisch um Dinge kümmert: KI spart uns Zeit und Arbeit. Nach Lean Production, Kaizen und dem Einsatz von Robotern in der Produktion nun die nächste Revolution in Produktivitätssteigerung: Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Nur: Uns Menschen gelingt die Zusammenarbeit mit KI genau dann richtig gut, wenn wir menschlich & miteinander die KI-Herausforderung annehmen.
KI spart und Arbeit und Zeit – que practico!
Dabei ist der Einsatz von Computertechnologie schon immer bahnbrechend gewesen. Es ist inzwischen normal, dass wir E-Mails schreiben, während wir früher Faxe gesendet haben oder deutlich mehr telefoniert haben. Es ist inzwischen normal, dass wir Meetings per Video-Call machen, statt von Hamburg nach Frankfurt zu fliegen. Und ist es inzwischen normal das wir bei Anrufen in einem Unternehmen von einem Sprachcomputer bedient werden, bevor wir irgendwann auf einen Menschen am Telefon treffen.
Was ist eigentlich noch Computertechnologie? Und was ist schon KI? War Deep Blue von IBM, die 1997 den damaligen Schach-Weltmeister Kasparov besiegt hat, schon KI? Oder war das einfach eine intelligent programmierte Software? Am Ende ist das nicht entscheidend. Tatsache ist: KI und Computertechnologie macht unser Leben einfacher … und gleichzeitig schwerer.
Nicht alles, was glänzt, ist Gold
Schwerer wird es für alle Führungskräfte, Geschäftsführerinnen und Mitarbeitende. Weil wir uns – schon wieder – verändern dürfen, ja verändern müssen. Sonst hält unser Unternehmen nicht stand mit den Mitbewerbern im Markt.
Das KI-Paradoxon
Und für all diese bahnbrechenden Veränderungen mit und ohne KI brauchen wir vor allem eins: Menschlichkeit.
KI wird von Menschen gemacht. KI wird von Menschen implementiert. Wir Menschen prüfen die Ergebnisse der KI auf ihre Umsetzungsqualität. Also: Wir benötigen Menschen, die engagiert und leidenschaftlich KI implementieren. Und dann andere die engagiert KI nutzen. Und dann benötigen wir engagierte Menschen, die die KI weiter entwickeln.
Ergo: KI funktioniert nur mit für KI aufgeschlossenen Menschen.
Ersetzt KI am Ende auch mich?
Doch wer hat Lust, den eigenen Arbeitsplatz wegzurationalisieren? Manche Menschen haben damit kein Thema, viele sind ängstlich, wenn sie nur das Wort KI hören.
Vor ein paar Jahrzehnten lief es – vor allem älteren – Arbeitnehmern kalt den Rücken herunter, wenn sie das Wort ‚Computer‘ hörten. Genauso geht es jetzt vielen Arbeitnehmern – und diesmal ist es nicht nur die ältere Generation –, wenn ihnen KI in der Arbeitswelt begegnet.
Wieder gibt es diese Fragen. Diese Ängste und Unsicherheiten. Diese Sorgen: Wie soll das alles funktionieren? Wie sieht meine Belastung aus in der Phase der Umstellung und danach? Und: Werde ich meinen Job behalten? Kürzlich las ich eine Studie, dass drei Millionen Menschen in Deutschland um ihren Arbeitsplatz fürchten.
Es sind immer wieder dieselben Fragen. Und diese Fragen benötigen Antworten. Antworten, die keine KI gibt, sondern Antworten, die von Menschen kommen.
Ja, es braucht Geschwindigkeit, um im Wettbewerb mithalten zu können. Ja, es braucht starke, bahnbrechende Innovationen, um neue Kunden anzusprechen und profitabel zu wachsen.
Und für all diese Dinge braucht es Menschlichkeit. Menschen, die einander vertrauen. Menschen, die aufeinander zugehen. Menschen, die offen kritische Fragen stellen. Und Menschen, die bei kritischen Stimmen nicht zusammenzucken, sondern offen in einem Dialog gehen.
Offene, glasklare Kommunikation. Der Schlüssel zum Erfolg – ganz gleich, wie viel KI in den nächsten Monaten und Jahren uns umgeben wird. Es braucht offene Kommunikation mit Kritik, Feedback in allen Richtungen, Konflikten, die wir anpacken und dauerhaft lösen, Unsicherheiten, Ängsten, Commitment, Herausforderung, Einfühlsamkeit und Empathie. Diese offene Kommunikation ist der Schlüssel für funktionierende Veränderungen – und für die Implementation von KI in unseren Teams und Unternehmen.
Und diese Kommunikation funktioniert nur mit Menschlichkeit. Mit einfühlsamem Zuhören. Mit empathischem Verhalten, wenn Emotionen im Spiel sind. Diese Art der offenen Kommunikation ist der Schüssel dafür, dass Menschen sich trauen, ihr Verhalten mit guter Energie und Zuversicht zu verändern.
Bei Veränderungen und Change passieren am Anfang immer mehr Fehler als sonst, weil viel neu ist. Offene, einfühlsame Kommunikation braucht es, um Menschen dafür zu gewinnen, sich für KI ins Zeug zu legen. Um sich zu trauen, Dinge mit KI auszuprobieren. Das kommt nicht von allein. Das braucht Führung. Einfühlsame Führung, damit Mitarbeitende sich trauen, Veränderungen engagiert mitzumachen.
Das nenne ich das KI-Paradoxon. Nur mit dieser einfühlsamen Menschlichkeit gelingt es uns, KI in unseren Unternehmen erfolgreich zu verankern. Und gleichzeitig Mitarbeitende zu haben, die zufrieden sind mit ihrem Job.
Das Entscheidende für zukünftige Erfolg mit K I
Allerdings kann Führung eins nicht. Widerstände wegzaubern. Widerstände gibt es immer. Die schon genannten Unsicherheiten. Ängste. Und daher die Frage: Wie löst Du als Führungskraft eigentlich einen Widerstand auf?
Viele Führungskräfte wissen das nicht. Wie löse ich Widerstände auf? Viele Führungskräfte denken „Diese Querulanten! Diese störrischen Ewiggestrigen! Diese Früher-war-alles-besser-Denker!“ Dabei war früher überhaupt nicht alles besser: Jeder Mensch in Deutschland mit einem durchschnittlichen Lebensstandard lebt wahrscheinlich luxuriöser als der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II um 1900 – ohne Auto, ohne ICE, ohne Handy und ohne Netflix. Niemand will wieder das alte Telefon zurück mit Wählscheibe! Niemand will wieder über den Hof gehen müssen, um aufs Klo zu gehen! Niemand will wieder Faxe versenden, statt schnell eine E-Mail zu schreiben!
Die Frage bleibt:
Wie lösen wir als Führungskraft Widerstände auf?
Wer möchte, liest noch einmal ausführlich den Impuls 187. Die Blogfolge heißt „Delegieren für Fortgeschrittene“.
Hier die kurze Formel wie Du als Führungskraft Widerstand auflöst:
Schritt 1:
Die Ursache des Widerstands wirklich verstehen. Dazu fragst Du. Immer tiefer, immer tiefer. Denn der Satz „Früher war alles besser.“ deutet auf einen Widerstand hin. Aber auf dieser allgemeinen Ebene können wir den Widerstand nicht auflösen. Dazu braucht es ein tiefes Verständnis für den Widerstand. Also: Noch mal nachfragen. „Was genau meinst Du damit?“ Und noch mal nachfragen. Ich nenne das ‚die Zwiebel schälen‘. Schicht für Schicht. Und irgendwann kommst Du zum Kern des Widerstands. Das könnte sein: Angst davor, zu viele Fehler zu machen. Angst davor, die eigene Experten-Rolle im Team zu verlieren, weil ja nun viel neu und anders ist. Oder eben die Angst, den eigenen Job zu verlieren.
Schritt 2:
Was auch immer Du da herausfindest: Für diesen Kern-Widerstand braucht es nun eine Antwort. In der Tat: manche Menschen verlieren ihren Experten-Status. Da darfst Du Dir als Führungskraft überlegen, wie Du das für diese Mitarbeiterin annehmbar machst. Ja, manche Menschen haben wirklich große Angst vor Fehlern, weil frühere Führungskräfte cholerisch ausgeflippt sind bei Fehlern. Also darfst Du diesen Mitarbeitenden klar machen, dass Fehler bei Veränderungen normal sind und okay sind. Entscheidend ist eben Schritt für Schritt aus den Fehlern zu lernen und immer besser zu werden.
So löst Du Widerstande auf: Den Widerstand richtig gut verstehen und dann dafür eine gute Antwort erarbeiten.
Die größte Hürde bei Widerstand gegen Change und gegen KI
Aus meiner Erfahrung aus hunderten Führungskräfte-Trainings mit tausenden Führungskräften: Die größte Hürde beim Auflösen von Widerständen, ist das neugierige Wirklich-Verstehen-Wollen. Nur: das ist der einzige Weg, Widerstand aufzulösen. Du darfst Dich als Führungskraft in die Person einfühlsam hineinversetzen, bis Du die Person wirklich verstanden hast und beim ‚Kern der Zwiebel‘ angekommen bist. Dann kannst Du Deine Sichtweise und Deine Argumente passend zu diesem Kern der Zwiebel bringen. Nicht vorher.
Das Schöne ist bei diesem Hineinfragen in den Widerstand: Einige Widerstände entpuppen sich als gehaltlos, wenn wir tiefer nachfragen. Evtl. ist nicht geplant, Mitarbeitende zu entlassen – die Angst vorm Jobverlust ist also unbegründet. Und auch die Angst vor cholerischen Anfällen bei Fehlern ist unbegründet Denn Du bist seit zwei Jahren schon die neue Führungskraft und bleibst ruhig und besonnen in Deiner Kommunikation bei Fehlern.
Und andere Widerstände sind am Ende berechtigt: Denn ja, die neuen Prozesse zu lernen, wird anstrengend sein. Das kostet mehr Energie als die Routinen von gestern abzuspulen. Das ist anstrengender als bisher. Aber: es wird nicht ‚alles neu‘ sein, was manche immer befürchten. Logistiker bleiben Logistiker. Vertriebler bleiben Vertriebler. Und Einkäufer bleiben Einkäufer. Nur all diese Menschen dürfen sich mit den neuesten Methoden und Techniken vertraut machen, um auch zukünftig im Job zu bestehen und die erwarteten hohen Leistungen abliefern zu können. Und dazu bist Du da als Führungskraft und Befähigerin.
Der Weg durch die Veränderung zum neuen, glorreichen, besseren Status Quo.
Diesen Weg darfst Du, liebe Führungskraft, gemeinsam mit Deinen Mitarbeitenden ebnen. Du darfst sie begleiten. Du darfst immer wieder bei Ihnen sein. Im Prinzip darfst du Ihnen immer mal wieder das Händchen halten oder sie ein bisschen in den Arm nehmen, wenn sie überfordert sind.
Das war und ist früher und heute gefordert von Führungskräften. Menschlichkeit. Empathie. Einfühlsam zuhören. Zeit nehmen. Ja ich weiß, Zeit hast Du am wenigsten. Nur ohne das geht es nicht.
„Können die nicht einfach ihren Job machen?!“
Und ja, Du darfst auch fordern. Selbstverständlich! Benenne exakt Deine glasklaren Erwartungen. Du musst nicht jeden Tag jeden auf den Arm nehmen, aber immer mal wieder. Menschen brauchen von Ihrem Alpha, von ihrem Anführer – das bist Du, liebe Führungskraft – Schutz und Fürsorge. Und wenn Du ihnen das gibst, dann sind sie auch bereit, sich für Dich und Deine Ziele reinzuknien – keine Garantie, aber in 9 von 10 Fällen funktioniert das.
Du bist jetzt dran
Also, Wie gut bist du mit Deiner Menschlichkeit? Hast Du verinnerlicht, dass Deine Menschlichkeit einer der Erfolgsfaktoren als Führungskraft ist? Oder verbringst Du immer noch so viel Zeit mit E-Mails und Meetings? Wie viel Zeit verbringst Du mit einfühlsamen Einzelgesprächen mit Deinen Mitarbeitenden, in denen Du sie fragst, wie es Ihnen geht? Gespräche, in denen Du wirklich bei Ihnen bist? Gespräche, in denen Du Dich wirklich um sie und ihre Sorgen, Nöte, Ängste und Unsicherheiten kümmerst?
Und wie gut bist Du dabei, glasklar Deine eigenen Erwartungen zu äußern. BEIDES ist entscheidend für Deinen Erfolg als Führungskraft.
Einmal sagte ein Teilnehmer in einem Führungskräfte-Training zu mir: „Markus, ich fühl mich bei Dir so weich gespült mit dem ganzen einfühlsamen Zuhören und so.“
Was ich dann noch einmal betont habe, war: „Genauso wichtig sind Deine glasklaren unmissverständlichen Erwartungen und Ziele, die Du Deinen Mitarbeitenden vorgibst. Wenn Du BEIDES beherzigst, dann machst Du einen guten Führungsjob.“
Also, äußere glasklar Deine Erwartungen. UND zeig Dich menschlich. Dann werden Deine Mitarbeitenden auch für Dich da sein und Deine Interessen, Projekte und Change-Initiativen. Und sie werden KI-Projekte gemeinsam mit Dir umsetzen.
Das ist die Logik! Es greift der Grundsatz der Reziprozität. Du bist für die Mitarbeitenden da. Deshalb sind sie auch für Dich da. So war das vor 100.000 Jahren und so ist das auch heute.
Bist Du bereit für Menschlichkeit und für KI?
KI braucht Menschlichkeit.
Wenn Du das alles anders siehst, oder Fragen dazu hast, dann meld‘ Dich gern bei mir. Über diesen Link vereinbarst Du einen persönlichen 1:1 Termin mit mir. Ich freue mich auf unseren Austausch.
Ich wünsche Dir viel Menschlichkeit und spannenden, erfolgreichen Change mit KI und Co.
Dein Markus Jotzo
PS: Und wenn Du unsicher bist, wie gut Du das heute schon machst, noch eine Empfehlung: Find’s heraus in einem Feedback für Dich als Führungskraft. Wie das geht? Erläuter‘ ich Dir gern. Meld‘ Dich einfach: Hier Termin sichern.



