Impuls 354. Teil 3: Künstliche Intelligenz KI, Fehlerkultur und die Ausreden meiner Tochter

In dem heutigen Artikel geht es um Veränderungen. Es geht um die Integration von Künstlicher Intelligenz in Deinem Team und was Du tun kannst, um Deine Mitarbeitenden zu öffnen für kleine und große Veränderungen im täglichen Einsatz von und in der Zusammenarbeit mit KI.
Dazu diese drei Fragen:
Wie sehr spüren Deine Mitarbeitenden Unsicherheit oder sogar Angst vor KI?
Wie sehr spüren Deine Mitarbeitenden Unsicherheit oder sogar Angst vor Veränderungen?
Wie sehr spüren Deine Mitarbeitenden Unsicherheit oder sogar Angst vor eigenen Fehlern bei Veränderungen?
Die Grundlage für Veränderungen, Change und KI
Letzte Woche schlägt meine Tochter Marlene meinem Sohn mit einem Lappen ins Gesicht und dabei sogar direkt ins Auge. Eine schmerzhafte Sache für meinen Sohn Oscar. Meine Tochter Marlene sagt sofort „Oh, Entschuldigung, das war nicht mit Absicht.“
Marlene sieht ein, dass sie einen Fehler gemacht hat. Und: Natürlich hat sie das nicht mit Absicht getan. Trotzdem ist es für meinen Sohn Oscar gut, das nochmal zu hören. Nun wissen wir seit dem Film ‚Contra‘ mit dem genialen Arschloch-Schauspieler Christoph Maria Herbst das „wir uns nicht entschuldigen können, sondern dass wir nur darum bitten können.“ Nun ja. Ich persönlich favorisiere die Formulierung ‚Tut mir leid‘ statt ‚Entschuldigung‘, da ich den Begriff ‚Schuld‘ nicht mag. Ich finde es viel wichtiger die eigene ‚Verantwortung‘ zu sehen, als eine ‚Schuld‘ einzugestehen.
Und wer mit einem Lappen umherschmeißt, hat auch die Verantwortung für die Folgen, wenn der Lappen im Gesicht oder sogar im Auge eines anderen landet.
Leider sagt meine Tochter einige Minuten später auch den Satz „Das war ja nur ganz locker geworfen.“ Schade. Als ob das eine Rolle spielen würde! Und als ob es dann ja für das Auge nicht so schlimm gewesen sein kann. War es aber. Wir haben immer die Verantwortung für unser Handeln. Ganz gleich, ob es mit Absicht war oder ob wir einen Lappen nur ganz locker werfen. Und übrigens, ich liebe nicht nur den Begriff Verantwortung, mich nerven auch Ausreden und wenn Menschen ihre Verantwortung nicht annehmen.
Kommunikation bei Fehlern – DAS Problem
Und wir sind mittendrin im Umgang mit und der Kommunikation bei Fehlern und ungünstigen bzw. unerwünschten Folgen – mal groß, mal klein. Und bei Veränderungen im Unternehmen – ganz gleich ob mit oder ohne Künstliche Intelligenz – passieren Fehler. Nun möchten viele Menschen ihre Fehler herunterspielen. So wie meine Tochter mit dem Satz „war doch nur ganz locker geworfen“. Doch dieses Herunterspielen ist eine doofe Angewohnheit, da wir damit die Möglichkeit reduzieren, aus Fehlern zu lernen, um es zukünftig besser zu machen.
Niemand will Fehler machen, das ist klar. Darüber habe ich schon in den Impulsartikeln 352 und 353 gesprochen. Dieser Artikel ist Teil drei meiner Impuls-Reihe zum Thema Fehler-Kultur in Deinem Unternehmen. Heute im Zusammenhang mit Veränderungen und Künstlicher Intelligenz.
Also, wenn wir Fehler machen, haben wir – mehr oder weniger – Angst. Vor den negativen Konsequenzen. Vor einem Meckern der eigenen Führungskraft, der Eltern oder anderer Menschen. Wir wollen nicht an den Pranger gestellt werden oder den Stempel einer fehlermachenden Person erhalten.
Sinnhaftigkeit und Wirklichkeit
Wenn nun aber Fehler dazu gehören, wieso spielen wir dann unsere Fehler herunter? Wieso sagt meine Tochter, sie hätte den Lappen nur ganz locker geworfen? Schauen wir uns einmal an, welche Art von Fehler es gibt. Im Job.
- Es gibt Sabotage. Passiert selten, kommt aber vor.
- Dann gibt es absichtliche Fehler: „Dazu habe ich jetzt echt keine Lust mehr. Das lasse ich weg.“
- Es gibt Fahrlässigkeit oder Unaufmerksamkeit, weil jemandem etwas durchrutscht. Vielleicht weil mal wieder sieben Kollegen gleichzeitig etwas von einem wollen.
- Außerdem gibt es Wiederholungsfehler – vielleicht aufgrund von Überlastung, wegen schlechtem Schlaf, dem heißen Wetter oder den großen Arbeitsbergen, die nach Feierabend noch alle abgearbeitet werden wollen.
- Dann Unfähigkeit oder Unwissen. Jemand macht es zum ersten Mal oder ist nicht ausreichend geschult worden.
- Es gibt Fehler bei Unsicherheit. Wenn ein Mitarbeiter nicht ausreichend Informationen hat, die Aufgabe aber schnell zu Ende gebracht werden soll.
- Dann passieren Fehler bei großen Herausforderungen. Weil etwas schwierig ist, sehr komplex. Z.B. ein herausfordernder Kunde oder ein extrem kniffliges Problem.
- Schließlich gibt es Fehler beim Betreten von Neuland, wenn wir uns an Innovationen und neuen Wegen versuchen. Wenn wir etwas ganz Neues erschaffen wollen. Da weiß noch niemand, ob und wie es korrekt funktionieren könnte.
Spannende Fragen dazu:
Welche Fehler verdienen wirklich eine strenge Verfolgung und Ansprache der jeweiligen Führungskraft? Wie viel Prozent der Fehler in Deinem Unternehmen verdienen wirklich das konsequente Ansprechen und Verurteilen des Fehlermachenden? Wie viel Prozent der Fehler sind das in Deinem Unternehmen? Bitte denk‘ darüber einige Momente nach, während Du diesen Artikel liest. Wie viel Prozent der Fehler verdienen eine konsequente, strenge Ansprache?
Und ebenfalls spannend in der Konsequenz: Wie viel Prozent der Fehler werden in Deinem Unternehmen tatsächlich streng und konsequent angesprochen und verurteilt?
Deine Antwort?
Die meisten Menschen werden sagen, dass viel mehr Fehler verurteilt und entsprechend zu stark angesprochen werden als notwendig.
Die Bedingung für erfolgreiche Veränderungen
Wir sind damit beim Thema Fehlerkultur in Deinem Unternehmen. Und bei der Fähigkeit einer Organisation, eines Unternehmens oder eines Teams, Herausforderungen zu meistern unter nicht idealen Bedingungen, wie Stress, Informationsdefiziten, Zeitmangel, Termindruck, Personalknappheit, Wettbewerbsdruck, schlechte Einarbeitung oder geringen Weiterbildungsbudgets. All das führt zu Fehlern, zu vermeidbaren und zu notwendigen Fehlern. (Zur Definition von Fehlern schau‘ nochmal in den Artikel 352.)
Wenn Führungskräfte nun auf Fehler viel zu stark reagieren, frustriert das Mitarbeitende. Die Bereitschaft, ein Risiko einzugehen sinkt. Die Fähigkeit, ein neues Thema zu meistern, rutscht in den Keller. Und jetzt kommt KI. Künstliche Intelligenz. KI macht Veränderungen notwendig. KI macht viele Menschen in Organisationen unsicher, so wie ein ganz normaler Computer vor 20 Jahren einen 65-jährigen Arbeitnehmer zum Zittern gebracht hat.
Was für eine Mischung! KI ist DIE Herausforderung in Unternehmen in allen Branchen. KI ist DIE Möglichkeit, Prozesse zu automatisieren und an eine Kollegin zu delegieren, die keinen Sitzplatz im Büro und kein großes Gehalt braucht. Irgendwie unheimlich für viele. Und deshalb sehen viele nicht die Chance. Die Unsicherheit überwiegt. Das gilt für Führungskräfte wie für Mitarbeitende. Viele sind wenig offen für Veränderungen und erst recht für die Veränderungen durch Künstliche Intelligenz. Die unheimliche KI.
Fehler sind omnipräsent – in jedem Change – erst recht mit KI
Bei jeder Veränderung, in jeder Prozess-Optimierung, in jedem Change-Prozess passieren Fehler. Wenn wir Veränderungen erfolgreich im Unternehmen realisieren wollen, braucht es eine Kultur der Fehler, die Menschen nicht belastet, sondern die Freude bereitet, aus Fehlern zu lernen. Weil Fehler eben dazu gehören – so wie Schnee und Eisglätte im Winter. Nicht so schön, ist aber so.
Und alles startet mit Dir, liebe Führungskraft!
Frage Dich doch mal: Wie offen bist Du für Künstliche Intelligenz? Beschäftigst Du Dich pro-aktiv mit verschiedensten Programmen und Optionen? Nicht nur mit ChatGPT. Was ist in Deiner Branche der heiße Sch*iß? Welche Trends, Entwicklungen gibt es? Oder bist Du froh, wenn Deine Inbox einigermaßen übersichtlich bleibt?
Ich persönlich bin zwischen Freude und Unsicherheit hin- und hergerissen, wenn ich höre, was manch einer für möglich hält durch Künstliche Intelligenz. Einige sagen Roboter werden in weniger als 20 Jahren alles tun, was wir Menschen heute tun. Andere sagen, wir können Frieden auf unserem Planeten erzielen, wie es ihn noch nie gab. Andere schließen nicht aus, dass KI uns Menschen vernichten wird. Der Terminator lässt grüßen.
Fakt ist, wir wissen nicht, was passieren wird. Aber eines ist sicher: KI ist da und wer Künstliche Intelligenz nicht nutzt, wird im Wettbewerb auf dem Markt den Kürzeren ziehen.
Aber etwas anderes ist auch klar: Eins kann die KI nicht. Beziehungen aufbauen. Netzwerken. Kollaborieren kann sie, aber sie kann nicht zwischenmenschlichen Klebstoff etablieren. Das können nur wir Menschen.
Deshalb kannst Du als Führungskraft insbesondere dann punkten, wenn Du eine positive Beziehung zwischen Dir und jedem einzelnen Teammitglied herstellst. Wenn Du neben der Arbeit auch private Anknüpfungspunkte erschaffst. Wenn es Dir gelingt, eine Atmosphäre des gegenseitigen Vertrauens zu etablieren.
Fehlerkultur als Basis für Innovationen und KI
Miteinander. Gemeinsam. Als Team aus Fehlern lernen. Als Führungskraft offen sein für Feedback von Mitarbeitenden. (Ich meine wirklich offen und neugierig, nicht nur scheinbar und wenn Kritik kommt, dann schießt Du als Führungskraft zurück. Leider höre ich davon oft im Coaching oder in Führungskräftetrainings.) Offen die eigene Meinung kundtun, ohne die geringste Unsicherheit wegen potenziell negativer Folgen. DAS erschafft die Möglichkeit für schnelles Lernen und Fehlermachen bei Veränderungen und bei der Einführung und Nutzen von KI.
Du bist dran: Bist Du KI-fähig?
Die Frage ist also: Bist Du veränderungsbereit? Hast Du Dein Team so aufgestellt, dass Dein Team – Mitarbeitende und auch Führungskräfte – in der Lage ist, konstruktiv mit Fehlern umzugehen? Haben Deine Mitarbeitenden Lust, sich den kommenden Change-Herausforderungen mit KI zu stellen? Sind Deine Mitarbeitenden bereit, auf dem neuen Weg, Fehler zu machen und offen über Fehler zu kommunizieren? Sind Deine Führungskräfte befähigt, Fehler nicht unangemessen hart zu ahnden? Sind Deine Führungskräfte in der Lage, so über Fehler zu sprechen, dass die Mitarbeitenden im Anschluss sagen: „Ich werde wieder und wieder weitere neue Dinge anpacken und auch dabei Fehler machen. Denn Fehler gehören dazu. Und in meinem Team darf ich Fehler machen. Sinnvolle Fehler, die mich lernen lassen und weiterbringen. Und es werden auch doofe Fehler passieren aus Unkonzentriertheit oder anderen bereits genannten Gründen. Und auch aus diesen Fehlern werden wir konstruktiv über alle Ebenen hinweg lernen.“
Haben Deine Mitarbeitenden diese Einstellung?
Gut?
Du bist Dir nicht sicher?
Dann mach den Test. Verschiedene Hacks wie Du das testest und veränderst, liest Du in den Impuls-Blogartikeln 352 und 353
Die Basis für Veränderung mit und ohne Künstliche Intelligenz ist Deine Führungsarbeit. Die Fehlerkultur in Deinem Team wird von Dir erschaffen. Du prägst sie. Maßgeblich. Wenn Du Dich (noch) beschwerst darüber, dass Deine Mitarbeitenden eine Abneigung und wenig Mitmachlust bei Veränderungen – mit oder ohne KI – haben, dann ist das Deine Verantwortung, das zu verändern. Du bist die Führungskraft.
Wenn Du nicht weißt, wie das geht, dann kontaktiere mich gern.
Meine Kontaktdaten findest Du auf meiner Homepage
unter www.markus-jotzo.com oder
Du schreibst mir direkt unter service@markus-jotzo.com.
Ich freue mich auf Deine Nachricht.
Im nächsten Impuls schauen wir uns an, welche Haltung zu Fehlern Dich und Dein Team stärken.
Damit KI und Change kein Schreckgespenst bleiben, sondern von Dir und Deinem Team offen angepackt werden
und Du Dir damit einen Wettbewerbsvorteil verschaffst im Rennen um Marktanteile, Talente und – last but not least – Spaß und Freude in der täglichen Zusammenarbeit.
Bis zum nächsten Blog-Artikel!
Dein Markus Jotzo
PS: Alle meine Blog-Artikel schreib‘ ich übrigens selbst. Lasse ich mich für Recherchen, manchmal auch für passende Worte, von ChatGPT unterstützen? Natürlich. Aber ich schreibe. Ich denke. Ich hinterfrage. Nicht die Maschine. Und das werde ich auch weiterhin tun. Nicht mit der Schreibmaschine, wie ein Schriftsteller in den 70er Jahren, aber mit Hirn, Herzblut und Haltung.
Foto von Luis Villasmil auf Unsplash