Impuls 191 – Teil 2. Zuhören – dafür habe ich nun wirklich keine Zeit!
Stellen Sie sich doch mal vor, Sie sind Betriebsleiter und haben eine Diskussion mit einem Ihrer Lager-Mitarbeiter über eine von Ihnen gewünschte Optimierung. Ihr Mitarbeiter sagt leicht gereizt „… wenn Sie den Prozess optimieren wollen, dann müssten wir erstmal im Lager alles aufräumen und die Penner-Produkte rausschmeißen und…“ Sie denken, so ein sturer Bock, der will nicht mitziehen. Veränderungen einfach umzusetzen, funktioniert nicht in dieser Abteilung! Und dann geben Sie Ihre exakte Anweisung, dass die Veränderung so und so umzusetzen ist – also so, wie Sie das wollen.
Und Sie haben recht, Ihr Lagermitarbeiter will wirklich nicht mitziehen. Der ist wirklich oft destruktiv und nicht gerade der offenste, was Neuerungen angeht. Eins entgeht Ihnen allerdings in Ihrem Ärger um diesen widerwilligen Mitarbeiter. Die Anmerkungen Ihres Lagerteamleiters mit dem Aufräumen und dem Rausschmiss der Penner-Produkte, die seit Jahren wie Blei in den Regalen liegen, stimmt. Nur werden diese nicht entsorgt, sondern weiterhin mitgeschleppt und verhindern eine effiziente Optimierung der Lagerplätze.
Auch widerwillige Mitarbeiter sagen oft Dinge, bei denen Sie gut zuhören sollten. Denn im Trotz sprechen Menschen oft unverblümt die Wahrheit aus.
Schlechtes Zuhören kostet richtig viel Geld
Das Detail der Penner-Produkte entgeht dem Bereichsleiter. Da dieser Manager auch noch zur Sorte Führungskräfte gehört, die gewohnheitsmäßig die Lösungen selbst vorgeben, werden die Mitarbeiter nicht gefragt. Mitbestimmung fällt aus. Mitdenken ebenso. Statt Mehr-Hirn-Denken herrscht weniger potentes Chef-Hirn-Denken. Und nach dem Gespräch zwischen den beiden herrscht wieder Frust im Lager, da die „da oben“ mal wieder in völliger Unkenntnis Entscheidungen treffen.
Solche Mitarbeiter zu führen, ist nicht leicht. Das kostet viele Nerven. Wenn Sie mit Ihren Delegationswünschen auf Granit beißen, dann kann zuhören Ihnen zwar keine willigen Mitarbeiter zaubern; zuhören ist aber der einzige Weg zu einer Lösung, denn es gilt, die Bedenken und Einwände der Mitarbeiter sehr erst zu nehmen, zu besprechen und sogar für die Lösung zu nutzen wie im oben genannten Beispiel. Wer mehr Details wünscht, liest noch einmal nach im Impuls 187 „Delegieren für Fortgeschrittene“. Dort finden Sie ein sehr gutes Rezept für Einwandbehandlung mit Mitarbeitern.
Dieser Bereichsleiter hätte viel gewinnen können, wenn er richtig zugehört hätte: Mitdenken des Mitarbeiters, Lust auf Verbesserungen, Engagement, das Gefühl mitzugestalten, Stolz einen Beitrag geleistet zu haben für das eigene Lager und für das Unternehmen.
Stattdessen erntet der Bereichsleiter: Frust, Dienst nach Vorschrift, Unzufriedenheit über den eigenen Chef, der nur auf dem hohem Ross sitzt und keine Ahnung hat von den Details des Tagesgeschäfts und schließlich Magengrummeln beim Mitarbeiter, wenn morgens sein Wecker klingelt.
Das alles ist eine Frage des Zuhörens.
Die nachhaltige Lösung: Tägliches Training
Was können Sie jetzt konkret tun, wenn Sie Ihre Zuhör-Qualität steigern wollen?
Zunächst einmal sprechen wir hier von einer neuen Gewohnheit. Eine neue Gewohnheit erschaffen Sie für sich selbst nur durch Üben, Üben, Üben.
Wollen Sie das? Wirklich?
Ok, so geht es:
Nach jedem Eins-zu-eins-Gespräch geben Sie sich eine Zuhör-Note:
1 = Einfühlsames Zuhören
2 = Aufmerksames Zuhören
3 = Selektives Zuhören
4 = Vortäuschen
5 = Ignorieren
Wenn es keine glatte Note ist, dann wählen Sie die passende Note dazwischen. Legen Sie sich nun einen Kontakt auf Ihrem Smartphone an mit dem Namen „Zuhör-Qualität“.
Dann geben Sie sich in den „Notizen“ 3-4 Mal am Tag eine Note immer nach Ihren Eins-zu-eins-Gesprächen, sei es, dass das Gespräch eine Minute dauerte oder eine Stunde. Weitere Noten trennen Sie mit einem Komma ab.
Das Ziel ist pro Gespräch im Schnitt die Note 2 oder besser.
Allein der Gedanke, dass Sie sich selbst gleich eine Note geben werden und der Wunsch, zwischen 1 und 2 zu liegen, wird Ihre Zuhör-Qualität erhöhen. Wenn Sie das ständige Monitoren im Handy oder an anderer für Sie noch besser passenderen Stelle nicht tun, haben Sie keine Erinnerung, dauerhaft keinen Ansporn und werden auch keine positiven neuen Zuhör-Gewohnheiten erringen.
Wenn Sie mehr Details zum Thema „Neue Gewohnheiten und Umsetzungs-Disziplin“ wünschen, so lesen Sie den Blog-Impuls 196: „Umsetzungs-Diszplin und neue Gewohnheiten“.
Wenn Sie die Notizen im Handy mehrmals täglich machen, können Sie nicht keine Fortschritte erzielen. Es kann aber je nach Persönlichkeit mehrere Wochen oder Monate dauern bis Sie signifikant besser werden.
Von nichts kommt auch kein Fortschritt. Wenn Sie eine neue Sprache richtig gut lernen möchten, dann müssen Sie dafür mehrmals die Woche intensiv oder täglich lernen. Das gleiche gilt auch, wenn Sie besser zuhören können wollen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren Gesprächspartnern mindestens aufmerksam zuhören und dadurch Ihre Gesprächsergebnisse und die Beziehungsqualität zu Ihren Kollegen und Mitarbeitern deutlich erhöhen werden.
Ihr Markus Jotzo
Nun, freue ich mich auf Sie in der kommenden Woche im Blog-Impuls 193: „Lösungen vom Mitarbeiter, nicht vom Scheffe!“. Darin erfahren Sie, wie Sie in Ihrem Team mehr Engagement, Kreativität und Mitdenken bewirken.
Und wenn Ihnen dieser Impuls gefallen hat, dann empfehlen Sie diesen an eine andere Führungskraft, der Sie etwas Gutes tun wollen. Danke, dass Sie positive Botschaften weiter verbreiten!