Impuls 19. Weicheier-Chefs vs. harte Diktatoren
Angela Merkel und Vladimir Putin zusammen auf der Bühne. Mit versteinerten Blicken sitzen beide da. Mundwinkel nach unten.
Zwischen Berlin und Moskau gibt es ganz offiziell dicke Luft. Frau Merkel hat Herrn Putin ihre Meinung gesagt. Wie auf dem Foto gut zu erkennen, fand Herr Putin diese nicht so gut. bit.ly/T6IV5b
Es geht um Beute von Kunstschätzen aus dem zweiten Weltkrieg, Menschenrechte und harte Verhandlungen.
Haben Chefs ein Rückrat?
Und in deutschen Unternehmen?
Trauen sich Chefs ihren Mitarbeitern und Kollegen klar die Meinung zu sagen?
Bekommen Mitarbeiter auch in brenzligen Situationen eine klare Ansage, wie es um die Chef-Zufriedenheit steht?
Kürzlich coachte ich einen Geschäftsführer für ein Krisengespräch mit einem Mitarbeiter, der ganz klar schlecht performt.
Welche Gespräche es denn schon gegeben hat? „Naja, eigentlich … also, wir haben schon mal darüber gesprochen, dass er was ändern soll.“
Gab es eine schriftliche Zusammenfassung der Punkte, die im Argen liegen? „Nein.“
Gab es eine konkrete Vereinbarung, welches Verhalten mit welchen Ergebnissen der Mitarbeiter zukünftig erzielen soll? „Nicht so direkt.“
Nach einigen weitern Wochen haben sich Mitarbeiter und Geschäftsführer darauf geeinigt, die Zusammenarbeit ganz zu beenden.
Dabei lässt sich so manches Loch stopfen, wenn der Chef nicht wartet, bis der ganze Eimer durchgerostet ist.
Das heißt frühzeitiges, klares Feedback.
Mit ZDF. Zahlen, Daten, Fakten: Beispiele für ungewünschtes Verhalten und ungewünschte Ergebnisse.
Mit einer schriftlichen Zusammenfassung.
Mit regelmäßigen Gesprächen, zum Beispiel alle zwei Wochen um die gleiche Uhrzeit für 30 Minuten.
Themen des Gesprächs: 1. Welches Verhalten und Ergebnis war seit dem letzten Gespräch gut? 2. Welches Verhalten und Ergebnis war seit dem letzten Gespräch nicht gut? Beide Seiten sammeln Beispiele und tauschen sich offen aus.
Letzter Punkt ist das geplante Verhalten und Ergebnisse bis zum nächsten Gespräch.
Nett ist die kleine Schwester von …
Man darf sich ruhig mal nicht mögen.
Die Formel lautet „Nicht nett sein, sondern respektvoll“.
Respektlos ist es, sich Kritisches nicht zu sagen.
In einer guten Zusammenarbeit kommt regelmäßig Kritisches zur Sprache. Wer viel arbeitet, macht auch viele Fehler.
Also raus damit!
Das Gute im Unternehmen: Wir können tatsächlich Dinge klären und weitermachen. Also: Wem in Ihrem Umfeld möchten Sie mitteilen, was Sie sich anders wünschen? Auf geht’s!
Angela Merkel und Vladimir Putin haben sich übrigens wieder vertragen. Zumindest lächeln beide wieder. bit.ly/1bbJbb1
Es gibt also Hoffnung auf ein Leben nach dem Feedback-Gespräch.