Impuls 129. Mein Unternehmen, mein Stamm
Mein Unternehmen ist ein Stamm. Und ich bin der Häuptling. Oder wie sonst erklären Sie sich das Ergebnis des Linked Personnel Panels von Ende letzten Jahres zu Arbeitsqualität und wirtschaftlichem Erfolg?
Die Forscher fragten Mitarbeiter in deutschen Betrieben nach ihren Gründen für einen Jobwechsel in den vorangegangenen Jahren. Auf Platz 1 schaffte es der Wunsch nach einem guten Betriebsklima, gefolgt von besseren Vorgesetzten und einer fairen Behandlung durch Kollegen auf Platz 3. Erst auf Platz 5 wurde die bessere Bezahlung als Grund für den Jobwechsel genannt.
Das Arbeitsklima macht’s
Ist das nicht erstaunlich, dass die Aussicht auf mehr Geld nur den fünften Platz belegt? Aber schauen Sie sich die Plätze 1 bis 3 mal genauer an: Sie alle zeigen, dass Menschen sich an Ihrem Arbeitsplatz vor allem in einer intakten Gruppe bewegen wollen. Die Gewinnerplätze werden also belegt vom Wunsch nach Zugehörigkeit zum Stamm.
Der Duden beschreibt einen Stamm als eine „größere Gruppe von Menschen, die sich im Hinblick auf verschiedene Gemeinsamkeiten von anderen Gruppen unterscheidet“. Da das Betriebsklima, das Stammesumfeld, offensichtlich wichtig ist, können sich Führungskräfte fragen, was denn ihren Stamm ausmacht und was ihn von anderen Gruppen unterscheidet.
Damit meine ich jetzt nicht solche Dinge wie das kostenlose Müsli in der Büroküche, den Mitarbeiterrabatt auf die Firmenprodukte oder die ergodynamischen Gummibälle statt klappriger Bürostühle. Es geht mir um echte stammeseigene Gemeinsamkeiten.
Mensch und Zielerreicher sein – beides ist elementar
Wie sorgen Führungskräfte dafür, dass ihre Mitarbeiter sich zusammen wohlfühlen und sie gleichsam als guten Häuptling des Stamms akzeptieren?
Ein optimales Betriebsklima befähigt und fördert die Mitarbeiter. Das wird durch Fortbildungen und einen betriebseigenen Kindergarten sicherlich unterstützt. Entscheidend sind aber drei andere Punkte: ein Miteinander und gegenseitige Unterstützung im Team, eine Feedback-Kultur, in der positive und negative Themen offen besprochen werden, und eine Arbeitsatmosphäre, in der die Mitarbeiter Verantwortung auch für herausfordernde Tätigkeiten übernehmen. Außerdem interessiert sich ein angesehener Chef und geschätzter Häuptling für seine Mitarbeiter – inklusive ihrer persönlichen Sorgen und Nöte. Der Schlüssel dazu ist wie so oft die gute Kommunikation und ein echter Zeitinvest für Gespräche mit den Mitarbeitern.
Tomahawk und Friedenspfeife
Wie Chefs führen, ist den Mitarbeitern – ganz offensichtlich – viel wichtiger als ihre Bezahlung.
Darum nehmen Sie sich Ihres Stammes an: Sorgen Sie sich um ihn. Benennen Sie aber auch Dinge, die nicht zufriedenstellend laufen – klar und deutlich: Schwingen Sie den Tomahawk und machen Sie klare Ansagen! Geben Sie aber auch Verantwortung aus der Hand und vertrauen Sie auf die Fähigkeiten Ihrer Mitarbeiter: Rauchen Sie die Friedenspfeife!
Was meinen Sie? Ich jedenfalls mache mich jetzt gleich wieder an die Arbeit. Mein neuer Spitzname … Sitting Bull.