Impuls 140. Vom Aussterben bedroht: So retten Sie die Kreativität
Bamm! Siemens landete 2015 mit einem harten Knall auf dem Boden. Ganze 13.100 Arbeitsplätze strich die Geschäftsleitung gegen großen Protest, weil mehrere Bereiche nicht ausreichend Erträge abwarfen. Der Konzern war unter anderem nicht kreativ und innovativ genug in den Internetbereich eingestiegen. Die Lösung? Siemens gründete eine hauseigene Startup-Schmiede.
Und Sie? Wie bringen Sie mehr Kreativität in Ihr Unternehmen, ohne gleich eine ganze Startup-Schmiede gründen zu müssen? Mein Vorschlag: Nutzen Sie Ihre Mitarbeiter.
Wer nicht fragt, bleibt dumm
„Ach was, bei meinen Mitarbeitern sind schon einige Freizeitoptimierer dabei. Von denen kommt nichts Kreatives“, tönt es mir da schon mal in einem Führungskräfte-Workshop entgegen. Sorry, aber „suboptimal“ finde ich dann, wenn Führungskräfte denken, kreatives Engagement wäre etwas für das betriebliche Vorschlagswesen und kein Führungsthema. Oder kreative Vorschläge werden einmal im Jahr bei einem Innovationswettbewerb gesammelt, für den die gesamte Firma einen halben Tag frei bekommt.
Kreativität braucht täglich freie Spielräume. Die Frage ist also, wie Sie das Arbeitsumfeld Ihrer Mitarbeiter so gestalten, dass sie neue Ideen entwickeln können, und wie die besten dieser Ideen eine schnelle Umsetzung finden.
Ein Universalrezept dafür gibt es nicht, denn jedes Unternehmen ist anders organisiert. Sie als Führungskraft können aber Ihre eigene kreative Revolution anzetteln. Wenn Sie wissen wollen, was Ihren Mitarbeitern zum kreativen Denken fehlt – dann fragen Sie doch einfach.
Kreative Freiräume sind individuell
Die Antworten werden mit Garantie sehr unterschiedlich ausfallen. Der eine wünscht sich mehr Ruhe zum Nachdenken, die andere mehr kreatives Chaos, der dritte einen Nachmittag ohne Telefondienst. Egal, was es ist, das Ihre Mitarbeiter kreativ aufblühen lässt: Entscheidend ist, dass sie merken, dass Sie es ernst meinen.
Erlauben Sie die Entwicklung von neuen Ideen nicht nur, sondern fördern Sie sie. Ob Sie nun Kreativnachmittage einführen, jedem Mitarbeiter einen gewissen Anteil seiner Arbeitszeit für die kreative Arbeit freistellen oder andere Lösungen finden – das bleibt ganz Ihnen und den Bedürfnissen Ihres Teams überlassen.
Das eigene Ego parken
Entscheidend ist Ihre Einstellung. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter jeden Tag in Gesprächen mit Ihnen, Ihrem Chef, spüren, dass Sie ihre Ideen und Kreativität nutzen möchten.
So empfehle ich Ihnen, Ihre Standard-„Denk-doch-erst-mal-selber-nach“-Frage zu definieren: Wenn ein Mitarbeiter mit einem Problem zu Ihnen kommt, dann geben Sie ihm nicht einfach Ihre Lösung. Parken Sie Ihr Ego und fordern Sie ein, dass Ihre Mitarbeiter zu jedem Problem auch ein bis zwei Lösungsansätze mitliefern. Bei mir lautet die Frage: „Was schlägst Du denn vor?“ – jedes Mal exakt der gleiche Wortlaut.
Ihre Mitarbeiter haben die Lösung
Geben Sie Ihren Mitarbeitern in Dialogen die Chance, die Lösung selbst zu entwickeln. Rational verstehen und wissen das alle Führungskräfte. Aber wenn ich es im Training mit ihnen übe, dann bringen vier von fünf Führungskräften selbst die Lösung, obwohl es das erklärte Ziel der Übung ist, dass die Lösung vom Mitarbeiter kommt. Also nehmen Sie sich nicht so wichtig und lassen Sie die Mitarbeiter glänzen mit Ihren Lösungen.
Und wenn ein Mitarbeiter mit einer kreativen, vielleicht sogar verrückten Idee aufwartet, dann denken Sie doch erst mal darüber nach, was daran gut ist, anstatt die Idee gleich zu verwerfen. So motivieren Sie Ihr Team, nicht schnell aufzugeben und immer wieder neue Ideen zu bringen.
Und bitte lassen Sie sich nicht zum Ideenklau verleiten. Das Argument „Der Mitarbeiter profitiert doch auch davon, wenn das Unternehmen profitiert“ zählt nicht! Würdigen Sie gute Ideen Ihrer Mitarbeiter und nennen Sie bei Nutzung der Ideen mit anderen Kollegen immer den Erfinder mit Namen.
Sie werden sich an einer kreativen Unternehmenskultur erfreuen können – mit spürbaren Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit. Denn wo nicht nur ein Hirn auf Hochtouren läuft, sondern alle, kommen definitiv mehr gute Ideen zustande.