Impuls 183. Du hast mein Vertrauen missbraucht!
Vor gut einem halben Jahr haben zwei direkte Kollegen mein Vertrauen missbraucht. Wir hatten eine Absprache, aber die beiden haben sich nicht daran gehalten.
Sie haben Ihre Machtposition ausgenutzt und ich konnte nichts dagegen machen!
Was nun?
Rache?
Sich beschweren?
Zukünftig nicht mehr vertrauen?
Eine Mitarbeiterin sagte unlängst zu mir, dass ich Mitarbeitern „ganz schön viel Vertrauen“ schenke.
Bin ich ein Idiot, der es nicht rafft, wie man sich in dieser Welt vernünftig verhält?
Was ist meine Alternative?
Die Alternative ist, alles zu kontrollieren, die Leine ganz eng halten und Mitarbeiter und Geschäftspartner stets sehr eng zu führen.
Hm, also ich bin schon ein Mensch, der viel genau wissen will, der ehrgeizig ist und der natürlich bei diversen Projekten auch durchaus über viele Details spricht.
Sonst hätte ich auch nicht das Buch „Loslassen für Führungskräfte“ schreiben können, wenn ich selbst mit dem Loslassen kein Thema hatte und auch immer wieder habe.
Je länger ich Mitarbeiter führe, je länger ich selbstständig bin, mit je mehr Führungskräften ich spreche in meinen Vorträgen und Seminaren, desto klarer wird mir, dass nur derjenige eine große Menge an Ergebnissen produzieren kann, der vertraut.
Henne oder Ei? Erst die gute Leistung oder erst das Vertrauen?
Nun können Sie sagen, Sie vertrauen erst dann und geben große Freiheiten bei Projekten und Aufgaben, wenn der Mitarbeiter es sich verdient hat. Ich empfehle immer, umgekehrt zu handeln – solange die Aufgabe innerhalb der anzunehmenden Kompetenzen des Mitarbeiters liegt. Erst vertrauen, erst Vorschusslorbeeren geben und dann sofort die Leistung des Mitarbeiters erwarten.
Das gleiche gilt für mich in der Zusammenarbeit mit Geschäftspartnern. Natürlich muss es schriftliche Verträge geben. Natürlich reichen mündliche Absprachen nicht überall aus. Wenn wir uns aber immer und überall absichern wollen, dann werden wir – vielleicht – etwas weniger Enttäuschungen erleben. Vor allem aber würden wir massiv Zeit investieren müssen, um uns abzusichern. Wir würden – so wie in vielen Unternehmen üblich – uns alles schriftlich geben lassen und so dafür sorgen, dass wir noch langsamer vorankommen.
Es gibt keine Fehler!
Das Problem in Unternehmen ist, dass immer wieder nach Schuldigen gesucht wird, anstatt Lösungen zu erarbeiten.
Wir könnten so viel schneller sein, wenn wir endlich verstehen würden „Es gibt keine Fehler!“
Also, natürlich gibt es Fehler, aber oft geht es bei Fehlerdiskussionen um Schuldzuweisungen, um Gesichtsverlust und um Nachteile bei Karriere und Ansehen.
Das ist aber doch nicht der Zweck von Fehlern!
Warum beginnen wir nicht damit, Fehler mit Bewunderung zu belohnen?
Weil jemand etwas gewagt hat!
Weil der Mitarbeiter nicht nur Dienst nach Vorschrift gemacht hat, weil er sich nicht das letzte Details hat absegnen lassen, sondern weil er sich engagiert reingekniet und dann halt einen Fehler gemacht hat.
Warum beginnen wir nicht damit, Fehler allein dafür zu nutzen, die Weichen für die Zukunft gemeinsam anders zu stellen?
Warum nehmen wir nicht Fehler als normal hin?
Wer viel arbeitet macht viele Fehler.
Wer wenig arbeitet, macht wenige Fehler.
Wer keine Fehler macht, ist ein faules Schw…
Es gibt so viele Arten von Fehlern: Konzentrationsfehler. Fehler wegen mangelnder Informationen. Fehler, weil jemand ein Risiko eingegangen ist.
Wenn ein Mitarbeiter einen Fehler macht – diese Sichtweise empfehle ich jeder Führungskraft – dann ist dies stets ein Fehler des Chefs, auch wenn der Mitarbeiter natürlich zum Sachverhalt Rede und Antwort zu stehen hat.
Wir Chefs sind es, die verantwortlich dafür sind, Weichen zu stellen.
Unsere Aufgabe ist, passende Mitarbeiter auszuwählen, sie zu schulen, zu entwickeln und Mitarbeitern bei Bedarf andere passendere Aufgaben zu geben.
Der Fisch stinkt vom Kopfe her. Immer.
Verantwortung, nicht Schuld
Verantwortung übernehmen, ist der einzige Weg, um Dinge in eine bessere Richtung zu lenken.
Daher übernehme ich Verantwortung für meine Ergebnisse.
Ich habe selbst die Verantwortung dafür, dass meine Kollegen, mein Vertrauen missbraucht haben!
Ich habe mich auf eine bestimmte Art und Weise verhalten, die die Beziehung zu meinen Kollegen geprägt hat.
Ich habe damit die Entscheidung meiner Kollegen beeinflusst – wenn auch nicht bewusst.
Zukünftig kann ich, mich bewusst anders verhalten, um in meiner Umwelt andere Reaktionen zu erhalten.
Wenn ich nur Opfer wäre, könnte mir das ja jeden Tag wieder passieren!
Aber: Wir sind niemals Opfer! Wir sind immer verantwortlich für die Ergebnisse, die uns zuteil werden.
Gibt unsere Welt manch einem ungünstige, ja extrem schwierige Rahmenbedingungen?
Ja, das tut sie.
Aber, jeder von uns gestaltet selbst. Und wenn es andere schaffen können, dann kann es jeder von uns – wenn er bereit ist, den Preis dafür zu zahlen. In der Komfortzone erzielen wir keine herausragenden Ergebnisse.
Dafür gilt es, am besten gleich 2-3 Schritte aus der Komfortzone herauszumachen.
Liebe Führungskräfte, ich wünsche Ihnen, mutige Schritte nach vorn, die passende Portion Vertrauen und dann Ihre verdienten Ergebnisse!
Ihr Markus Jotzo