Impuls 116. Der Chef ist nicht die Nummer 1
„Ein Europäer schlägt die US-Elite“ titelt der Harvard Business Manager in seiner aktuellen Ausgabe. Lars Rebien Sørensen, President & Chief Executive Officer des dänischen Pharmaunternehmens Novo Nordisk, ist in diesem Jahr „Der beste CEO der Welt“. Kein bekannter US-Topmanager, wie in den Rankings der Vorjahre, sondern ein eher unbekannter Manager, der im Vergleich zu den anderen CEOs sogar ein geringeres Gehalt erhält – und damit auch zufrieden ist.
Wie kommt das? Analysiert wurden wie bisher die Unternehmen, die Ende 2014 im Standard & Poor’s Global 1200 vertreten waren. Ab diesem Jahr müssen sich die Manager jedoch nicht nur am ökonomischen Erfolg messen lassen, sondern es werden auch soziale, ökologische und ethische Aspekte einbezogen. Endlich! Denn der ökonomische Erfolg von heute ist nichts wert ohne das strategische Denken an Morgen.
Und siehe da:
Die neuen Kriterien haben die Platzierung der weltbesten Konzernchefs durcheinander gewirbelt.
Im Interview mit dem Magazin macht der 61-jährige Sørensen deutlich, was er unter Führung versteht. Sein Erfolgsrezept ist seine Bescheidenheit: Der Chef des Weltmarktführers bei Medikamenten für Diabetespatienten mag diese Auszeichnung „Bester CEO der Welt“ eigentlich gar nicht. Lars Sørensen betont, dass er ein Team leitet, das gemeinsam daran arbeitet, das beste Unternehmen der Welt zu sein. Großartig! Er hat sein Ego erfolgreich geparkt und rückt seine Mitarbeiter in den Fokus.
Wie ist das bei Ihnen? Können Sie vieles besser als Ihre Mitarbeiter?
Führungskräfte sollten nicht versuchen, der beste Mitarbeiter im Team zu sein. Denn ihre Aufgabe ist es nicht, operativ mitzuarbeiten, sondern zu führen. Wenn Vorgesetzte die richtigen Fragen stellen, können die Mitarbeiter selbst auf die Lösung kommen. Führen heißt, die Mitarbeiter zu unterstützen, einen Rahmen zum produktiven Arbeiten zu schaffen, Vertrauen und Sicherheit zu vermitteln. Sicher fühlt sich das gut an, wenn Sie als Führungskraft die für Sie richtige Lösung vorgeben. Aber Sie verschenken etwas sehr Wertvolles: Die kreativen Ideen Ihrer Mitarbeiter.
Schöpfen Sie dieses oft versteckte Leistungs- und Ideenpotenzial für Ihr Unternehmen aus. Sie und Ihr Team werden wachsen: Denn Ihre Mitarbeiter lernen, wenn sie selbst denken und Projekte umsetzen. Sie wachsen an den Herausforderungen und neuen Aufgaben. Bedingung dafür ist, dass Sie und Ihre Mitarbeiter bereit sind, aus ihrer Komfortzone herauszutreten, neue Wege zu gehen und neue Denkweisen zuzulassen.
Auch Ihre Mitarbeiter können erstklassige Kunden erstklassig versorgen.
Nehmen Sie sich als Chef ruhig zurück, stellen Sie Ihr Ego hinten an, vertrauen Sie Ihren Mitarbeitern und lassen Sie Ihrem Team ausreichend Raum für eine eigene Meinung und eigene Lösungswege. Sie werden sehen, es entstehen innovative Ideen. Und ganz nebenbei schaffen Sie mehr Freiraum für sich selbst und können sich auf Ihre wesentlichen Aufgaben als Führungskraft konzentrieren.
Sie sind schon viele Jahre Führungskraft und kennen das alles bereits? Aber es zu wissen, heißt nicht, dass Sie das auch tatsächlich im Alltag umsetzen. Oder?
Ach ja: Wenn Sie wirklich wissen wollen, wie gut Sie als Führungskraft sind, trauen Sie sich, Ihre Mitarbeiter zu fragen. Die sind die einzigen, die das beantworten können.