Impuls 120. Mensch ärgere dich nicht zu lang
„Ich bin so blöd: Hätte ich doch den Chef nur um Hilfe gebeten, dann wäre das Projekt nicht in die Hose gegangen.“
„Wenn ich doch nur die Zeit zurückdrehen könnte, dann hätte ich Oma in Hamburg nochmal besucht.“
Wer weiß, vielleicht sagt sich auch Angela Merkel: „Hätte ich doch zu Beginn der Flüchtlingskrise nicht zu viel versprochen.“
Diese oder ähnliche Gedanken kennen Sie sicher auch.
Doch niemand kann die Zeit zurückdrehen und Dinge ungeschehen machen. Das muss auch gar nicht sein: Jeder Mensch macht Fehler oder verursacht mit seinem Handeln Situationen, die nicht so positiv für ihn oder sein Umfeld sind. Schließlich ist keiner perfekt – und das weiß eigentlich jeder. Eigentlich!
In gewissem Maß ist Ärgern und Bereuen sogar gut: Es regt zum Nachdenken und Reflektieren an. Sich zu ärgern hilft dabei, dass sich Menschen bewusst mit dem Erlebnis auseinandersetzen und analysieren, was schief gelaufen ist. Aber eben nur in gewissem Maß. Denn nach dem Ärgern kommt der viel bedeutendere Schritt:
Der Schlussstrich – das heißt, die Emotionen in den Griff zu bekommen und den Ärger besser als positiven Impuls zu nutzen. Verabschieden Sie sich nach dem Ärgern aus der Vergangenheit und wenden Sie sich der Zukunft zu!
Wie Ihnen das gelingt? Machen Sie sich zuerst bewusst, dass es normal ist Fehler zu machen und sich zu ärgern. Das gehört zum Leben dazu. Dann schauen Sie nach vorn, münzen Sie die „Ärgerenergie“ in positive Energie für die Zukunft um und treffen Sie für sich die Entscheidung: Wollen Sie in einer ähnlichen Situation nochmals genau so handeln, weil es für Sie genau der richtige Weg ist? Oder wollen Sie es gezielt anders machen, damit Ihnen so etwas nie wieder passiert? Sie entscheiden.
Es hilft nicht, dem am Jahresende gestrichenen Urlaub und der dadurch fehlenden Energie nachzuweinen. Es bringt Sie vielmehr weiter, den Blick auf das neue Jahr zu richten und sich bewusst dafür zu entscheiden, nie wieder Urlaub verfallen zu lassen. Sicher gibt es jedes Jahr dieselben Ausreden: „Das Projekt muss noch fertig werden.“ oder „Meine Frau hat ja auch keinen Urlaub, was soll ich dann zu Hause.“ Aber Sie entscheiden, wie schwer diese vermeintlichen Ausreden wiegen.
Nur wer sich offen Fehler eingesteht und rechtzeitig die Blickrichtung in die Zukunft richtet, wird aus der Vergangenheit lernen und sich weiterentwickeln. Aber nicht jeder Mensch ist in der Lage, schnell mit dem Geschehenen abzuschließen. Sie hängen dann in einer schier endlosen Ärgerphase fest, bereuen, jammern und verweilen im Sumpf aus Selbstmitleid und Frustration. Das sind beispielsweise die Menschen, die Jahre lang auf Ihren Expartner schimpfen und nicht die Freiheit genießen können. Das sind Mitarbeiter, die sich monatelang grämen, weil der Chef sie in der Zielvereinbarung anders eingeschätzt hat als sie selbst. Das sind diejenigen, die sich heute noch über den eigenen Fahrfehler von vor zwei Jahre aufregen, weil der dazu geführt hat, dass das Lieblingsauto Schrott war.
Solche Menschen haben Sie sicher auch in Ihrem privaten oder beruflichen Umfeld. Und wenn Sie ehrlich sind: Vielleicht gehören Sie selbst auch gelegentlich dazu.
Wenn jemand nicht selbst darauf kommt, einen Fehler abzuhaken oder sogar als Lernimpuls zu sehen, unterstützen Sie ihn doch dabei. Ich meine damit nicht, dass Sie „klugscheißern“ und Ihre Meinung aufdiktieren. Aber Sie könnten Menschen, die Ihnen wichtig sind, mit geschickten Fragen oder einem sehr wertschätzenden Tipp einen kleinen Anschub zum Umdenken geben – auch als Führungskraft. Verlangen Sie nicht, mit Ihren Mitarbeitern darüber zu sprechen. Holen Sie besser die Erlaubnis ein, Ihre Sichtweise aufzeigen zu dürfen.
Also ärgern Sie sich nicht zu lang! Ob für sich oder als Impuls für andere: Entscheiden Sie bewusst, dass der Blick in die Zukunft mehr Chancen bietet, als eine quälende Rückschau. Und nutzen Sie Ihre Energie, die Sie beim Ärgern entfalten, für den schwungvollen Start in neue Projekte und zur Umsetzung neuer Ideen.
Was tun Sie denn, wenn Sie im Ärger versumpfen?