Impuls 184. Was heißt k o n s e q u e n t Prioritäten setzen?
Wir starten direkt mit einer Denksportaufgabe:
Wie bekommst Du den Inhalt von 3 kleinen Flaschen Orangensaft – jeweils 0,2 Liter Flüssigkeit – gleichzeitig in 2 Gläser, die ebenfalls exakt 0,2 Liter Flüssigkeit fassen?
Also, 3 Flaschen mit je 200 ml Orangensaft gleichzeitig in zwei 200 ml Gläser…
Hast Du eine kreative Idee?
Was würdest Du antworten?
Übrigens, die Idee, eine Flasche auszutrinken und die anderen beiden in die Gläser zu schütten, gilt nicht, denn dann ist ja der Inhalt der drei Flaschen nicht gleichzeitig in den beiden Gläsern…
Na, hast Du eine erste Idee?
Ein Geschäftsführer schlug einmal vor: „Ich mach aus dem Saft Konzentrat.“ Gute Idee, oder? Der priorisiert die Essenz, etwas H2O geht dann eben verloren. Eine Ingenieurin hatte einmal in einem meiner Vorträge die geniale Idee, die Gläser von innen maximal auszufräsen. Dann passt natürlich mehr rein, aber eben immer noch nicht der Inhalt von allen drei Flaschen. Und eine Assistentin in einem anderen Vortrag sagte mal ganz einfach: „Tja, da brauch ich jemanden mit ’nem dritten Glas.“ Exakt. Dann passt alles in die Gläser … es passt nur in drei Gläser vollständig rein.
Falls Du eine weitere kreative Idee hast, schick mir ‘ne Mail … meine Kontaktdaten findest Du in den Shownotes.
Geht nicht, gibt’s nicht! – Bist Du sicher?
Fakt ist: Es geht nicht. Du kannst nicht den Inhalt der drei Flaschen gleichzeitig in zwei Gläser füllen. Genauso ist es auch jeden Tag in Deinem Job. Und natürlich auch im Privatleben mit Hund, Hobbies und Haus. Du kannst nur Deine Prioritäten schaffen, niemals alles.
Was also tun?
Natürlich kennst Du die Antwort bereits: Priorisieren! Ich meine aber: konsequent Prioritäten setzen. Sich wirklich Zeit nehmen für die wichtigsten Dinge. Du kennst das! Aber das Problem für viele Führungskräfte ist: sie kennen das zwar, aber de facto können sie das nicht. Oder sagen wir eher, sie priorisieren einigermaßen, aber es führt nicht zu den Ergebnissen, die sie sich wünschen. In einer Studie der Firma Coretelligence, in der 400 Bereichs- und Abteilungsleiter befragt wurden, sagen 6 von 10 Führungskräften, sie hätten keine Zeit oder zu wenig Zeit für Konzeption, Strategie, Planung. 6 von 10! Keine Zeit oder zu wenig Zeit, konsequent zu priorisieren.
Dein Erfolg oder Dein Misserfolg – je nach Deiner Priorität!
Und wenn Du Führungskraft bist – egal ob Bereichsleiter, Geschäftsführer, Unternehmer oder Teamleiter, dann ist Strategie und Planung DER Erfolgsfaktor für Deine Arbeit. Nicht für Deine tägliche Arbeit. Aber insgesamt für die Qualität Deiner Arbeitsergebnisse. Ohne diese Zeitinvestition, ohne diese wertvollen Gedanken geht es unkoordinierter, planloser und schlechter.
Natürlich kannst Du jeden Tag operativ Konkretes und Wichtiges wegschaffen. Du kannst schwierige Reklamationen eines langjährigen Stammkunden, den Du persönlich kennst, bearbeiten. Du kannst die Probleme Deines Mitarbeiters lösen oder hier ein Feuer und dort ein Feuer löschen. Das fühlt sich auch gut an, denn Du wirst als Führungskraft gebraucht. Ja, ohne Dich, die Führungskraft geht es einfach nicht!
Aber dann vernachlässigst Du vermutlich Deine Pflichten als vorausschauender Planer und Denker für Deinen Bereich. Denn dafür bleibt mal wieder zu wenig Zeit.
‚Keine Zeit‘ heißt, ich priorisiere etwas Anderes höher.
Wenn ich im Vortrag die zuhörenden Führungskräfte frage: „Wer von Euch hat ausreichend Zeit für Strategie, Planung, Konzeption?“, dann melden sich zwischen einer und 10 Personen … von durchschnittlich 100 Personen.
Maximal 10%! Mit anderen Worten: jede Führungskraft kennt zwar das Prinzip des Priorisierens. Und jede Führungskraft tut das sicherlich auch. Aber in der Konsequenz, dass es den meisten Führungskräften trotzdem nicht gelingt, für einen der langfristig entscheidendsten Erfolgsfaktoren ausreichend Zeit zu finden. Das Fehlen dieser klug durchdachten, langfristigen Denkweise ist in Zeiten des Wandels für viele Unternehmen tödlich. Auch das weißt Du, nicht wahr?
Nicht strategisch zu planen, ist wie Rauchen – tödlich!
Das ist wie mit dem Rauchen. Ein Freund von mir, Gründer, Inhaber und Geschäftsführer einer sehr erfolgreichen 50-Mitarbeiter-Firma raucht seit Jahrzehnten. Sein Arzt hat ihm auf dem Röntgenbild bereits gezeigt, dass die ersten Anzeichen zu sehen sind. Und trotzdem raucht er weiter. Und auch wenn es jetzt nur noch 8 oder 9 Zigaretten am Tag sind, so weiß er doch: Dieses Laster kostet ihn bummelig fünf Jahre Lebenszeit.
Das finde ich doof – aus verschiedenen Gründen: Erstens mag ich Michael sehr gern. Zweitens mögen ihn sehr viele weitere Menschen auf dieser Welt als Geschäftspartner, Chef, Pokerkumpanen, Freund und Lebenspartner. Und drittens werden die Krankheiten Michael vermutlich mehr Schmerz zufügen, als er heute Freude gewinnt. Nun, letzteres ist nur meine Hypothese.
Wenn Du nun als Führungskraft das Tagesgeschäft einer regelmäßigen Strategie-Sitzung mit Dir selbst oder Deinem Team vorziehst, dann setzt Du – genau wie der Raucher – das Leben Deines Unternehmens aufs Spiel.
Willst Du gewinnen? Oder nur nicht verlieren?
Wie gut willst Du denn Deinen Job machen? 75% gut oder 90-100% gut? Ok, 100% geht oft nicht, aber nahe dran wäre gut. Ich bin mir sicher, wenn Du auf über 90% kommen möchtest, dann schaffst Du das NUR mit „ausreichend Zeit für Strategie, Konzeption, Planung“. Punkt. Das wusstest Du vermutlich auch schon, bevor Du begonnen hast, diesen Blog-Impuls zu lesen. Doch wenn Du zur Mehrzahl der Führungskräfte gehörst, dann tust Du das noch nicht. Obwohl Du es weißt.
Jagen wie ein Löwe
Ok, nun willst Du wissen, wie Du das hinbekommst. Sehr gern: „Jage wie ein Löwe“ Denn ein guter Löwe jagt nicht allein…
Nein, Moment mal. W… Wer ist eigentlich im Löwenrudel für die Jagd zuständig?
Ja, genau, die meisten wissen das: die Löwinnen jagen. Eine existentiell wichtige Tätigkeit, wie das Rudel mit Nahrung zu versorgen, macht der Löwe nicht selbst. Der Löwe vertraut, darauf, dass die Löwinnen ihren Job gut machen. Und das tun die Löwinnen. Das ist schlaues Loslassen. Die Löwinnen sind etwas schlanker, leichter und können daher das Zick-Zack der Antilopen besser mitmachen. Sie sind einfach die besseren Jägerinnen.
Damit ist der Löwe Vorbild für jede Führungskraft. Und damit meine ich selbstverständlich weibliche, männliche und diverse Führungskräfte.
Bitte versteh‘ das Bild des loslassenden Löwen dieses Podcast im geschlechter-übertragenen Sinn. Auch Frauen und Diverse genauso geeignet für Führungspositionen wie Männer.
Eine meiner Kundinnen hat sich meine Löwenpostkarte an die Pinnwand gehängt, um sich immer wieder daran zu erinnern „Der Rudelführer jagt gar nicht selbst“, das machen die Löwinnen.
„Jagen oder Führen wie ein Löwe“ bedeutet also: Nicht alles selbst machen. Delegieren. Vertrauen. Nicht alles selbst entscheiden. Die Mitarbeitenden machen lassen und ihre Kompetenzen einbringen lassen ohne zu kontrollieren.
Die cleveren Löwinnen treffen viele Entscheidungen selbst ohne den Löwen: Die Löwinnen entscheiden, wann sie die Jagd beginnen. Die Löwinnen entscheiden, welche Tiere sie jagen werden. Und die Löwinnen erarbeiten selbst eine ausgeklügelte Jagdstrategie: Wer ist Treibern? Wer ist die Vollstreckerin? Wo legt sich welche Löwin auf die Lauer? Wie nah schleichen sie sich an? Wann starten die Löwinnen den Sprint auf die Beute? All das entscheiden die Löwinnen selbst. Damit ist der Löwe auch das Vorbild von sich selbst steuernden Teams. Denn die Jagd der Löwinnen funktioniert richtig gut. Dazu brauchen sie keine Tipps vom Rudelführer.
In Krisenzeiten, wenn wenig Beutetiere vorhanden sind, dann – und nur dann – hilft der Löwe auch schon mal mit, wenn es darum geht, ein größeres Tier zu erlegen wie eine Giraffe, einen jungen Elefanten oder einen Wasserbüffel. Da helfen die zusätzlichen 50 Kilogramm Körpergewicht eines Löwen. Aber ansonsten vertraut der Löwe auf die Kompetenzen der Löwinnen.
Das ist schlauer Fokus. Denn der Löwe hat Aufgaben, um die er sich selbst, nur höchstpersönlich kümmert … Nicht das, was Du jetzt denkst. Der Löwe hat die Aufgabe, das Jagdrevier des Rudels gegen andere Löwen oder Löwenrudel zu verteidigen. DAS ist seine Aufgabe. DAS ist seine Bestimmung. Der Löwe sorgt dafür, dass das Rudel überhaupt ein Jagdrevier hat, in dem es jagen kann. Für diese Aufgabe setzt er sogar sein eigenes Leben ein. Denn der Kampf um das Jagdrevier ist häufig ein Kampf um Leben und Tod.
Also, „jagen oder führen wie ein Löwe“ bedeutet: Vertrauen schenken. Und die Mitarbeitenden eigene Entscheidungen treffen lassen. Das gilt für männliche Mitarbeitenden und weibliche Mitarbeitende.
Tägliche Motivation auf Deinem Schreibtisch
Also, liebe Führungskraft, führe wie ein Löwe. Über den folgenden Link kannst Du Dir das PDF der Postkarte „Jagen Sie wie ein Löwe“ herunterladen und ausdrucken. Die erinnert Dich dann täglich daran, konsequent Prioritäten zu setzen.
Prioritäten setzen: Deine Lösung in drei Schritten
Wie setzt Du das nun konkret um? Wie findest Du Zeit für Strategie und Konzeption?
Schritt 1:
Frag’ Dich selbst zunächst: Wie viel Zeit benötigst Du pro Tag, pro Woche, pro Monat, pro Quartal, pro Jahr für Strategie, Planung, Konzeption?
Schritt 2:
Blocke diese Zeit in Deinem Kalender. Z.B. wöchentlich jeden Donnerstag von 8-9 Uhr oder jeden ersten Donnerstag im Monat von 8-11 Uhr. Stell Dir einen Serientermin für die nächsten 10 Jahre ein. Bei Bedarf passt Du diesen Termin an Deinen tatsächlichen Bedarf an.
Schritt 3:
Nun machst Du aus diesen Strategie-Meetings eine Routine, ein Ritual, das Du jede Woche tust, jedes Quartal, jedes Jahr – je nach Deinem Bedarf.
So wie Zähneputzen. Das Zähneputzen lässt Du auch nicht ausfallen, wenn Du gerade einen Handwerker anrufen musstest wegen der kaputten Heizung oder einem Wasserrohrbruch. Die Zähne werden vor dem Schlafengehen geputzt! Wenn es beim Zähneputzen geht, dann geht es auch beim Zeit-Einplanen und diese Zeit einhalten für Deine Strategie, Planung, Konzeption.
Prioritäten geschafft – und STOLZ!
Mit diesen 3 Schritten jagst Du wie ein Löwe und fokussierst Dich auf die für Dich wichtigsten Themen.
Du bist enttäuscht, weil Du am liebsten alles schaffen würdest? Nun, dann lies noch einmal den Anfang dieses Blog-Beitrages und das Beispiel mit den 3 Flaschen Orangensaft und den 2 Gläsern.
So gehörst Du ab sofort zu denjenigen, die auf die Frage „Hast Du ausreichend Zeit für Strategie, Planung, Konzeption?“ sagst: „Ja, das habe ich! Denn ich jage wie ein Löwe. Ich vertraue. Ich überlasse das Jagen meinen kompetenten Mitarbeitenden.“ Und sei ruhig stolz auf Deine Fähigkeit, denn die allermeisten Führungskräfte schaffen das nicht. Du legst so die Basis dafür, Deinen Job zu 90 bis 100% gut zu machen.
Machen oder nicht machen?
Du hast nun einen einfachen, sicheren Weg, wie Du wirksam Prioritäten setzt. Falls Du das nicht innerhalb der nächsten 5 Werktage umsetzt, dann lies diesen Blogbeitrag noch einmal oder hör‘ diesen Blog-Impuls in Form der ersten Episode meines Podcasts „Führen wie ein Löwe“ ein weiteres Mal. Dann ist vielleicht ein weiterer Impuls notwendig. Und wenn Du einen sicheren Tipp zum Thema Umsetzungs-Disziplin benötigst, dann hör’ die Podcast-Episode 11 „Umsetzungs-Disziplin“. Oder lies meinen Blog-Impuls 196. Die Umsetzungshacks des Blog-Artikels werden Dir helfen, konsequent Deine neue Ziel-Gewohnheit zu etablieren.
Jede Podast-Episode dauert übrigens nur 15 Minuten ist ideal für Deinen Weg zur Arbeit.
Ich wünsche Dir viel Erfolg beim Jagen wie ein Löwe! Ganz gleich ob Du m, w oder d bist. 🙂
Dein Markus Jotzo
Wenn Du Unterstützung bei diesem oder anderen Führungsthemen benötigst, dann schreib‘ mir oder rufe mich an.
Oder Du buchst Dir direkt einen Gesprächstermin mit mir, mit Markus Jotzo. Bitte bring in diesen Termin konkrete Fragen mit: „Wie gelingt es mir, …?“ oder „Wie kann ich es schaffen, …?“ Ich freue mich auf Dich im Gespräch. Einen Link für einen Gesprächstermin findest Du hier. Auf bald, Dein Markus